Hoffen auf den nächsten geldpolitischen Stimulus

Finanzmärkte zwischen Konjunktursorgen und Hoffnung auf weitere geldpolitische Schritte.

24.08.2012 | 15:33 Uhr

Obwohl sich die Einkaufsmanagerindizes in der Eurozone im August zumindest tendenziell moderat erholten, was sich in den kommenden Monaten fortsetzen dürfte, signalisieren sie, dass die Wirtschaft in der Eurozone weiterhin schrumpft. Auch der ifo-Index (Montag) und das Wirtschaftsvertrauen (Donnerstag) dürften sich bestenfalls nur leicht verbessert haben. Die Wirtschaftsprobleme in Europa scheinen zunehmend andere Regionen der Weltwirtschaft zu erfassen. So ging der vorläufige Einkaufsmanagerindex für China im August merklich zurück, was durch einbrechende Auftragseingänge für Exporte verursacht wurde. Die chinesische Wirtschaft zeigt damit anhaltende Schwächetendenzen. Nur die USA können derzeit mit einigermaßen soliden Konjunkturdaten glänzen, wobei das Wachstumstempo zu niedrig ist, um die Arbeitslosigkeit nachhaltig zu senken. Auch die Aussagen im Beige Book (Mittwoch) dürften keine grundsätzlich neuen Erkenntnisse beinhalten. Auch die japanische Wirtschaft kämpft zwar mit Schwierigkeiten beim Export, profitiert jedoch von einer guten Entwicklung der Binnennachfrage. So erwarten wir solide Daten zur Industrieproduktion (Freitag) und zum Arbeitsmarkt (Freitag).

Hoffnung auf Stimulus

Das schwierige Konjunkturumfeld erfordert ohne Zweifel antizyklische Maßnahmen. In den USA und in Europa hat nur noch die Geldpolitik Handlungsspielraum, während die Fiskalpolitik aufgrund der hohen Staatsschulden im Abschwung sogar prozyklisch geworden ist. Eine prozyklische Fiskalpolitik ist eigentlich nur typisch für Schwellenländer. Immerhin kann die Geldpolitik in den USA und in Europa noch antizyklisch agieren, da die
Währungen mehr oder weniger stabil sind. Viele Schwellenländer mussten in der Vergangenheit oft in Krisenzeiten sogar die Zinsen anheben, um die Währung
zu stützen. Die Zeit der prozyklischen Wirtschaftspolitik scheint aber für viele Schwellenländer vorbei zu sein. So lockern viele aufstrebende Volkswirtschaften derzeit ihre Geldpolitik und legen neue Fiskalprogramme auf – wie zuletzt Brasilien und China. Gemäß Konsultationspapier des Internationalen Währungsfonds hat vor allem China noch einen großen Spielraum bei der Fiskalpolitik mit einem geschätzten Haushaltsdefizit von 1,25 % des Bruttoinlandsprodukts (BIP) und einer Staatsverschuldung von 20 % des BIP in diesem Jahr.


Aber auch die Europäische Zentralbank (EZB) und die Federal Rerserve dürften im September einen neuen geldpolitischen Stimulus beschließen. Derzeit scheint die konkrete Ausgestaltung innerhalb der beiden Zentralbanken jedoch noch intensiv diskutiert zu werden.

Inflation oder Deflation?

Die Lehman-Pleite im Herbst 2008 war ohne Zweifel der größte deflationäre Schock für die Weltwirtschaft seit den 1930er-Jahren. Im Gegensatz zu damals reagierte die Geld- und Fiskalpolitik schnell und aggressiv, um eine deflationsinduzierte Abwärtsspirale (Debt Deflation) zu verhindern. Seitdem schwanken die Finanzmärkte immer wieder zwischen Deflations- und Inflationsängsten. Vor diesem Hintergrund ist es eigentlich überraschend,
dass die Inflation seit 2008 stabil geblieben ist und sich eine größere Störung des Preismechanismus verhindern ließ. Derzeit überwiegen in der Eurozone eher wieder die Deflationsrisiken. So dürfte die Kreditvergabe (Dienstag) auch im Juli geschrumpft sein und damit eine erhöhte Gefahr signalisieren, dass das „Japan-Szenario“ in der Eurozone eintreten könnte. Aber im Spätherbst könnte das Pendel schon wieder in die andere Richtung schwingen und die Inflationsängste an die Finanzmärkte zurückbringen. Auslöser dafür könnte sein, dass die wichtigsten Zentralbanken umfassende
Liquiditätsschritte beschließen. Die spannende Frage wird dann sein, ob die Notenbanken in diesem Fall weiter in der Lage sein werden, die Inflationserwartungen unter Kontrolle zu halten.

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