FundResearch kürt Gewinner der Umfrage

Tobias Kunkel, Geschäftsführer von Investment Strategy & Research hat bei der FundResearch-Nutzerumfrage das Wellness-Wochenende gewonnen.

12.11.2014 | 06:45 Uhr von «Patrick Daum»

Im Interview spricht Kunkel über seine Arbeit und erläutert, warum er im kommenden Jahr attraktive Anlagechancen in Österreich ausmacht. 

FundResearch: Herr Kunkel, vielen Dank für die Teilnahme an der FundResearch-Umfrage und herzlichen Glückwunsch zum Gewinn des Wellnesswochenendes. Was genau machen Sie?

Kunkel: Wir machen ein rein individuelles Vermögensmanagement. Das heißt, keine standardisierten Produkte, keine eigenen Produkte, nichts von der Stange. Alles ausschließlich individuell, ausschließlich Investmentfonds. Wir nutzen weder Beteiligungen noch Versicherungen. Unser zweites Geschäftsfeld anderes ist die Entgeldoptimierung. Das Schöne daran ist, dass man mit allen Arbeitnehmern in den Firmen spricht und ihnen etwas Gutes tut, indem man ihnen mehr Netto bringt. Das hat sich für uns ergeben, weil wir viele mittelständische Unternehmen als Kunden haben. 

FundResearch: Den Unternehmen, die Sie im Vermögensmanagement betreuen, boten Sie irgendwann auch die Entgeldoptimierung an?

Kunkel: Genau. Interessiert hat mich das Thema schon immer. Aber es hat gedauert, bis ich eine Firma gefunden habe, die in diesem Gebiet eine sinnvolle Dienstleistung anbietet, die man auch abwickeln kann. 

FundResearch: Mit welcher Erlaubnis arbeiten Sie? Sind Sie Vermögensverwalter nach § 32 KWG oder Berater nach § 34f GewO?

Kunkel: Ich hab den 34f. Derzeit setze ich mich mit der IHK auseinander, ob ich den 34h bekommen kann, bzw. ob die Anforderungen daran realitätsfremd oder teilweise sinnlos sind.

FundResearch: Wollen Sie auf Honorarbasis wechseln?

Kunkel: Eigentlich hätte ich den 34h sehr gerne. Theoretisch steht man damit ausschließlich auf Seite des Kunden – genauso wie wir uns sehen. Aber auf der anderen Seite steht da auch drin, dass Provisionen unverzüglich zurückzuerstatten sind. Ich habe die IHK gefragt, wie sie „unverzüglich“ definiert. Denn im Juristendeutsch heißt es „ohne schuldhaftes Zögern“ – also innerhalb von zwei bis fünf Werktagen. Dann habe ich der IHK eine Rechnung von einem Kunden geschickt, an der drei Seiten Bestandsprovision von einem Quartal dranhingen. Ich wollte wissen, ob sie es ernst meinen, dass ich die drei Seiten Bestandsprovision in Einzelüberweisungen mit jeweils 0,25 Euro Buchungsgebühr an den Kunden überweise. Da wurde mir gesagt, dass man das von dieser Seite auch noch nicht betrachtet habe. Mitte November tagen die IHKen zu dem Thema. Mal sehen, was passiert. Theoretisch würde ich also den 34h gerne haben. Allerdings gibt es ein paar Kunden, die das nicht wollen, weil das steuerliche Nachteile bringt. 

FundResearch: Hatten Sie irgendwelche bürokratischen Hürden bei der Beantragung des 34f zu überwinden?

Kunkel: Nein, das war überhaupt kein Problem. Den habe ich im Januar beantragt und ein paar Tage später war die Genehmigung da. Ich bin ja ein „Alter Hase“. Mein Kollege hat auch direkt noch die Prüfung gemacht. Er war der erste Niedersachse, der diese Prüfung überhaupt abgelegt hat. Er ließ sich aber in Nordrhein-Westfalen prüfen, weil die Prüfung in Niedersachsen noch gar nicht angeboten wurde.

FundResearch: Besteht Ihr Kundenkreis ausschließlich aus Unternehmen oder auch aus Privatpersonen und wie hoch ist das von Ihnen verwaltete Vermögen?

Kunkel: Das hält sich ungefähr die Waage mit den Kunden. Das verwaltete Vermögen befindet sich irgendwo im achtstelligen Bereich.

FundResearch: Sie bieten auch Research an. Wie kann man sich das vorstellen? Was genau machen Sie da?

Kunkel: Wir haben beispielweise ein Trendfolgemodell als Marktbreite-Indikator. Das nennen wir Welt-Trend-Indikator. Der misst, wie viele Märkte sich in einem Auf- oder einem Abwärtstrend befinden. Soll man Aktienquoten haben oder nicht? Vielleicht fürchtet man sich vor Aktien, obwohl es gar keinen Grund dafür gibt – oder umgekehrt. Wir machen aber auch auftragsbezogene Sachen, das kommt jedoch nicht allzu oft vor. Volkswirtschaftliches Research machen wir aber nicht selbst. Da kriegen wir was geliefert. Beispielsweise von Marc Faber, dessen Buch ich 2002 übersetzt hatte. Alles was mit Technik oder Handelssystemen zu tun hat, machen wir selbst. 

FundResearch: Das Jahr neigt sich dem Ende entgegen. Was hat sie in Bezug auf die Finanzmärkte am meisten überrascht?

Kunkel: Am meisten hat mich überrascht, dass die Abwärtsbewegung am Aktienmarkt im Oktober so schnell und abrupt endete und dass bisher keine Nachwehen mehr kamen. Vielleicht kommen die ja noch, aber eigentlich ist die Zeit für eine Korrektur vorbei. Ich hatte mit mehr gerechnet. Wir wurden im Sommer sehr vorsichtig und haben auch in verschiedenen Reports für die Kunden geschrieben, dass man vorsichtig werden muss. Die Depots haben wir umgebaut. Dann freut man sich natürlich, wenn der Markt 12, 13 Prozent fällt. Aber ein paar Tage später war schon wieder alles vorbei. Aktuell muss man eigentlich wieder Aktien haben, auch wenn man die gerne etwas tiefer gekauft hätte. 

FundResearch: Wo sehen Sie für das kommende Jahr die besten Investmentchancen?

Kunkel: In Österreich.

FundResearch: In Österreich? Warum denn da?

Kunkel: Österreich gehört zu meinen Geheimfavoriten, weil der Markt völlig ausgebombt ist und ausschließlich am Zipfel von Russland und Osteuropa hängt. Wenn man sich die Entwicklung österreichischen Aktienindex ATX gegen den DAX anschaut, dann ging der DAX jahrelang nach oben, der ATX nach unten. Irgendwann müssen die sich mal wieder annähern. Aber witziger Weise ist der ATX nicht mal dann gestiegen, als sich Russland wieder erholt hat. Der scheint also völlig unbeliebt zu sein. Das birgt Chancen. Neben Österreich sehe ich auch Indien weiterhin weit vorne. Das aber schon länger. Ich glaube, da gibt es noch sehr viel Potenzial. Allgemein sieht man aber bei den Schwellenländern, dass die Bewertungen in diesem Jahr ziemlich gefallen sind – im Verhältnis zu den entwickelten Märkten. Aber davon abgesehen denke ich, dass die Märkte weiterhin nur eine Funktion der Notenbanken sein. Je nach dem was die erzählen, wieviel sie frisches Geld drucken und was da reininterpretiert wird, geht es wieder zehn Prozent rauf oder runter. 

ATX vs. DAX

 

FundResearch: Wo genau sollte man denn in Österreich investieren? Welche Unternehmen kommen in Frage?

Kunkel: (lacht) Es ist ja in der Tat ein winziger Markt. Ich würde einen Indexfonds kaufen oder einen von den wenigen  Österreich-Fonds (Pioneer oder Raiffeisen) die es gibt. Allzu viele sind das ja nicht – eigentlich ein gutes Zeichen. In diesem Jahr brach der österreichische Aktienmarkt nochmal richtig ein. Wirtschaftlich steht das Land zwar ähnlich da wie Deutschland. Aber bei vielen Fondsgesellschaften zählt Österreich zu Osteuropa. Und wenn Geld aus Osteuropa abfließt, dann auch aus Österreich. 

(PD)

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