FRweekly briefing: „9.000 Punkte im DAX sind möglich“

Regelmäßig zu Wochenbeginn informiert FundResearch über die aktuelle Markteinschätzungen und –ausblicke.

17.06.2013 | 08:28 Uhr von «Patrick Daum»

Aktien: DAX kann 9.000 Punkte knacken

Der DAX dürfte vorerst weiter steigen, ist Harald Preißler, Chefvolkswirt der Investmentboutique Bantleon, überzeugt. 9.000 Punkte oder mehr seien durchaus möglich. Entscheidend sei aber die Lage im Herbst. Sollte sich in den Wachstumsperspektiven eine leichte Delle abzeichnen, könnte sich der DAX nach der starken Aufwärtsphase konsolidieren. Gebe es hingegen Anzeichen für eine Rezession, sei ein Einbruch von mindestens 20 Prozent drin.

Dass die Luft am Aktienmarkt noch lange nicht dünn wird, glaubt auch Peter Fehrenbach, Investmentchef der Vermögensverwaltung Euroswitch: „Die Börsen können in den nächsten Monaten noch volatil sein, doch schaut man sich die Aktienmärkte aus einer längerfristigen Perspektive an, dann muss einem bei den heutigen Börsenständen nicht schwindelig werden.“ Nicht nur in Europa, auch in anderen Teilen der Erde gebe es noch Potenzial für weitere Kurssteigerungen.

Weniger euphorisch zeigt sich Christoph Geyer, technischer Analyst der Commerzbank: „Der DAX hat vergangene Woche die wichtige Unterstützung von 8.050 Punkten unterschritten.“ Zwar will er keine Panik aufkommen lassen, doch habe das Unterschreiten die technische Lage etwas eingetrübt.

Renten: Ende des Bullenmarkts

Luca Paolini, Chefstratege bei Pictet, sieht ein Ende des Bullen-Rentenmarkts gekommen. Anleihen hätten im April dieses Jahres ihren Boden erreicht. US-Bonds rentierten mit rund 1,6 Prozent, zehnjährige Bundesanleihen fielen Anfang Mai auf unter 1,2  Prozent. „Das Ende des seit Anfang der 1980er-Jahre bestehenden Bullenmarkts wurde damit eingeläutet“, so der Stratege. Da nach Ansicht Paolinis die Inflationsraten in den kommenden drei bis fünf Jahren deutlich steigen werden, müssten US-Staatsanleihen eine Rendite von fünf Prozent bieten.

Jason Singer, Portfoliomanager bei Goldman Sachs, ist überzeugt, dass die Notenbanken die Leitzinsen wieder erhöhen werden. Aber nicht in absehbarer Zeit. Renteninvestoren drohe dennoch ein erhebliches Risiko, sollte die quantitative Lockerung enden, obwohl Inflation und Wirtschaftswachstum noch niedrig sind. Die Folge wären steigende Renditen an den Anleihemärkten. Bei länger laufenden Papieren könnten sie sich sogar verdoppeln. Dies bedeute Kursverluste für dort investierte Anleger. Nicht das Kredit- sondern das Durationsrisiko sei daher die größte Gefahr.

Christian Heger, CIO bei HSBC Global Asset Management, hält Sorgen über eine bevorstehende Zinswende für verfrüht: „Die niedrigen Inflationsraten und die labile Weltwirtschaft lassen kaum eine Zinswende der Notenbanken zu.“ In den USA werde Geldpolitik bis ins kommende Jahr hinein von einer Nullzinspolitik und dem Anleihekaufprogramm geprägt sein. Gut für Investoren: „Aus unserer Sicht gibt es nur wenig Anlass, von einer risikofreundlichen Stimmung in eine Risikoaversion zu wechseln.“

Rohstoffe: Institutionelle drücken Goldpreis weiter

Ob der aktuelle Abwärtstrend des Goldpreises nun zu Ende ist, könne nur schwer gesagt werden, meint Martin Siegel, Fondsmanager des Stabilitas Gold + Ressourcen. Er macht das Verhalten institutioneller Investoren für den Trend verantwortlich. „Da die institutionellen Investoren offensichtlich von Zentralbanken gedeckt werden, ist eine Vorhersage über ein mögliches Ende des Trends nicht möglich.“ Sollte die private Goldnachfrage auf dem aktuellen Niveau bleiben oder sogar noch ansteigen, dann sei ein Ende des Abwärtstrends unausweichlich. Durch die stabil bleibende weltweite Nachfrage hält er eine langfristige Goldhausse für nicht unwahrscheinlich: „Ich wäre nicht überrascht, wenn die 2.000-Dollar-Marke noch 2013 überschritten wird.“

Der Goldpreiskollaps im April habe massiven Schaden angerichtet, findet Ronald-Peter Stöferle, Geschäftsführer der Incrementum AG. „Ich bin der festen Überzeugung, dass die Reparatur des Chartbildes einige Zeit in Anspruch nehmen wird.“ Von seinem vor einigen Jahren formulierten Langfristziel von 2.300 US-Dollar je Unze will er jedoch nicht abrücken. Auch wenn er derzeit keine Euphorie am Goldmarkt sieht, seien Skepsis, Angst und Panik nie der Endpunkt einer langfristigen Hausse.

Schwellenländer: Übertriebene Diskriminierung der BRIC-Märkte

Die nicht mehr so stark ausfallenden Kurszuwächse der BRIC-Börsen hingen mit den niedrigeren Wachstumsraten dieser Volkswirtschaften zusammen, sagt Julian Mayo, Co-CIO bei Charlemagne Capital. Zudem investierten Anleger derzeit insbesondere in Unternehmen von Ländern, in denen die lockere Geldpolitik der Notenbanken die Kursentwicklung weitgehend bestimmt. „Derzeit erleben wir aber eine meiner Meinung nach übertriebene Diskriminierung der BRIC-Märkte“, findet Mayo. So werde die russische Börse aufgrund einer für Investoren unfreundlich empfundenen Politik gemieden. Das KGV des russischen Marktes sei hingegen mit 5,6 sehr günstig. Für Mayo ist gut vorstellbar, dass westliche Investoren wieder vermehrt in den Schwellenländern investieren werden, sobald es zu Korrekturen an den Märkten der Industriestaaten kommt. „Die Märkte sind billig, die Verlustrisiken begrenzt.“

(PD)

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