FRweekly briefing: Zinssenkungen 2013 werden wahrscheinlicher

Regelmäßig zu Wochenbeginn informiert FundResearch über die aktuelle Markteinschätzungen und –ausblicke.

08.07.2013 | 06:45 Uhr von «Patrick Daum»

UBS: DAX Ende 2013 bei 7.800 Punkten

Die Party ist noch nicht vorbei, ist Maximilian Anderl, Fondsmanager bei der Schweizer Großbank UBS, überzeugt. „Wir stehen meines Erachtens nicht vor einer Trendwende. Die dürfte sich erst abzeichnen, wenn die Zentralbanken sich dauerhaft und auf unbestimmte Zeit aus der momentan unbegrenzten Liquiditätsschöpfung herausziehen und die Zinsen erhöhen.“ Europa sei nach wie vor günstig bewertet. „Das ist vor allem in den wieder aufkommenden Sorgen über die Stabilität in der Eurozone begründet“, sagt Anderl. „Zum Jahresende sollte sich die Lage jedoch wieder erholen.“ Aus heutiger Sicht erwartet der Fondsmanager den DAX zum Jahresende bei etwa 7.800 Punkten. Danach geht er von weiterem Potenzial aus, unveränderte Rahmenbedingungen vorausgesetzt.

Bei vielen Börsianern herrscht aktuell eine Mischung aus Hoffen und Bangen. Der Bull/Bear-Index, der den absoluten Optimismus im Markt wiederspiegelt, ist wieder nah an die 50-Punkte-Linie zwischen Euphorie und Pessimismus gesackt. Joachim Goldberg von Cognitrend, begründet das mit der von den Anlegern ergriffenen Gelegenheit, ohne Verluste wieder aus dem Markt rauskommen zu wollen. „Im Hinblick auf die konkreten Punkte erwarten die Bullen im Mittel wieder ‚mäßig optimistische‘ 8.100 Punkte, während auf der Bärenseite bei 7.700 Punkten erste Gewinnmitnahmen einsetzen könnten.“

Barclays: 25 Basispunkte bei EZB-Hauptfinanzierungssatz möglich

Stärker als der Aktienmarkt stehen die Zinsentwicklungen derzeit im Mittelpunkt. Viele Volkswirte sind sich einig, dass nach der Erklärung von EZB-Präsident Mario Draghi, die Zinsen über einen längeren Zeitraum niedrig halten zu wollen, die Wahrscheinlichkeit für Zinssenkungen noch in diesem Jahr gestiegen ist. „Das Kreditwachstum dürfte enttäuschen, solange die EZB die Prüfung der Bankbilanzen nicht abgeschlossen hat“, sagt Laurence Boone, Volkswirtin bei der Bank of America Merrill Lynch. „Das erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass die EZB im Jahresverlauf die Zinsen senken muss.“ Es gibt „gute Chancen für mehr EZB-Maßnahmen im Laufe des Jahres, darunter eine Senkung des Hauptfinanzierungssatzes um 25 Basispunkte“, glaubt Philippe Gudin, Volkswirt bei Barclays.

Nicht ganz davon überzeugt ist Jörg Krämer, Chefvolkswirt der Commerzbank: „Die Wahrscheinlichkeit für weitere Zinssenkungen ist nicht deutlich gestiegen. Frühindikatoren werden eine wichtige Rolle spielen.“ Reinhard Cluse, Ökonom bei der UBS, ergänzt: „Die Hürde für weitere EZB-Zinssenkungen ist sehr niedrig, auch wenn die Notenbank für absehbare Zukunft die Zinsen wahrscheinlich unverändert lassen wird.“ Doch werde die EZB nicht zögern, die Zinssätze einschließlich des Einlagensatzes erneut zu senken, wenn die Daten zu Stimmung und Wirtschaftsaktivität nicht besser werden.

Philippe Uzan, Chief Investment Officer bei Edmond de Rothschild Asset Management, erwartet, dass sich der in den ersten sechs Monaten des Jahres beobachtete Trend – Aktien übertreffen Anleihen – fortsetzen wird. „Bei Rentenwerten bevorzugen wir bestimmte Peripherieländer, Nachranganleihen, europäische High Yields und Wandelanleihen.“ Er geht davon aus, dass die Langfristzinsen in den USA weiter steigen werden: „In Europa dürften die Renditen dagegen leicht sinken."

Rohstoffe: „Gold steigt auf 2.300 US-Dollar“

„Die derzeit stattfindenden monetären Experimente sprechen weiterhin für Gold“, sagt Ronald Stöferle, Rohstoffspezialist der Erste Group. „Wenn es jemals Bedarf an monetärer Versicherung gegeben hat, so ist es heute.“ Dennoch befände sich der Goldpreis in einem kurz- und mittelfristigen Abwärtstrend. Die noch schwach ausgeprägten Rebounds zeigten, dass großer technischer Schaden angerichtet wurde. „Insofern denke ich, dass die Reparatur des Chartbildes einige Zeit in Anspruch nehmen wird.“ Stöferle ist aber davon überzeugt, dass einen Bodenbildungsphase begonnen hat: „Insofern rechne ich auf 12-Monats-Sicht mit einem Preis von 1.480 US-Dollar“, so der Experte. „Langfristig gehe ich weiter davon aus, dass mein Kursziel von 2.300 US-Dollar, welches ich vor einigen Jahren erstmals genannt hatte, am Ende des Bullenmarktes erreicht wird.“

(PD)

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