Hansainvest-Manager: „Rohstoffe weiter untergewichten“

Beim €uro-Roundtable in München erläutert Carsten Mumm, Leiter Asset Management bei Donner & Reuschel, warum Anleger 2015 bei Rohstoffen mit Verlusten rechnen müssen.

04.12.2014 | 06:45 Uhr von «Patrick Daum»

Beim €uro-Roundtable von €uro Advisor Services in München stand das kommende Jahr im Mittelpunkt. Die Experten von fünf Fondsgesellschaften diskutierten über die „Trends 2015“. Carsten Mumm, Leiter Asset Management bei Donner & Reuschel, Partnergesellschaft von Hansainvest, erklärt, warum er auch im kommenden Jahr keinen Renaissance der Rohstoffe erwartet, Anleger mit teils deutlichen Verlusten rechnen müssen und weshalb Aktien dennoch die attraktivste Anlageklasse bleiben.

FundResearch: Es war in diesem Jahr auffällig, dass sich viele Volkswirte mit ihren Ausblicken geirrt haben. Nahezu alles verlief anders als vorhergesagt. Wie konnte das passieren? 

Carsten Mumm: Anfang 2014 wurde weltweit eine robuste konjunkturelle Entwicklung mit einer Dynamisierung vor allem im zweiten Halbjahr erwartet. Während die ersten Monate des Jahres vielversprechend begannen, enttäuschten im Laufe des Jahres vor allem einige Euroland-Staaten. In Italien und Frankreich sorgten fehlende strukturelle Reformen für eine anhaltend schwache Entwicklung. Demgegenüber wirkte sich in Deutschland die negative Stimmungslage rund um die Ukraine-Krise sowie die in diesem Zusammenhang verhängten Sanktionen negativ auf die konjunkturelle Entwicklung aus. Entsprechend verhalten entwickelten sich auch die Aktienmärkte in Euroland. In den USA hingegen zeigte sich das BIP-Wachstum vergleichsweise robust – nicht zuletzt wegen der absehbaren Energieautarkie aufgrund des Fracking-Booms. Auch Großbritannien konnte sich positiv von der Schwäche absetzen. Dieser Rückblick zeigt, dass Konjunktur- und Kapitalmarktprognosen über mehrere Monate kaum zielgenau erstellt werden können. Zu viele unvorhersehbare Ereignisse können die ursprüngliche Prognose völlig verändern.

FundResearch: Geht die Aktien-Hausse 2015 weiter?

Carsten Mumm: Mit Blick auf 2015 sind Aktien die attraktivste Anlageklasse. Nach den zwischenzeitlichen Kursverlusten sind die Bewertungen vieler Aktien wieder moderat. Viele Unternehmen verfügen über große Liquiditätsreserven und moderate Verschuldungsgrade. Die Attraktivität der Aktien wird auch durch die jüngst stark gestiegene Anzahl von Unternehmenskäufen und –übernahmen unterstrichen. Zudem herrscht allgemein keine euphorische Stimmung unter den Anlegern. Eine gewisse Skepsis ist eine gute Voraussetzung für die weitere Kursentwicklung, da noch nicht alle Anleger ihre Aktienquoten voll ausgeschöpft haben und potenziell als Käufer agieren können. Nicht zuletzt enden Aktien-Haussen in der Regel nicht in Zeiten einer expansiven Ausrichtung der Geldpolitik. Zumindest in Euroland ist von dieser Seite keine Änderung in 2015 zu erwarten. 

FundResearch: Die Krise im Euroraum ist nach wie vor nicht ausgestanden. Wird es 2015 besser?

Carsten Mumm: Die EZB wird auch in 2015 die Voraussetzungen für eine weitere Gesundung der Staatsfinanzen ermöglichen. Fraglich ist jedoch, ob alle Euroland-Staaten die notwendigen strukturellen Reformen tatsächlich ernsthaft angehen. Zweifel sind vor allem bei Italien, Frankreich und nicht zuletzt auch Deutschland angebracht. Dies ist jedoch eine Voraussetzung für ein zurückkehrendes Vertrauen der Konsumenten und Investoren und damit auch für eine konjunkturelle Dynamisierung. Letztlich dürfte der Druck der Märkte durch zwischenzeitliche Kursverlustphasen den Handlungsbedarf für die Politik immer wieder unterstreichen und dadurch notwendige Reformen antreiben.


Carsten Mumm, Leiter AM, bei Donner & Reuschel.

FundResearch: Die Inflation im Euroraum ist derzeit sehr niedrig. Ist eine Deflation im kommenden Jahr wahrscheinlich? Und wenn ja, hat das negative Auswirkungen?

Carsten Mumm: Die extrem expansive Geldpolitik der EZB kann dazu beitragen, eine deflationäre Entwicklung zu vermeiden. Insbesondere ein indirekter Effekt durch eine Schwächung des Euro im Vergleich zum US-Dollar wirkt über steigende Importpreise einer Deflation entgegen. Wichtiger ist jedoch, dass Konsumenten und Investoren wieder positiver in die Zukunft blicken und durch Ausgaben die Konjunktur unterstützen. Einer deflationären Entwicklung kann von der Politik nicht zielgenau begegnet werden. Die konjunkturelle Dynamik wird dauerhaft geschwächt, wie die Erfahrungen Japans in den letzten Jahren deutlich zeigen. Daher soll dieses Szenario unter allen Umständen vermieden werden. 

FundResearch: Die EZB hat 2014 den Leitzins bis auf 0,05 Prozent abgesenkt. Weniger geht kaum. Wird sie 2015 beim Anleihenkauf richtig Gas geben und Liquidität in den Markt schieben?

Carsten Mumm: Es ist davon auszugehen, dass die EZB den Märkten weiter hohe Summen Liquidität durch Wertpapierkäufe zuführen wird. Die von der Notenbank in Aussicht gestellte Erhöhung der EZB-Bilanz auf das Niveau von 2012 unterstützt diese Erwartung. 

FundResearch: Was wird die Fed im kommenden Jahr machen?

Carsten Mumm: Die Grundannahme ist, dass die Fed im Laufe des Jahres erste Leitzinserhöhungen vornehmen wird. Gleichzeitig wird sie jedoch die konjunkturelle Entwicklung in den USA genau beobachten. Sollten sich hier Schwächetendenzen zeigen, ist eine Verschiebung der geldpolitischen Straffung sehr wahrscheinlich.

FundResearch: Wo bzw. wie sollten Anleger 2015 ihr Geld investieren?

Carsten Mumm: Angesichts der konjunkturellen und geopolitischen Risiken sowie der extrem niedrigen Renditen in den meisten Segmenten festverzinslicher Anlagen, muss im kommenden Jahr in allen Anlageklassen mit zwischenzeitlich deutlichen Verlusten gerechnet werden. Andererseits ist die Liquiditätshaltung bei nahezu Nullzinsen keine gute Alternative. Daher kommt es mehr denn je auf eine breite Streuung über unterschiedliche Anlageklassen und Segmente an. Auf jedem Fall sollten auch risikoarme Anleger mit einem langen Anlagehorizont einen Teil ihres Kapitals in Aktien anlegen. Generell sollten alle Investments aktiv gemanagt werden um potenzielle Verluste strikt zu begrenzen.

FundResearch: Wie sieht es mit Rohstoffen aus?

Carsten Mumm: Rohstoffanlagen sollten weiterhin deutlich untergewichtet werden. Die meisten investierbaren Rohstoffe befinden sich in intakten langfristigen Abwärtstrends. Dadurch waren in den letzten Jahren selbst sehr aktive Rohstoffspezialisten kaum in der Lage, ansprechende Renditen zu erwirtschaften. Angesichts der moderaten konjunkturellen Entwicklungen sowie des deutlichen Nachfrageüberhangs beim Rohöl ist eine Renaissance der Rohstoffe in 2015 nicht sehr wahrscheinlich. Wer eine erneute krisenhafte Zuspitzung z.B. der Euroland-Staatsschuldenkrise erwartet, kann sozusagen als Versicherung für das Depot eine geringe Quote Gold aufnehmen. Allerdings hatte auch die Krisenwährung schlechthin in Zeiten überwiegend negativer Schlagzeilen jüngst keine deutlichen Kursgewinne mehr zu verzeichnen.

FundResearch: Welche Hansainvest/Donner Reuschel-Fonds sollten Anleger wählen, um an den „Trends 2015“ zu partizipieren? 

Carsten Mumm: Für einen Goldanteil bietet sich der „HANSAgold“ an. Im Krisenfall besteht sogar die Möglichkeit einer physischen Lieferung. Ansonsten bietet der global anlegende Aktienfonds „D&R Wachstum Global TAA“ die notwendige Flexibilität, um auf schwankende Märkte zu reagieren. Innerhalb des Fonds wird die Aktienquote je nach Marktsituation zwischen 0% und 100% aktiv gesteuert. Auf der Rentenseite sind ‎Nachranganleihen aus dem Bankensektor interessant. Dieses Segment bietet im Zuge der Eigenkapitalregulierung der Banken durch Basel III außergewöhnliche Chancen. Hier empfehlen wir eine Beimischung des Aramea Rendite Plus, unseres Labelpartners Aramea Asset Management AG aus Hamburg. 

(PD)

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