Innovative Unternehmen sind effizienter
Die Kombination von wissenschaftlicher Theorie mit den neuesten Möglichkeiten im Asset Management wie Künstliche Intelligenz, Big Data und Text Mining, soll Werte schaffen in einer Welt, die immer komplexer und ambivalenter wird. Ein Interview mit Professor Dr. Daniel Schallmo, Gründer der W & S Portfoliomanagement GmbH.30.10.2018 | 09:05 Uhr von «Dieter Fischer»
1. Wie unterscheiden sich innovative Unternehmen grundsätzlich von anderen?
Innovative Unternehmen sind effizienter und nachhaltiger. Sie schaffen es z.B., Investitionen in F&E in einer kürzeren Zeit und mit einem größeren Hebel in zusätzlichen Umsatz umzuwandeln. Die Dauer und der Hebel unterscheiden sich natürlich von Branchen zu Branche.
Dabei sind nicht nur vergangene und aktuelle Ergebnisse relevant, sondern auch zukünftige potenzielle Umsätze, die sich dann positiv auf das Ergebnis auswirken. Wir sprechen dabei von der Innovationsfähigkeit. Dies ist gerade aus Anlegersicht von besonderer Relevanz.
2. Welche Faktoren haben Sie hierfür herausgearbeitet?
Wir haben in den letzten Jahren die Innovation von Geschäftsmodellen erforscht und somit auch die Messbarkeit der Innovationsfähigkeit von Unternehmen bzw. Geschäftsmodellen erarbeitet. Zusätzlich haben wir bestehende Studien und Veröffentlichungen analysiert.
Hierbei sind wir auf unterschiedliche Indikatoren, die aus dem beschriebenen Geschäftsmodell bzw. dem Jahresabschluss erhoben werden können. Diese Indikatoren dienen dabei der Messung der Innovationsfähigkeit (siehe Kasten).
Eine intelligente Kombination dieser Indikatoren ermöglicht es, Zusammenhänge zu erkennen und somit einen Rückschluss auf die oben erwähnte Innovationsfähigkeit des Geschäftsmodells zu erhalten.
Neben den Ausgaben in F&E spielen z.B. Patente, neue Produkte und der Cash-Flow mit neuen Produkten eine wichtige Rolle. Mittels unserer quantitativen Analyse in einem mehrstufigen Modell können somit Unternehmen mit einer besonders hohen Innovationsfähigkeit selektiert werden.
3. Warum ist der Grad der Digitalisierung für viele Industrien so entscheidend?
Der Grad der Digitalisierung einer Industrie ist relevant, weil dadurch einerseits die Dauer, bis Veränderungen eintreten und andererseits die Auswirkung, die die Digitalisierung mit sich bringt, beeinflusst werden. Dies wurde übrigens bereits 2015 in einer Deloite-Studie analysiert. Denken Sie z. B. an den Einzelhandel. Hier liegt eine kurze Dauer des Eintritts und eine hohe Auswirkung vor; im Gegensatz zum Bergbau, mit einem längeren Eintritt und einer eher geringeren Auswirkung.
Die Kunst ist es nun, die Unternehmen herauszufiltern, die innovationsfähig sind und somit die Chancen im Kontext der Digitalisierung nutzen können.
4. Was ist darüber hinaus wichtig, um die Innovationsfähigkeit zu erhalten?
Neben den oben gezeigten Indikatoren und deren Kombination besteht die Notwendigkeit, das Unternehmen in einem stetigen Kreislauf von beispielsweise Investitionen in F&E, Entwicklung neuer Ideen und Produkte, gutem Marketing zur Generierung von Umsatz und daraus resultierenden Gewinnen um wiederum in F&E investieren können zu halten. Nur so kann ein Unternehmen nachhaltig innovativ bleiben. Als positives Beispiel ist hier Amazon zu nennen, das sich vom Buchhändler zum Tausendsassa des Onlinehandels entwickelt hat und stetig weitere Dienstleistungen (Alexa, Smarthome, …) anbietet. Des Weiteren bietet Amazon auch im B2B-Segment immer mehr Dienstleistungen – nicht nur als Plattform, sondern auch im Bereich von Webservices.
Zudem zeigen innovative Unternehmen auch auf der Ebene der Unternehmenskultur, ihrer Vision und Werte sowie der Organisationsstrukturen Unterschiede zu klassischen Firmen auf. Hierbei spielt insbesondere eine agile Arbeitsweise in einem innovativen Umfeld eine Rolle.
5. Schlägt sich das auch in den Börsenkursen nieder, sofern die Unternehmen notiert sind?
Bei der Anwendung unseres 4-stufigen Auswahl- und Managementmodells auf Basis aktueller wissenschaftlicher Studien sowie einer laufenden quantitativen und automatisierten Bewertung der Daten von mehr als 4.000 börsennotierten Unternehmen weltweit zeigt sich, dass die es vielen Unternehmen mit Investitionen in F&E gelingt, ein hohes Umsatzwachstum zu generieren. Oftmals erfolgt dieses Umsatzwachstum allerdings zu Lasten des Gewinnwachstums. Ferner weisen innovative Unternehmen nur ein moderates Mitarbeiterwachstum auf, schaffen es aber gleichzeitig, mehr Patente zu anzumelden.
Hieraus wird deutlich, dass die Innovationsfähigkeit von Unternehmen sich positiv auf den betriebswirtschaftlichen Erfolg und somit auf den Aktienkurs von börsennotierten Unternehmen auswirken kann. Unternehmen (Feinselektion) , die es schaffen, Inputfaktoren, wie z.B. Investitionen in F&E, schneller und mit einem höheren Hebel in Umsatz umzuwandeln, sind somit renditestärker, als Vergleichsunternehmen (Vorselektion ).
Über W & S Portfoliomanagement GmbH:
Die W & S Portfoliomanagement GmbH wurde 2017 als Vermögensverwalter für institutionelle Kunden mit Sitz in Ulm gegründet und ist zugelassenes Institut gemäß §32 Abs. 1 des Kreditwesengesetzes mit Lizenz zur Finanzportfolioverwaltung. Die beiden Gründer und Gesellschafter, Professor Dr. Daniel Schallmo und Geschäftsführer Heribert Danner teilen die Überzeugung, aus der Verknüpfung von wissenschaftlicher Theorie und den neuesten Möglichkeiten der Digitalisierung wie quantitative Analyse, Big Data und Künstliche Intelligenz Mehrwerte in Form geringerer Kosten, weniger Risiken und höheren Renditen zu generieren.