FRweekly briefing: „DAX gerät im August unter Druck“

Regelmäßig zu Wochenbeginn informiert FundResearch über die aktuelle Markteinschätzungen und –ausblicke.

24.06.2013 | 06:45 Uhr von «Patrick Daum»

Aktien: DAX bis Ende der Woche auf maximal 8.650 Punkte

Der Deutsche Aktienindex DAX verzeichnete vergangene Woche vergleichsweise starke Einbrüche, nachdem vorher ein Allzeithoch erreicht wurde. Nach Ansicht von Klaus Deppermann von der BHF Bank könnte sich der Ausbruch über die Hochs von 2000 und 20007 jedoch als Fehlausbruch erweisen. Für diese Woche erwartet er bestenfalls eine Seitwärtsbewegung zwischen 8.000 und maximal 8.650 Punkten. „Spätestens im August dürfte der DAX dann, ähnlich wie bereits viele andere Aktienindizes weltweit, deutlich unter Druck geraten“, meint der Charttechniker.

„Ich gehe von einer konjunkturellen Verbesserung in der zweiten Jahreshälfte aus“, sagt hingegen Philipp van Hove, Portfoliomanager bei HansaInvest. „Anleger könnten dann mit europäischen Aktien im laufenden Jahr noch Spaß haben.“ Die nächste Quartalssaison werde entscheidend sein. „Dann kommen die Signale aus den Unternehmen und zeigen, wie es um die Konjunktur in Europa bestellt ist.“ Die bisherige Rallye am Aktienmarkt habe zu einer überkauften Situation in verschiedenen Indizes geführt, die sich nun abbaue. „Ausgehend von der jüngsten Konsolidierung kann das aktuelle Niveau einen guten Einstiegszeitpunkt darstellen“, zeigt sich van Hove optimistisch. Dass es für europäische Aktien in den kommenden sechs Monaten nach oben gehe, hänge aber auch von den Notenbanken ab. Diese dürften sich nicht schneller als erwartet aus dem Markt zurückziehen.

US-Notenbank-Chef Ben Bernanke will derweil die Zinsen wieder erhöhen. „Er hat angekündigt, sachte den Fuß vom Gas nehmen zu wollen und nicht hart auf die Bremse zu treten“, sagt Trevor Greetham, Leiter Asset Allocation bei Fidelity Worldwide Investment. „Das ist eine vertraute Notenbankmetapher, die verdeutlichen soll, dass zwischen dem Ende der quantitativen Lockerung und dem ersten Zinsanstieg einige Zeit liegen wird.“ Daher bleibt er für Aktien positiv: „Aktien gewichte ich weiterhin leicht über. Langfristig ist diese Anlageklasse weit weniger anfällig für ein Anziehen der geldpolitischen Schrauben als Anleihen.“ US-Aktien gewichtet er stärker und Titel aus den Schwellenländern schwächer. „Der japanische Aktienmarkt dürfte im Zuge der aktuellen Verkaufswelle attraktiv werden.“

Renten: Klumpenrisiko bei Staatsanleihen

 Investoren sollten wachsam sein, welche spezifischen Risiken sie auf dem Rentenmarkt eingehen, findet Wolfgang Mader, Head of Asset Allocation Strategies bei Allianz GI Global Solutions. „Zu viele Staatsanleihen im Portfolio zu halten, kann eine sehr risikoreiche Option sein und gewünschte Rendite- und Risikoziele verfehlen.“ Um diese Renditelücke zu schließen, sollten auch risikoreichere Anlageklassen ins Portfolio aufgenommen werden.

Eine potenziell höhere Rendite verspricht sich Andreas Utermann, Global Chief Investment Officer bei Allianz GI, von Spread Produkten – etwa hochverzinsliche oder Schellenländer-Anleihen. Zudem böten sie im Gegensatz zu Staatsanleihen auch einen Risikopuffer im Falle einer Zinserhöhung. „Das ist Teil einer Neuausrichtung des weltwirtschaftlichen Gleichgewichts und dürfte die Aufwertung von Schwellenländerwährungen und insbesondere des chinesischen Renminbi in den kommenden Jahrzehnten weiterhin unterstützen.“

Laut David Tan, Chief Investment Officer für Fixed Income Asia Pacific, bieten gerade asiatische Anleihen eine Möglichkeit, die strukturellen Probleme, die bei den Staatsanleihen entwickelter Länder zu erkennen sind, im Portfolio durch Diversifikation abzuschwächen. Denn die asiatischen Volkswirtschaften korrelierten noch nicht vollständig mir den entwickelten Ländern: „Die asiatischen Volkswirtschaften weisen starke Fundamentaldaten auf, sodass sie in Krisenzeiten eigenständig gegensteuern können.“ Der Zinsaufschlag, den asiatische Anleihen ihren Investoren bieten, sei im Durchschnitt attraktiv. „Es ist irgendwie paradox, dass trotz der zu Grunde liegenden Stärke dieser Volkswirtschaften bei asiatischen Staatsanleihen durchschnittlich höhere Zinsaufschläge locken.“

Rohstoffe: Platin und Palladium mit größtem Potenzial

Matthias Kuzinsky von Lupus Alpha glaubt, dass der Goldmarkt sein Gleichgewicht gefunden hat: „Nach dem Kursverfall im April hatte sich die physische Goldnachfrage zwar deutlich erhöht, langsam ebbt sie aber wieder ab, so dass – eine Verschärfung der Krisen ausgeschlossen – das Aufwärtspotenzial für 2013 ziemlich begrenzt ist.“ Ein größeres Preispotenzial sieht er bei Platin und Palladium: „Bei diesen beiden Edelmetallen ist nach der jüngsten Korrektur mittlerweile ein Niveau erreicht, bei dem es sich lohnen könnte, wieder auf die Long-Seite zu wechseln.“ Während beim Gold die Angebotsmenge deutlich über der Nachfrage liege, sei das bei Platin und Palladium eher umgekehrt.

Bastian Hepperle von der Deka Bank sieht das ähnlich: „Die Abflüsse aus den Gold-ETCs haben sich zwar deutlich verlangsamt, ein Ende ist aber noch nicht in Sicht. Wir rechnen mittelfristig weiterhin mit einem Rückgang des Goldpreises.“ Von einer erwarteten moderaten Konjunkturbelebung in den kommenden Monaten dürften seiner Ansicht nach die konjunkturreagiblen Rohstoffe am besten abschneiden. „Das sind insbesondere die Industriemetalle und diejenigen Edelmetalle, die auch von der Industrie genutzt werden, wie Palladium, Platin und Silber.“ Für die „Krisenwährung“ Gold erwartet er hingegen auf Sicht der kommenden Monate eine Seitwärtsentwicklung um 1.400 US-Dollar je Feinunze.

(PD)

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