Franklin Templeton: Einblicke in die Situation der Schwellenländer – Die Zölle Trumps
Während Trumps Zölle Unsicherheit verursachen, könnten neue Konsumtrends in China und der Durchbruch von DeepSeek Anlagepotenzial bieten. Franklin Templeton Emerging Markets Equity teilt Beobachtungen der jüngsten Researchreise nach China.14.02.2025 | 10:46 Uhr
Drei Themen beschäftigen uns heute:
- Präsident Trump macht Ernst mit seiner Zollpolitik:
Auf US-Importe aus China, Kanada und Mexiko, die 40 % des US-Handels
ausmachen, werden Zölle zwischen 10 % und 25 % erhoben. Mexiko und
Kanada haben bereits eine vorübergehende Aussetzung der Maßnahmen
ausgehandelt. Die Gespräche mit China dauern an, auch wenn die Reaktion
dort verhaltener ausfällt. Offizielle Vertreter werden die
Rechtmäßigkeit der Zölle bei der Welthandelsorganisation anfechten und
haben eine Liste von US-Agrarimporten erstellt, auf die Zölle erhoben
werden könnten.
Es bleibt abzuwarten, ob die Zölle von Präsident Trump eine Verhandlungstaktik sind, ähnlich wie der jüngste Zwist mit Kolumbien in Einwanderungsfragen. Festzustellen ist, dass die Einwanderung über die Grenzen der USA mit Mexiko und Kanada im zweiten Halbjahr 2024 stark zurückgegangen ist1 und dass China im Jahr 2023 die Zusammenarbeit mit den USA bei der Kontrolle der Ausgangsstoffe für die Herstellung von Fentanyl wieder aufgenommen hat. Die Zahl der Todesfälle durch Fentanyl ist zwar nach wie vor unannehmbar hoch,2 nimmt aber ab.3 - Chinas Reaktion: Das chinesische Mondneujahrsfest 2025 dauerte acht Tage. Die Hoffnung war, dass diese längere Feiertagsperiode die Konsumausgaben ankurbeln würde. Unser Team vor Ort wird Hochfrequenzdaten und Social-Media-Daten analysieren, um Aufschluss über die Kauflaune der Chinesinnen und Chinesen zu erhalten. Wie wir feststellen, ändern sich die Konsumgewohnheiten in China, insbesondere durch den Anstieg des emotionalen Konsums, auf den sich immer mehr Unternehmen konzentrieren. Dieser Trend zeigt sich unter anderem in der gestiegenen Nachfrage der Konsumentinnen und Konsumenten nach Erlebnissen und preisgünstigen Waren.
- DeepSeek sorgt für Aufregung: Das auf künstlicher
Intelligenz (KI) basierende chinesische Argumentations-modell DeepSeek
ist kostengünstiger und effizienter als vergleichbare
Open-Source-Modelle aus den USA. Gemessen an den Testkriterien der
Chatbot-Bewertung von Large Model Systems (LMSYS) ist DeepSeek das
siebtbeste System.4 Die Effizienz des Modells wird an der
geringeren Anzahl von Chips deutlich, die zum Trainieren des Modells -
verwendet werden: Während das Liama-Modell von Meta 16.000 Chips
benötigt, kommen hier lediglich 2.000 Chips zum Einsatz. Außerdem wird
die Anzahl der erforderlichen Berechnungen durch Rundung reduziert. Das
Modell wird wahrscheinlich kurzfristig rund um den Globus zu mehr
Innovationen führen, da den Unternehmen der Open-Source-Code zur
Verfügung steht.
Ausblick
Der jüngsten Welle von Konjunkturprogrammen in China lag nicht mehr ein angebots-, sondern ein nachfrageorientierter Ansatz zugrunde. Unser Portfoliomanager für asiatische Aktienmärkte hat sich auf eine Erkundungsreise nach China gemacht, um einen Einblick in die Konsumlandschaft zu erhalten und die Auswirkungen der Konjunkturprogramme zu untersuchen.
Eine wesentliche Erkenntnis der Reise: Die Konsumtrends haben sich gewandelt. Die chinesischen Unternehmen halten nach neuen Wachstumsmöglichkeiten Ausschau. Zu diesen Möglichkeiten gehören der Einstieg in neue Segmente und die Expansion ins Ausland.
Öffnung Chinas gegenüber der Welt
Unser Portfoliomanager hat ein Gespräch mit einem Experten für grenzüberschreitenden E-Commerce geführt. Früher gründeten chinesische Unternehmen Niederlassungen in Mexiko. Mögliche zollbedingte Komplikationen zwischen den USA und Mexiko haben jedoch einige chinesische Unternehmen dazu veranlasst, sich nach Alternativen umzusehen.
Interessanterweise sind die Kosten in Mexiko etwa 20 % höher als in China und Südostasien. Dazu tragen unter anderem die Kosten bei, die durch Gewerkschaften entstehen. Aufgrund der größeren kulturellen Nähe und der natürlichen geografischen Vorteile sind Vietnam und Thailand für chinesische Unternehmen nun attraktiver als Mexiko.
Abgesehen von diesen neuen Wachstumsmöglichkeiten sind wir auch der Meinung, dass die Unternehmen generative KI nutzen könnten, um ihre Reichweite zu vergrößern. China macht hier Fortschritte, und der gegenwärtige Entwicklungsstand der generativen KI ermöglicht es chinesischen Händlern bereits, fremdsprachige Inhalte auf ihren Plattformen zu generieren. Dies könnte ein Einstieg in einige ausländische Verbrauchermärkte sein.
Emotionaler Konsum
Reisen, Haustiere und Überraschungsboxen sind neue, aber starke Segmente, die in China an Bedeutung gewonnen haben. Angesichts einer nachlassenden Konjunktur, die zu einer Schwäche auf dem Arbeitsmarkt geführt hat, geben Chinas Jugendliche zunehmend Geld für Sammelfiguren und Plüschtiere (auch bekannt als Guzi) aus, die ihnen gute Laune machen oder auch als Anlageobjekte dienen. Letzteres gilt insbesondere für Guzi, die sehr gefragt sind. Prognosen zufolge könnte der Guzi-Markt im Jahr 2029 ein Volumen von über 300 Mrd. Yuan erreichen, nachdem er 2023 noch ein Volumen von 120,1 Mrd. Yuan aufwies.5 Selbst ohne staatliche Anreize trotzt die Guzi Branche der Einzelhandelsflaute im Land.
Unser Portfoliomanager hat sich auch mit dem Management von zwei einheimischen Hotelketten getroffen, die berichteten, dass die Nachfrage nach Urlaubsreisen nach wie vor sehr hoch ist. Was Geschäftsreisen betrifft, so geben große chinesische Unternehmen den einheimischen Hotelketten inzwischen den Vorzug vor westlichen Hotels. Eine der Hotelketten verwies auf Verträge mit mehreren bekannten chinesischen Unternehmen. Dieser Wandel der Präferenzen bietet unseres Erachtens Chancen, die nur wenige Anleger in ihrem Blickfeld haben.
Chinas Konsum hängt weiterhin von der Marktstimmung ab, und uns ist bewusst, dass die Rahmenbedingungen schwierig sind. Nach der China-Reise unseres Portfoliomanagers sind wir jedoch zuversichtlich, dass es auf diesem Markt klare Trends mit spezifischen Chancen gibt.
Marktkommentar: Januar 2025
Die Aktien der Schwellenländer legten im Berichtsmonat zu. US-Präsident Donald Trump trat seine zweite Amtszeit an und veröffentlichte entgegen seiner früheren Haltung ein umfassendes Handelsmemo, in dem er davon absah, sofort neue Zölle für wichtige Handelspartner einzuführen. Während er auf chinesische Waren inzwischen Zölle erhoben hat, wurden die Zölle auf mexikanische Importe vorerst aufgeschoben. Der MSCI EM Index rentierte im Berichtsmonat mit 1,81 %, während der MSCI World Index um 3,55 % zulegte.
Die Aktienmärkte in den asiatischen Schwellenländern entwickelten sich positiv. Das Wachstum des chinesischen Bruttoinlandsprodukts (BIP) im vierten Quartal übertraf die Erwartungen und führte zu einer BIP-Wachstumsrate von 5 % für das Gesamtjahr. Dies deckte sich mit dem Ziel der Regierung. Trumps zuvor kommunizierte Präferenz, von Zöllen für China abzusehen, ließ die Aktienmärkte in den positiven Bereich steigen. Die chinesischen Behörden kündigten weitere Maßnahmen zur Stützung des Wachstums an, darunter die Erweiterung der Palette an Haushaltsgeräten, für die eine Inzahlungnahme infrage kommt. Außerdem wurden Maßnahmen zur Stabilisierung der Aktienmärkte des Landes getroffen, wie z. B. die Herausgabe von Leitlinien für börsennotierte Unternehmen zur Steigerung der Aktienrückkäufe. Die Ankündigung von Präsident Trump, ein neues KI-Infrastrukturprojekt zu starten, verlieh einer Vielzahl von KI-Chip-Unternehmen, darunter auch einzelnen Titeln in Taiwan und Südkorea, einen gewissen Auftrieb. Die Veröffentlichung der KI-Modelle des chinesischen Startup-Unternehmens DeepSeek, die aufgrund ihrer Wettbewerbsfähigkeit und höheren Kosten-effizienz gegenüber anderen KI-Anwendungen Aufmerksamkeit erregten, führte jedoch zu Volatilität bei KI-bezogenen Aktien. Indische Aktien mussten Verluste hinnehmen. Die Unternehmens-gewinne in Indien und der schwache Konsum enttäuschten die Anleger weiterhin.
In den europäischen Schwellenländern, im Nahen Osten und in Afrika tendierten die Aktienmärkte leicht aufwärts. Grund dafür war unter anderem ein Waffenstillstandsabkommen zwischen Israel und der Hamas-Miliz, das die geopolitischen Spannungen etwas verringerte. In Saudi-Arabien möchte der Kronprinz Berichten zufolge in den nächsten vier Jahren die Investitionen und den Handel mit den USA ausbauen. Außerdem wuchs die Wirtschaft Saudi-Arabiens 2024 wieder, und zwar auch das Nichtöl-Segment.
Aktien aus Schwellenländern der Region Lateinamerika verzeichneten Kursgewinne. Der brasilianische Aktienmarkt gewann wieder an Boden. Die steigenden Metallpreise erwiesen sich als vorteilhaft für die Bergbauaktien des Landes. Die brasilianische Zentralbank hat zur Inflationsbekämpfung zudem ihren Leitzins angehoben. Nach vorläufigen Schätzungen verzeichnete die mexikanische Wirtschaft erstmals seit 2021 einen vierteljährlichen Rückgang. Das BIP sank im vierten Quartal um 0,6 %, was auf eine schwächere Inlandsnachfrage und die unsichere Lage in Bezug auf US-Zölle zurückzuführen ist.
Fußnoten
- Quelle: US Customs and Border Protection. Laut dem monatlichen Update vom Dezember 2024 ist die Zahl der zwischen den Grenzübergängen entlang der Südwestgrenze aufgegriffenen Personen von Mai bis Dezember 2024 um 60 % und die entsprechende Zahl für die kanadische Grenze im gleichen Zeitraum um mehr als 85 % zurückgegangen. cbp.gov. 14. Januar 2025.
- Quelle: Centers for Disease Control and Prevention der USA. Aus den Daten geht hervor, dass es in den 12 Monaten bis August 2024 zu 89.740 tödlichen Überdosierungen von Fentanyl und sämtlichen sonstigen Straßendrogen kam. Dies entspricht einem Rückgang um 22 % im Vergleich zum vorherigen 12-Monats-Zeitraum.
- Der Rückgang der Todesfälle dürfte auf viele Faktoren zurückzuführen sein, darunter die zunehmende Verfügbarkeit des Opioidantagonisten Naloxon.
- Quelle: lmsys.org.
- Quelle: iiMedia Research.
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im Vergleich zu vielen anderen Ländern eine größere Rolle.
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