FRweekly-briefing: Der DAX – Kein Sommermärchen

Immer zu Wochenbeginn informiert FundResearch über aktuelle Markteinschätzungen und -ausblicke.

04.08.2014 | 09:44 Uhr von «Patrick Daum»

Commerzbank: Geopolitische Risiken wirken sich negativ auf den DAX aus

Die Krise in der Ukraine und auch den Konflikt im Gaza-Streifen steckten die Kapitalmärkte lange gut weg. Die neuen Sanktionen und Zahlungsunfähigkeit Argentiniens waren dann aber wohl doch zu viel. Am vergangenen Freitag fiel der DAX um 2,1 Prozent auf 9.210 Punkte. Für Andreas Hürkamp, Analyst der Commerzbank, kam das nicht überraschend. Neben den geopolitischen Risiken wirkten sich auch das enttäuschende Wachstum im Euroraum und steigende Inflationserwartungen in den USA negativ auf den Leitindex aus: „So signalisierte die jüngste Abschwächung des M1-Geldmengenwachstums im Euroraum, dass das Wirtschaftswachstum eher moderat bleiben wird.“ Einen größeren Einbruch des DAX erwartet er jedoch nicht. „Wegen des starken Wachstums der Geldmenge M1 in den USA, der rekordniedrigen Renditen von Unternehmensanleihen und der robusten Entwicklung der US-Unternehmensgewinne dürften Investoren bei möglichen DAX-Rücksetzern nachkaufen.“

GECAM: Probleme an den Börsen sind hausgemacht

Etwas negativer sieht es Daniel Zindstein, Portfoliomanager bei GECAM: „Deutschland ein Sommermärchen – dieses Gefühl konnte man nach dem Gewinn der Fußball-Weltmeisterschaft kurzfristig gewinnen. Auch an der Börse herrschte aufgrund der klaren Verhältnisse – Nullzinsen, Wirtschaftswachstum, alternativlose Aktien – Hochstimmung.“ Im Gegensatz zu den meisten Märchen mit Happy End, habe das Sommermärchen an den Börsen aber ein ungewisses Ende. „Europa und Deutschland verabschieden sich gerade von den Wirtschaftswachstumsaussichten, die noch zu Jahresanfang so rosig erschienen.“ Die Probleme sind für Zindstein größtenteils hausgemacht: „Keine wirklichen Reformen in den Kernländern Italien und Frankreich, stattdessen Lippenbekenntnisse zur eigenen Stärke und frischer Mut nach der Europawahl neue Verschuldungsorgien zu fordern, vorzugsweise zu Lasten Deutschlands.“ Aber auch die Bundesrepublik sei auf dem besten Weg, die Erfolge der Agenda 2010 zu verspielen und dem Negativbeispiel der Politik in der Peripherie vor der Finanzkrise zu folgen: „Regulierung, Umverteilung, Sozialisierung, Staatsdirigismus“, zählt Zindstein auf. „Frei nach dem Motto - 'wenn's  dem Esel zu Wohl wird, geht er aufs Eis...', wird aktiv in Marktmechanismen zentraler Art eingegriffen.“

Helaba: Aus technischer Sicht dominieren die Risiken

Aus fundamentaler Sicht also keine guten Nachrichten für die nahe Zukunft des Deutschen Leitindex. Aber auch die Techniker geben keinen Grund zur Hoffnung. „Im Wochenchart dominieren die Risiken“, sagt Ulrich Wortberg, technischer Analyst der Helaba. „Wir gehen davon aus, dass es im Anschluss an eine kurzzeitige Zwischenerholung zu erneuten Kursrückgängen kommen wird.“ Besonders schwerwiegend ist für Jörg Scherer, Analyst bei HSBC Trinkaus, der Bruch des Aufwärtstrends seit September 2011 bei 9.600 Punkten. „Allerdings – und das dokumentieren die letzten Wochenkerzen – hielten sich Anschlussverkäufe nach dem Bruch den Aufwärtstrends in Grenzen.“ Und Dirk Oppermann, Charttechniker der DZ Bank warnte schon zu Beginn der vergangenen Woche, dass die Marke von 9.600 gehalten werde müsse. „Kann sie nicht nachhaltig verteidigt werden, ergeben sich sogar weitergehende Kursrisiken bis in den Bereich der steigenden 200-Tage-LInie um 9.470 Punkte.“ So war es – und am Freitag ging es dann noch tiefer runter.

Im Video erläutern Robert Halver (Baader Bank) und „Mr. DAX“ Dirk Müller, warum Aktien noch immer die Assetklasse der Wahl ist

(PD)

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