Henderson: Ausblick 2017: Europäische Value-Aktien – Anlagechancen aus politischen Unsicherheiten

Nick Sheridan, Fondsmanager für Aktien aus Europa, verdeutlicht in seinem Ausblick 2017, wie die Politik nach 2016 auch im kommenden Jahr die Anlegerstimmung maßgeblich beeinflussen dürfte. Zudem erläutert er, wie er mit seiner auf Value-(Substanz-)Werte ausgerichteten Anlagestrategie Bewertungschancen nutzt.

29.11.2016 | 11:23 Uhr

Welche Erkenntnisse haben Sie aus den Entwicklungen in diesem Jahr gewonnen?

Diese Frage ist schwer zu beantworten, denn 2016 war sowohl mit Blick auf die Ereignisse als auch hinsichtlich der Nachrichten ein sehr „emotionales“ Jahr. Insgesamt haben sich europäische Unternehmen 2016 abgesehen von einigen Ausnahmen gut geschlagen. Ungeachtet dessen kam es zu einer ausgeprägten Sektorrotation, begleitet von hohen Korrelationen der Anlagestile über die Märkte hinweg. Ein Großteil der Spannungen ging von politischen Unsicherheiten in und außerhalb Europas aus. Generell war es wohl ratsam, vor Anlageentscheidungen nicht zu viel nachzudenken, denn besonders 2016 bestimmten häufig Stimmungen und weniger logisches Denken oder harte Fakten, wie sich die Märkte entwickeln. Hinzu kommt, dass auch Politiker nach unserer Einschätzung in den seltensten Fällen langfristig denken und leider fehlt es ihnen häufig an klaren Prinzipien. Wichtig ist für sie scheinbar nur ihre Wiederwahl, damit sie nicht arbeitslos werden.

Welche zentralen Themen werden die Märkte, in die Sie investieren, 2017 vermutlich maßgeblich beeinflussen?

2017 stehen in Europa einige Wahlen an, während der Aufstieg des Populismus zugleich für große Unruhe sorgt. Angesichts des Brexit-Votums in Großbritannien und Trumps Wahlsieg allen Wahlprognosen zum Trotz erwarten wir von den anstehenden Wahlen zunehmende Marktschwankungen, auch wenn sie nur von kurzer Dauer sein dürften. Zudem könnten die Anleihenmärkte den Rückwärtsgang einlegen. Dabei könnte ein möglicher kräftiger Rückgang auch den Aktienmärkten zu schaffen machen. Um der Unzufriedenheit ihrer Bürger gerade vor Wahlen entgegenzutreten, werden Europas Politiker ihren harten Sparkurs möglicherweise lockern oder sogar ganz aufgeben.
Schließlich dürfte es Großbritannien in einer Welt nach dem Brexit schwerer haben als die Eurozone. Hochqualifizierte Arbeitsplätze und solche, mit denen hohe Margen generiert werden, könnten auf die andere Seite des Ärmelkanals abwandern. Allerdings dürfte es sich dabei eher um einen langfristigen Trend handeln.

Von welchen Positionen in Ihrem Fonds sind Sie am Übergang ins nächste Jahr besonders überzeugt?

Wir bewegen uns seit geraumer Zeit in einem Umfeld, in dem Anleger europäische Qualitätsaktien anderen um jeden Preis den Vorzug geben. Falls sich jedoch die Bedingungen ändern und wir eine wirtschaftliche Erholung flankiert von staatlichen Konjunkturmaßnahmen sehen, könnten die Anleihenrenditen steigen. Bei einem solchen Szenario dürften Substanzaktien endlich wieder auf der Sonnenseite stehen.

Bei der Titelauswahl für unsere Portfolios halten wir nach Fehlbewertungen Ausschau. Unsere überzeugendsten Positionen sind jedoch ausnahmslos titel- und nicht sektorspezifischer Art.

Was können Anleger von Ihrer Anlageklasse und Ihrem(n) Portfolio(s) erwarten?

Aufgrund der politischen Ereignisse in Europa in den kommenden zwölf Monaten fällt es schwer, eine kurzfristige Ertragsprognose abzugeben. Aber angesichts des aktuellen Kursniveaus europäischer Aktien im Allgemeinen und solcher aus der Eurozone im Besonderen zeigen die Erfahrungen aus der Vergangenheit, dass überdurchschnittlich hohe Renditen möglich sind. Unabhängig davon finden sich in meinem Portfolio auch weiterhin vor allem Qualitätsunternehmen mit hohen Eintrittsbarrieren, guten Margen, hohem Cashflow und unter dem Marktdurchschnitt liegenden KGVs. Generell gilt, dass Anleger immer zwischen Gier und Angst hin und her schwanken, woraus sich attraktive Anlagechancen ergeben.

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