Goldman Sachs: „Schwellenländer sind langfristig attraktiv“

Markus Weis, Executive Director bei Goldman Sachs Asset Management in Deutschland, spricht mit FundResearch über die Positionierung der Gesellschaft und attraktive Anlagechancen.

17.03.2015 | 06:45 Uhr von «Patrick Daum»

FundResearch: Private Anleger in Deutschland sind besonders ängstlich und pflegen Sparbuch- bzw. Festgeldanlagen und Immobilien. Verstehen Sie, wieso? 

Markus Weis: Das liegt vor allen Dingen am ausgeprägten Sicherheitsbedürfnis deutscher Anleger. Sicherheit steht für die große Mehrheit der privaten Anleger klar an erster Stelle. Das hat auch die von Goldman Sachs Asset Management im September 2014 in Auftrag gegebene Umfrage ergeben. Das ist natürlich gerade in der Niedrigzinsphase, in der wir uns aktuell befinden, besonders schwierig. Intelligente Investmentlösungen sind also jetzt noch wichtiger, vor allem da wir für Europa erwarten, dass diese Phase sehr niedriger Zinsniveaus noch einige Jahre bestehen bleiben wird – im Gegensatz übrigens zu den USA, wo wir schon bald eine Zinssteigerung sehen könnten. Auch deshalb legen wir jedem privaten Anleger eine möglichst diversifizierte Allokation ans Herz. 

FundResearch: Sie leiten den Drittvertrieb, also über Banken und Sparkassen. Liegen Ihnen denn Vermögensverwalter, die unabhängig arbeiten, ebenfalls am Herzen?

Markus Weis: Alle Klienten liegen uns selbstverständlich gleichermaßen am Herzen. Lassen Sie mich vielleicht kurz etwas zur Struktur in unserem Haus sagen. Goldman Sachs Asset Management unterteilt sich in zwei Bereiche, den Drittvertrieb und das Geschäft mit institutionellen Investoren. Letzterer fokussiert sich auf den Vertrieb an professionelle Klienten wie beispielsweise Dachfonds und Versicherungen. Über den Drittvertrieb unterstützen wir ausgewählte Vertriebspartner, bei denen unser Fondsangebot in ihrem professionellen Beratungsansatz enthalten ist. 

FundResearch: Wie gestaltet sich die Zusammenarbeit von GSAM mit unabhängigen Vermögensverwaltern und Finanzberatern?

Markus Weis: Wir verstehen uns als Partner unserer Klienten im Asset Management, der ihnen dabei hilft, die geeignetsten und besten Anlageansätze zu finden und anzubieten. Unabhängige Vermögensverwalter gehörten dabei schon immer zu unseren wichtigsten Klienten, die wir auch mit einem eigenen Vertriebsteam, das in Frankfurt von Markus Schuwerack geleitet wird, eng betreuen. Auch unabhängige Finanzberater werden von diesem Team betreut. Unser Betreuungsangebot findet dabei bereits großen Zuspruch, ebenso wie die Marktmeinungen unseres Hauses.

FundResearch: Bieten Sie für diese Zielgruppe auch Veranstaltungen an?

Markus Weis: Wir haben eine ganze Reihe von Veranstaltungen etabliert, bei denen Finanzprofis über unsere aktuelle Markt- und Assetklassen-Meinung informiert werden. 2015 werden wir in Frankfurt wieder zu unserem Investment-Forum laden. Außerdem sind wir mehrmals im Jahr mit unseren interessantesten Produktideen in ganz Deutschland bei unseren Vertriebspartnern vor Ort. 

FundResearch: Den Deutschland-Sitz hat GSAM im Frankfurter Messeturm. Wie groß ist das Team und wie sehen die Strukturen aus?

Markus Weis: Das Team für den Fondsvertrieb haben wir in den vergangenen Jahren kontinuierlich ausgebaut. Unser Vertriebsfokus auf Vermögensverwalter und Vertriebspartner spiegelt sich auch in den internen Strukturen wider. Wir haben zum einen Vertriebsteams, die nach unterschiedlichen Kundengruppen aufgestellt sind, und zum anderen ein Team zur Vertriebsunterstützung, welches einen hervorragenden Kundenservice leistet. Insgesamt ist das Team mittlerweile über 15 Personen stark. Tendenz steigend.

FundResearch: Was hebt Sie dabei von der Konkurrenz besonders ab?

Markus Weis: Für mich sind es drei Punkte, die GSAM besonders ausmachen. Erstens: unsere globale Position. Als eine der weltweit führenden Investmentbanken mit einem starken Asset-Management-Geschäft verfolgen wir einen globalen Ansatz, der uns hilft, unseren Klienten und Vertriebspartnern stets die wirklich spannendsten und aussichtsreichsten Anlageideen anbieten zu können. Zweitens: unser Know-How. Das hilft uns, die Kapitalmärkte besser zu verstehen. Die Marktmeinungen unseres Hauses und die daraus entwickelten Anlageideen beruhen auf der engen, weltweiten Zusammenarbeit der Experten und Anlageprofis, die GSAM und Goldman Sachs als Ganzes beschäftigen. So können wir für unsere Klienten im Asset Management nicht nur Produktlieferant, sondern ein Sparringspartner sein, der mit ihnen gemeinsam die besten Investmentlösungen erarbeitet. Das bringt mich auch direkt zu meinem dritten Punkt, der GSAM besonders abhebt: unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Wir sind in der glücklichen, wenn auch hart erarbeiteten Lage, die besten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigen und halten zu können. Von ihrem Wissen, ihrer Erfahrung und ihrem Engagement profitieren unsere Klienten, Vertriebspartner und auch wir untereinander jeden Tag.

FundResearch: Das Marktumfeld ist durch niedrige Zinsen und zahlreiche geopolitische Krisen geprägt. Wie ist GSAM darauf vorbereitet?

Markus Weis: Den Herausforderungen von Niedrigzinsen begegnen wir durch eine ganze Reihe von innovativen Investmentlösungen. Beispielsweise haben wir mit unserem GS Global Strategic Income Bond Portfolio einen der flexibelsten Rentenfonds im Markt. Dieser Fonds investiert in die aussichtsreichsten Anleihen rund um den Globus und steuert zusätzlich die Duration. Attraktive Zinsen gibt es außerdem noch in Schwellenländeranleihen. Hier bietet unser GS Growth & Emerging Market Debt Blend Portfolio aktuell etwa vier Prozent Ausschüttung und zusätzliches Wertsteigerungspotenzial durch aktives Währungsmanagement.

FundResearch: Goldman Sachs ist für klare Ansagen und Prognosen bekannt. Welcher Markt oder welche Assetklasse ist derzeit besonders attraktiv?

Markus Weis: Wir glauben, dass die wirtschaftliche Abkühlung der Schwellenländer in den vergangenen zwei Jahren ihren Boden gefunden hat. Mit einem Wirtschaftswachstum von fünf bis sechs Prozent sind diese Länder langfristig noch immer sehr attraktiv. Daher finden wir Aktien aus den Emerging Markets am interessantesten für den mittelfristig orientierten Anleger. Die Bewertungen scheinen hier noch günstig und diese Assetklasse hat im Vergleich zu den Aktienmärkten der Industrieländer noch einiges an Aufholpotenzial. Auch die Anleihen und Währungen der Schwel-lenländer sind für uns wieder interessant. 

FundResearch: Welche Aktienmärkte sind es, die GSAM favorisiert? 

Markus Weis: Kurz gesagt: Europa, Japan und, wenn auch differenziert, ganz klar die Schwellenländer. Wenn sich der Ölpreis auf einem niedrigeren Niveau als in den vergangenen Jahren einpendelt, sollte das Nettoimporteuren wie beispielsweise Indien weiterhin zupass kommen. Auch wenn die Kurse schon im vergangenen Jahr stark gestiegen sind, dürfte der Pfeil weiter nach oben zeigen, gerade auch nach der jüngsten Zinssenkung durch die indische Zentralbank. China hingegen entwickelte sich im Januar überdurchschnittlich, da Investoren weitere Maßnahmen zur Verbesserung der Liquidität erwarteten. Aber auch europäische Aktien bewerten wir weiterhin positiv. Der Wirtschaft werden die Euroschwäche als auch die niedrigen Ölpreise nützen. Und auch wenn der DAX auf Rekordniveau ist, die europäischen Aktienmärkte sind im Vergleich zu anderen Industriestaaten immer noch günstig.

(PD)

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