FRweekly-briefing: „Alles zurück auf null“

Immer zu Wochenbeginn informiert FundResearch über aktuelle Markteinschätzungen und -ausblicke.

26.05.2014 | 06:45 Uhr von «Patrick Daum»

Nach dem letzten Rekordhoch ging es für den Deutschen Aktienindex DAX zwischenzeitlich auf unter 9.650 Punkte zurück. „Die Risikoaffinität hat sich an den Kapitalmärkten schnell in Risikoscheu gewandelt“, macht Oliver Roth, Marktexperte der Close Brothers Seydler Bank, den Grund dafür fest. „Zunächst entfachte die Aussicht auf weitere geldpolitische Maßnahmen der EZB dies- und jenseits des Atlantiks ein Kursfeuerwerk.“ Doch seien die Erwartungen der Marktteilnehmer teilweise übertrieben gewesen. „Dadurch entsteht natürlich ein gewisses Enttäuschungspotenzial, das sich aber zumindest an den Aktienbörsen im Rahmen hält, weil diese keine Vorschusslorbeeren vergeben haben.“ Und jetzt? „Alles wieder zurück auf null“, meint Roth. „Nach kurzem Ausbruch konnten die Märkte das Rekordniveau nicht halten und verfielen wieder in Langeweile.“ Der Seydler-Experte geht jedoch davon aus, dass die Kurse bald wieder in Bewegung geraten werden: „Die EZB wird auf ihrer Sitzung im Juni handeln. Die Frage ist nur, welche Mittel eingesetzt werden.“ Der DAX befände sich daher weiterhin in der Kursspanne zwischen 9.350 und 9.800 Punkten. „Deshalb heißt es Pulver trocken halten, solange nicht klar ist, was die EZB plant. Ende Mai kommt wieder mehr Bewegung in die Märkte.“

Helaba: Höhere Notierungen fundamental nicht gerechtfertigt

Aus fundamentaler Sicht scheinen Kurssteigerungen aktuell eher unwahrscheinlich. Helaba-Volkswirt Markus Reinwand weist darauf hin, dass aufgrund einer bisher durchwachsen verlaufenden Berichtssaison und eines bereits hohen Bewertungsniveaus bei den international führenden Aktienindizes kaum noch Spiel nach oben bestehe. „Der Renditerutsch bei Staatsanleihen hat Dividendentiteln angesichts der Verschiebung der relativen Bewertung zuletzt zwar noch etwas Luft verschafft. Sollten die Renditen von US-Treasuries und Bundesanleihen wie von uns erwartet in den kommenden Monaten wieder ansteigen, zieht das Argument nicht mehr.“ Für nachhaltig höhere Notierungen fehle die fundamentale Rechtfertigung. 

Auch LBBW-Analyst Werner Bader glaubt insbesondere wegen den Rahmenbedingungen vorerst nicht an weitere Bestmarken des DAX: „Der Ost-West-Konflikt, der im beinahe täglichen Wechsel einmal auf Entspannung, dann wieder auf Verschärfung hindeutet, schwelt weiter. Zudem ist die Bewertung durch den Kursanstieg in anspruchsvolle Bereiche geklettert und bietet wenig fundamentale Kursspielräume.“ Für diese Woche erwartet er daher  eine Fortsetzung der Konsolidierungsbewegung.

Techniker: Ziel 10.000 Punkte bleibt bestehen

Lass die Fundamentalen nörgeln, wird indes das Motto der Charttechniker sein. Denn bis auf wenige Ausnahmen, feiern sie in diesem Jahr eine riesige Party. Das Motto: „DAX 10.000“. Davon lassen sie sich auch nicht abbringen. Mittelfristig sieht Franz-Georg Wenner von chartanalyse.de zwar eine Fortsetzung der Seitwärtsbewegung des DAX. „Die untere Begrenzung des Aufwärtskanals steigt aber kontinuierlich an und schneidet vermutlich im Sommer den frischen Widerstand um 9.800 Punkte“, so seine Prognose. „Spätestens dann sind die Würfel gefallen – entweder bricht der DAX den Aufwärtstrend oder neue Rekordhochs werden ausgebildet.“ Derzeit reiche die Energie der Bullen allerdings noch nicht für einen Ausbruch über diese Marke. „Erst nach einem Tagesschluss über 9.800 Zähler wird der Deckel gelüftet sein“, ist Wenner überzeugt. „Die 10.000er-Marke wäre dann wahrscheinlich nur eine Frage der Zeit.“

Sophia Wurm, technische Analystin der Commerzbank, ist noch optimistischer: Sie hält unverändert an ihrem DAX-Jahresziel von 10.500 Punkten fest. „Der deutsche Aktienindex befindet sich derzeit in einer Seitwärtskonsolidierung unterhalb der Widerstandszone im Bereich von 9.700 bis 9.800 Punkten mit trendbestätigendem Charakter nach oben“, erläutert sie den mittelfristigen Ausblick. Übergeordnet bleibe der DAX in einer Hausse-Bewegung. 

(PD)

Diesen Beitrag teilen: