FRweekly-briefing: Deutsche Bank sprengt Party

Regelmäßig zu Wochenbeginn informiert FundResearch über aktuelle Markteinschätzungen und –ausblicke.

25.11.2013 | 06:45 Uhr von «Patrick Daum»

Baader Bank: DAX erreicht 2013 noch die Marke von 9.500 Punkten

Es vergeht derzeit kaum eine Woche ohne neue Rekorde. Zuletzt lag das neue Schlusskurs-Allzeithoch des DAX bei rund 9.253 Punkten. Seit Anfang Oktober kennt der deutsche Leitindex nur eine Richtung: nach oben. Am 9. Oktober notierte er noch bei 8.516 Punkten. Ein Anstieg von über 700 Punkten in sechs Wochen. Aber irgendwann reißt jede Serie. Ist es bald soweit? Andreas Hürkamp von der Commerzbank hält es für absolut wahrscheinlich, dass es nach den jüngsten Kursgewinnen noch in diesem Jahr zu Konsolidierungen kommen wird – allerdings nur kurzfristig. „Mittelfristig signalisieren monetäre Indikatoren in den USA, wie die steile Zinskurve, dass der Bullenmarkt an den Aktienmärkten weitergehen sollte.“ Die Volatilität könnte jedoch zunehmen. „Investoren sollten Kursrücksetzer weiterhin zum Nachkaufen von Aktien nutzen“, rät der Commerzbanker.

Robert Halver von der Baader Bank sieht ebenfalls insgesamt kein Ende der Rekordjagd. Bis Jahresende habe der DAX das Potenzial, auf 9.500 Punkte anzusteigen. „Dafür spricht nicht zuletzt die Saisonalität“, meint der Börsenexperte. Im historischen Rückblick folgten auf starke zweite und dritte Aktienquartale fast immer auch solide Jahresendspurte. Die Landesbank Berlin zeigt sich ebenfalls zuversichtlich, auch wenn die Berichtssaison in Europa keine überzeugenden Ergebnisse habe liefern können. „In den USA haben knapp drei Viertel der S&P-Unternehmen die Gewinnerwartungen übertroffen, in Europa nur 53 Prozent“, heißt es aus der Hauptstadt. Dennoch: „Eine technische Korrektur sollte angesichts der überkauften Marktlage zwar nicht überraschen, aber die zentralbankgetriebene Liquiditätshausse dürfte andauern.“ Inzwischen ist der allgemeine Optimismus auch bei den Anlegern zurückgekehrt. Der Bull/Bear-Index der Profis stieg zuletzt von 51,7 auf 57,2 Punkte und rangiert damit deutlich auf der bullishen Seite. Bei den Privatanlegern erreichte er mit 71,1 Punkten sogar einen historischen Höchstwert.

HSBC: DAX bleibt charttechnisch auf Rekordjagd

Auch aus charttechnischer Sicht sieht es nicht nach einem Ende der Hausse aus: „Klar etablierter Bullenmarkt auf allen großen Zeitebenen“, verkünden die Analysten von BNP Paribas. „Das positive Gesamtbild bleibt intakt“, sagt Armin Kremser von der DZ Bank. Es gebe ein kurzfristiges Anschlusspotenzial bis 9.325 Punkte. „Solange der Aufwärtstrend Bestand hat, sollte nicht dagegen gehandelt werden“, rät Christoph Geyer von der Commerzbank.

Für Christian Henke, Analyst beim Broker IG, kann es sogar noch weiter nach oben gehen: „Dank einer zuletzt steigenden Trenddynamik sowie der gültigen Kaufsignale bei den Trendfolgeindikatoren bzw. Oszillatoren auf Monatsbasis, könnte die Reise in Richtung der oberen Trendkanallinie bei momentan 9.560 Punkten fortgesetzt werden.“ Eine Konsolidierung werde und müsse jedoch irgendwann einmal kommen. „Keine Frage, der DAX bleibt auch aus charttechnischer Sicht auf Rekordjagd“, ist Jana Meier von HSBC Trinkaus überzeugt. „Dennoch gibt es hier und da erste leichte Schwächetendenzen.“ Dass der Leitindex in der vergangenen Woche im Bereich von 9.200 Punkten ins Stocken kam, sei kein Zufall gewesen. Denn mit der auf Wochenbasis dominierenden Trendlinie von 9.204 Punkten, die die Hochs vom März 2012 und Mai 2013 verbindet, befinde sich auf der Oberseite ein ernstzunehmender Widerstand. „Erst wenn per Wochenschluss ein nachhaltiger Sprung darüber gelingt, wird die nächste Zündstufe gestartet und das bisherige Rekordhoch dauerhaft überwunden“, glaubt Meier. Genau dies ist dem DAX am vergangenen Freitag mit einem Schlusskurs von rund 9.219 Punkten gelungen.

Deutsche Bank: Absturz auf 8.400 noch in diesem Jahr

Es herrscht Partystimmung bei den Marktteilnehmern. Am liebsten würden sie bis Silvester durchfeiern. Doch wie so häufig, gibt es auf jeder ausgelassenen Feier jemanden, der mürrisch in der Ecke steht. Dieser jemand ist seit Mitte vergangener Woche nicht irgendjemand, sondern Deutschlands größte Bank. Die Deutsche Bank. Mitten in die Hoffnungen auf eine Jahresendrallye schossen die DB-Analysten dagegen: Zum Jahresende werde der deutsche Leitindex nur noch bei 8.400 Punkten stehen. Das hat gesessen. Nach einem Anstieg von 1.600 Punkten seit Jahresbeginn prognostizieren sie für die nächsten rund fünf Wochen einen Absturz um etwa 800 Punkte. Als Grund dafür sehen die Deutschbanker die Neunmonatszahlen, die Unternehmen aus Europa in den vergangenen Wochen präsentiert haben. Die Bilanzen seien „relativ schwach“ gewesen. Nur gut ein Drittel habe bei den Umsätzen die Markterwartungen übertroffen.

Aktienhändler reagierten verblüfft. Eine Korrektur um fast neun Prozent in so kurzer Zeit ist schwer vorstellbar. „Viele Akteure sind in Aktien investiert und haben vor dem Jahresende kein Interesse daran, dass der Markt stärker fällt“, zitiert das Wallstreet Journal einen Händler. Auch Analyst Ronan Carr von Morgan Stanley kann nicht so recht an die Prognose der Deutschen Bank glauben: „Die hohen Cash-Bestände, die Zuflüsse in Aktienfonds und auch die Saisonalität wirken weiter unterstützend.“ Markus Zeiß von LBBW Asset Management meint: „Angesichts der besseren Konjunkturaussichten stehen die Chancen für positive Ergebnisüberraschungen 2014 relativ gut.“ Daher habe der DAX auch jetzt noch Spielraum nach oben.

So ganz wollten die Deutsche-Bank-Analysten die Party dann doch nicht sprengen: „Ende 2014 dürfte der DAX mit der Erholung der Weltwirtschaft zulegen und auf 9.700 Punkte steigen.“

(PD)

Diesen Beitrag teilen: