FRweekly-briefing: DAX 20.000

Immer zu Wochenbeginn informiert FundResearch über aktuelle Markteinschätzungen und -ausblicke.

10.06.2014 | 09:00 Uhr von «Patrick Daum»

Der Tag wird in die Börsen-Historie eingehen: Am 5. Juni ging plötzlich alles ganz schnell: Die Europäische Zentralbank gab eine erneute Leitzinssenkung sowie einen erstmals negativen Einlagenzins für Banken bekannt (FundResearch berichtete) und der Deutsche Aktienindex machte einen Satz nach oben. Genauer gesagt: Auf 10.013 Punkte. Allerdings fiel er danach wieder auf unter 9.920 Punkte, konnte sich jedoch erholen und kletterte wieder gen 10.000. 

Fidelity: „11.000 Punkte bis Sommer 2015“

Macht diese Marke den Anlegern Angst? „Die Angst vor Höchstständen an sich ist irrational“, sagt Christian von Engelbrechten, Fondsmanager bei Fidelity Worldwide Investment. Die langfristige Weltwirtschaftsentwicklung werde den DAX kontinuierlich weiter nach oben bringen. „Noch nach jedem Rückschlag hat der DAX in den Folgejahren die Abschläge wieder aufgeholt und neue Höchststände erzielt. Das wird auch weiterhin so sein.“ Von Engelbrechten stellt sich vielmehr die Frage, ob der DAX inzwischen zu teuer ist: „Das Kurs-Gewinn-Verhältnis liegt jetzt zwischen 13 und 14, der langjährige Durchschnitt bei 15.“ Daher sei das Bewertungsniveau zwar nicht mehr besonders günstig, von einer Übertreibung könne aber auch keine Rede sein. „Zumal sich die deutschen Unternehmen in den letzten Monaten und Jahren deutlich verbessert haben uns ihre Bilanzen historisch stark sind.“ Also weiter nach oben mit dem Börsenbarometer? „Auf absehbare Zeit rechne ich nicht mit einem starken und länger andauernden Rückschlag“, so der Fondsmanager. „Vielmehr erwarte ich – sofern sich ein Gewinnwachstum von etwa zehn Prozent über die nächsten zwölf Monate fortsetzt – einen DAX-Stand von 11.000 Punkten bis zum Sommer 2015.“

Crash-Prophet und Fondsmanager Max Otte pflichtet von Engelbrechten bei und hält den DAX für relativ fair bewertet. Auch die 11.000 Punkte hat er im Blick – schon in wenigen Monaten. Dirk Arning von Drescher & Cie. ist da nicht ganz so optimistisch: „Der DAX hat gute Chancen, die Marke von 11.000 Punkten innerhalb der kommenden 18 Monate zu erreichen. Allerdings wird die Luft dünner.“

Halver: Keine Alternativen zu Aktien

Börsen-Experte und Berufsoptimist Robert Halver von der Baader Bank erkennt ebenfalls keinen Grund, warum der DAX wieder einbrechen sollte: „Die Zutaten sind durchaus gegeben, dass die Aktienhausse noch weiterläuft. Erstens, weil die Beschleunigung der Weltkonjunktur weiter geht.“ Die Ängste vor einem Hard Landing seien momentan weniger stark ausgeprägt. „Zweitens ist nach der Entscheidung der EZB mit einer anhaltend üppigen Geldpolitik zu rechne. Und drittens gibt es ja keine Alternativen, bei Pensionskassen und Vermögensverwaltern herrscht Anlagenotstand.“ Zwar könnten Rückschläge nicht ausgeschlossen werden, aber einen Fall unter 9.270 Punkte erwartet Halver vorerst nicht. Die Reise gehe vielmehr in die andere Richtung: „Mindestens 10.500 Punkte zum Jahresende müssten drin sein, eben weil es keine Alternativen zu Aktien gibt und weil die Geldpolitik aktiv mitspielt.“ Der Experte ist sich sicher, dass auch die nächsten 10.000 Punkte möglich sind: „Die werden wir auch noch sehen. Aktien werden langfristig attraktiv bleiben.“ Aus der geldpolitischen Rettungsnummer gebe es kein Rauskommen, da der normale geldpolitische Zyklus nicht mehr intakt sei.

(PD)

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