FRweekly-briefing: Rein ins Gold?

Immer zu Wochenbeginn informiert FundResearch über aktuelle Markteinschätzungen und -ausblicke.

10.02.2014 | 08:45 Uhr von «Patrick Daum»

Ist es der Zug der Lemminge oder eine fundamentale Tendenz? Die Korrektur an den Aktienmärkten verhalf Gold in der vergangenen Woche zu einem Comeback. Im Januar konnte das gelbe Edelmetall seinen Preis um vier Prozent steigern. „Das ist der erste Monatsgewinn seit August 2013 und eine bessere Performance als bei Anleihen, Aktie und Dollar“, sagt Ole Hansen, Rohstoffexperte der Saxo Bank. Auch bei ETCs, die die Entwicklung des Goldpreises abbilden, überwiegt die Kauflaune. „Anleger kaufen im Moment alles, wo Gold draufsteht“, berichtet Jörg Sengfelder von Flow Traders in Amsterdam. Das Kaufinteresse beobachtet auch Bernhard Wenger von ETF Securities: „Investoren stellen sich wieder stärker auf ein unsicheres Marktumfeld ein. Infolge der der Kurseinbrüche in den Emerging Markets haben sie ihre Positionen in Gold ausgebaut, um ihrem Portfolio einen ‚sicheren Hafen‘ beizumischen.“

Commerzbank: „Turbulenzen am Aktienmarkt lassen Gold kalt“

Bekommt Gold also seinen alten Glanz wieder? Viele Analysten sind nach wie vor skeptisch und schätzen das Aufwärtspotenzial als begrenzt ein. Für Heinrich Peters, Rohstoffanalyst der Helaba, ist das Edelmetall im laufenden Jahr eigentlich die ultimative Gegenspekulationsanlage. Damit ein solches Investment erfolgreich ist, brauche es jedoch einen Wendepunkt im fundamentalen Umfeld. „Bei Gold wären das ein dramatischer Anstieg der Inflationserwartung, ein Dollar-Crash oder ein großer Verlust bei Nominalforderungen aufgrund erodierender Schuldnerqualität“, sagt Peters. „Weder das erste noch das zweite sind gegenwärtig abzusehen.“ Aus charttechnischer Sicht bestehe ebenfalls aktuell kein Grund zu überschäumender Euphorie gegenüber dem Goldpreis: „Die Turbulenzen an den Aktienmärkten lassen die Edelmetalle bislang noch kalt“, beobachtet Christoph Geyer, technischer Analyst der Commerzbank. „Besonders bei Gold ist zu beobachten, dass zwar kein Abwärtsdruck besteht, die Bereitschaft zum Ausbruchnach oben scheint bei den Anlegern allerdings auch nicht besonders ausgeprägt zu sein.“ Wieland Staud von Staud Research ist ähnlicher Ansicht: „Denn trotz der Krisensymptomatik an den Aktienmärkten konnte die Feinunze so gut wie keinen Boden gutmachen. Die Abgabebereitschaft wurde schon rund um den nächstgelegenen, wichtigen Widerstand bei 1.265 US-Dollar so groß, dass kein Durchkommen war.“

Helaba: „Schwellenländer machen guten Konjunkturdaten Strich durch die Rechnung“

Nur verhaltener Optimismus bei Gold also. Und die Aktienmärkte? Die deutliche Korrektur der vergangenen Wochen ist schneller eingetreten als von vielen Analysten erwartet.  „Der Januar brachte für 63 Prozent der Börsen Kursverluste“, rechnet Markus Reinwand von der Helaba nach. Guten Konjunkturdaten auf beiden Seiten des Atlantiks machten einige Schwellenländer einen Strich durch die Rechnung. Die Türkei verdoppelte ihren Leitzins auf zehn Prozent zur Verteidigung der Währung, Indien und Südafrika erhöhten ebenfalls die Zinsen. Zudem steht der russische Rubel unter Druck. Für Robert Halver von der Baader Bank sind die Emerging Markets die Sorgenkinder der Weltkonjunktur. Deshalb werde die US-Notenbank Federal Reserve die Niedrigzinspolitik – quasi als Feuerschutz für die Schwellenländer – bedingungslos aufrechterhalten. Eine baldige Zinserhöhung würde die Kapitalflucht aus den betroffenen Ländern verstärken. „Die Federal Reserve weiß um die Rolle der Emerging Markets als Stützen der Weltwirtschaft“, so Halver.

Sentix: „9.000-Punkte-Marke des DAX ist entscheidend“

Nach Einschätzung von Franz-Georg Wenner, Betreiber der Plattform chartanalysen-online.de, hinterlässt der DAX charttechnisch einen angeschlagenen Eindruck. Seit dem letzten ernstzunehmenden Crash im Sommer 2011 laufe der Index zwar weiterhin mittelfristig in einer von nur kurzen Konsolidierungen unterbrochenen Aufwärtsbewegung. „Maßgeblich auf der Unterseite ist eine seit Herbst 2011 bestehende Aufwärtslinie, die im Jahr 2013 mehrfach angelaufen und bestätigt wurde.“, so Wenner. „Für den deutschen Aktienmarkt bleiben die Aussichten auf der mittel- bis langfristigen Zeitebene bullish, solange der Markt über dem 200-Tage-Durchschnitt notiert.“ Dieser liegt derzeit im Bereich von 8.600 Punkten. Nach unten ist also noch genügend Luft vorhanden. Nach oben sei das Potenzial hingegen begrenzt. Als Spielverderber für die Bullen erweise sich einen seit Frühjahr 2012 bestehende Trendlinie, an der es zuletzt mehrfach zu Gewinnmitnahmen kam. „Erst wenn die Gerade überwunden ist, eröffnet sich für den DAX weiterer Spielraum nach oben“, erwartet Wenner.

Während Christoph Geyer erwartet, dass der DAX die Marke von 9.000 Punkten halten wird, darf der Index nach Ansicht von Sentix-Analyst Manfred Hübner nicht darunter fallen. Das erwartet er aber auch nicht: „Die Technik mahnt mit diversen Umkehrformationen und Trendbrüchen zwar zur Vorsicht, die jüngsten Sentix-Umkehrformationen zeigen aber weniger Angst an als befürchtet.“ Zudem seien die mittelfristigen Erwartungen der Anleger deutlich gestiegen. „Das ist vergleichbar mit dem September vergangenen Jahres, als die Rallye losging. Man könnte also sagen: Don’t worry, be happy“, so Hübner. Unter die Marke von 9.000 Punkten dürfe der DAX jedoch nicht rutschen. „Das wäre für viele ein Verkaufssignal.“

(PD)

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