Großbritannien im Fokus

Das Land kann von seinem Status als Nicht-EWU-Mitglied nicht profitieren - Anhaltende Wirtschaftskrise in Großbritannien.

12.04.2013 | 16:14 Uhr

Ein Blick auf die Entwicklung in Großbritannien seit dem Ausbruch der Finanzmarktkrise kann nur überraschen. Das Bruttoinlandsprodukt stagniert mehr oder weniger seit sieben Jahren, während die Konsumentenpreise seitdem im Durchschnitt um 3,3 % pro Jahr zulegten.

Großbritannien leidet unter einer Stagflation mit einer stagnierenden Wirtschaft und hohen Inflationsraten

Eigentlich müsste Großbritannien davon profitieren, dass es kein Mitglied der Europäischen Währungsunion (EWU) ist und damit den Wechselkurs abwerten kann. Interessanterweise wertete auch das britische Pfund unter Berücksichtigung von Inflationsdifferenzialen gegenüber den wichtigsten Handelspartnern um mehr als 20 % seit Ausbruch der Krise ab.  

Das britische Pfund wertete seit Ausbruch der Finanzmarktkrise um mehr als 20 % ab

In der Theorie sollte eine Abwertung des Wechselkurses zu einer Verbesserung des Außenbeitrags in Form von steigenden Exporten und sinkenden Importen führen und damit einen signifikanten Wachstumsbeitrag liefern. Tatsächlich kam es aber in Großbritannien – im Gegensatz zu den USA und Deutschland – zu keinem positiven Effekt der Abwertung auf die Exporte. Die britischen Exporte stagnieren überraschenderweise seit dem Ausbruch der Krise.

Der britische Export konnte von der signifikanten Abwertung der Währung interessanterweise nicht profitiert

Die Vermutung liegt nahe, dass wegen der Deindustrialisierung in Großbritannien keine nennenswerte Exportindustrie mehr existiert, die vom günstigeren Wechselkurs profitieren könnte. Dementsprechend hat eine Abwertung der britischen Währung aufgrund der gestiegenen Importpreise nur einen Effekt auf die Inflation, aber keinen auf die Realwirtschaft. Als ein Mitglied der EWU hätte Großbritannien sehr wahrscheinlich eine ähnliche realwirtschaftliche Entwicklung vollzogen, jedoch mit deutlich niedrigeren Inflationsraten.

Seit Jahresanfang neigte das britische Pfund erneut zur Schwäche und wertete um etwa 5 % auf handelsgewichteter Basis ab. Die Inflation (Dienstag) dürfte sich vor diesem Hintergrund von 2,8 % im Februar auf 2,9 % im März beschleunigt haben.

Eurozone im Fokus

Wie reagieren die Finanzanalysten auf die enttäuschenden Konjunkturdaten im März? Auch aufgrund der anhaltenden Unsicherheit über die Rettung Zyperns spricht einiges dafür, dass der ZEW-Index (Dienstag) einen Rückschlag von 48,5 im März auf unter 35 im April verzeichnen wird. Die Euro-Finanzminister beraten heute über das Rettungspakt für Zypern – nachdem Zypern ein neues Finanzloch in Höhe von mehr als 5 Mrd. EUR feststellen musste. Insbesondere aufgrund der bevorstehenden Wahlen in Deutschland könnte es schwierig werden, eine Lösung zu finden. Das Thema Zypern könnte also nächste Woche wieder die Finanzmärkte dominieren.

US-Wirtschaft auf dem Prüfstand

Die US-Wirtschaft glänzte mit einem dynamischen Jahresauftakt und dürfte im ersten Quartal um etwa 3 % gewachsen sein. Im März trübte sich jedoch die Beurteilung der wirtschaftlichen Lage bei den Unternehmen überraschend ein und Geschäftsklimaindizes wie der ISM-Index verzeichneten deutliche Rückgänge. So dürften auch die Baubeginne (Dienstag) und Baugenehmigungen (Dienstag) sowie die Industrieproduktion (Dienstag) im März schwächer gewesen sein und die Markterwartungen in der kommenden Woche enttäuschen.

Ob es sich dabei nur um eine temporäre Schwäche handelt oder um einen neuen Abschwung, werden die ersten April-Daten zeigen: der Empire-State-Index (Montag), der NAHB-Index (Montag) sowie der Philadelphia- Fed-Index (Donnerstag). Die größte Bedeutung kommt dabei dem NAHB-Index zu, der ein zuverlässiger Frühindikator für den Immobilienmarkt ist. Der Empire-State-Index und der Philadelphia-Fed-Index haben in den vergangenen Jahren an Prognosekraft eingebüßt und sind daher weniger aussagekräftig.

China mit moderatem aber stabilem Aufschwung

Die chinesische Industrieproduktion (Montag) im März sowie das BIP (Montag) im ersten Quartal dürften einen moderaten aber stabilen Aufschwung in China signalisieren, auch wenn die Daten leicht unter den Markterwartungen liegen.

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