FRweekly-briefing: „Never short a dull market“

Regelmäßig zu Wochenbeginn informiert FundResearch über aktuelle Markteinschätzungen und –ausblicke.

04.11.2013 | 06:45 Uhr von «Patrick Daum»

Cognitrend: „Keine normale Rallye“

„Eines lässt sich mit Sicherheit sagen: In den vergangenen 30 Jahren dürfte es kaum einen Aufwärtstrend mit neuen Allzeithochs gegeben haben, über den sich so wenige Händler gefreut haben“, wundert sich Joachim Goldberg von cognitrend mit Blick auf die DAX-Entwicklung. „Statt großer Torten und Blitzlichtgewitter scheint sich die DAX-Rallye in diesem Jahr historisch als eine der meist gehassten überhaupt zu entpuppen.“ In der Tat sind es insbesondere die professionellen Anleger, die dem Braten nicht trauen. Der Bull/Bear-Index der Deutschen Börse liegt bei 51,1 Punkten. Angesichts der Hausse ein eher moderater Wert. Privatanleger zeigen deutlich mehr Optimismus. Ihr Index steht bei 58,9 Punkten.

Gianni Hirschmüller, Goldbergs Kollege bei cognitrend, begründet die schlechte Stimmung der Profis mit der besonderen Herausforderung dieser Hausse: „Es reicht nicht, sich nur Gedanken über die Gewinnentwicklung der Unternehmen, einzelner Sektoren oder gesamtwirtschaftlichen Lage der Bundesrepublik oder ihrer Handelspartner zu machen. Vielmehr muss man die nächsten Schritte der Notenbank erahnen.“ Denn es handle sich derzeit nicht um eine „normale“, sondern eine liquiditätsgetriebene Rallye. Trotz der Sorgen der Anleger, gehen die Bullen unter ihnen von einem weiteren DAX-Anstieg auf rund 9.200 Zähler aus. Die Bären rechnen mit einem Rückgang auf 8.700 Punkte.

Swisscanto: Globale Wirtschaftslage mit positivem Einfluss auf Aktien

„Weiter wie gehabt, bevor die Bären übernehmen“, ist derzeit der Leitspruch vieler technischer Analysten. „Charttechnisch ist alles nach wie vor auf Hausse eingestellt, Umkehrformationen sind noch nicht zu erkennen“, meint etwa Gregor Bauer. „Kritisch wird es erst, wenn die Unterstützungsbereiche um 8.700 Punkte und in Folge insbesondere die Marke von 8.550 Punkten unterschritten werden sollten.“ Die Gefahr einer Korrektur erkennt auch Frank-Georg Wenner. „Allerdings stehen einer unmittelbaren Konsolidierung neue Bestmarken an der Wall Street entgegen“, so der Betreiber des Portals chartanalyse-online.de. Anlegern rät er, nicht zu früh auf die Short-Seite zu wechseln. „Never short a dull market, oder anders ausgedrückt: Shorte niemals einen dummen Markt“, zitiert Wenner den Autor Jesse Livermore in seinem Börsenbuch „Das Spiel der Spiele“. Eine Übertreibungsphase könne länger andauern und lasse sich technisch kaum prognostizieren. Ein bereinigendes Gewitter bleibe aber grundsätzlich nur eine Frage der Zeit. Die Analysten der Helaba erwarten noch im laufenden Quartal eine DAX-Korrektur auf 8.900. Im ersten Quartal 2014 steige der deutsche Leitindex dann auf 9.200 Punkte an.

Trotz der Kursgewinne von Aktien in der jüngsten Vergangenheit, erkennt Jan Peterhans, Leiter Aktien bei Swisscanto, ein relativ gutes Aktien-Umfeld: „Wir gehen weiterhin von einer langsamen, aber fortschreitenden Verbesserung der globalen Wirtschaftslage aus“, sagt er. „Daraus sollte ein positiver Einfluss auf Risikoanlagen wie Aktien resultieren.“ Gestützt von soliden Unternehmensnachrichten, soliden Bilanzen, hohen Cash-Flows, Appetit für Übernahmen, gestiegenem Verbrauchervertrauen sowie vernünftigen Bewertungen sieht er Chancen auf weitere Kursgewinne. „Das höchste Aufholpotenzial bieten momentan die europäischen Aktienmärkte.“

Star-Investor: „Turnaround bei Edelmetallen im kommenden Jahr“

Die Unsicherheit der Anleger an den Aktienmärkten könnte positives Zeichen für Goldinvestments sein. Die Landesbank Berlin prognostiziert steigende Preise für das Edelmetall. In drei Monaten erwarten die Hauptstadt-Analysten einen Preis von 1.360 US-Dollar pro Feinunze. Im kommenden halben Jahr könne er sogar auf 1.380 US-Dollar ansteigen. Auf Jahresfrist seien 1.410 US-Dollar möglich. Star-Investor Felix Zulauf ist gleicher Meinung: „Ich erwarte im kommenden Jahr einen Turnaround bei Edelmetallen.“ Grund dafür sei aller Voraussicht nach eine neue Krise, die dann wieder von den Notenbanken durch das Drucken von Geld bekämpft werde. „Die Weltwirtschaft hat ein großes Problem: extrem hohe Schuldenstände“, erläutert Zulauf. „Solange die Schuldenstände so hoch sind, wird die Weltwirtschaft nicht genügend wachsen, weil die Staaten die Strukturprobleme nicht beseitigen können.“ Dieses Problem werde mit der Notenpresse bekämpft, bis es eines Tages zu Währungsreform komme. „In dieser Situation wird Gold den Wert des Vermögens besser schützen als viele andere Anlagen“, ist er überzeugt.

(PD)

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