Janus Henderson: Festzinsanlagen - Größere Unterschiede und Störungen in 2018

Jenna Barnard, Co-Leiterin Strategic Fixed Income, blickt zurück auf das Jahr 2017. Zudem erläutert sie ihre Überlegungen und Einschätzungen zu den wohl wichtigsten Themen im kommenden Jahr für die Kreditmärkte und die Strategic Fixed Income Portfolios.

29.11.2017 | 10:55 Uhr

(Foto: Jenna Barnard)


Welche Erkenntnisse haben Sie aus 2017 gewonnen?
2017 war für mich ein Paradebeispiel dafür, dass sich der Konsens irren kann. Anfang des Jahres erwarteten alle steigende Anleiherenditen als Reaktion auf einen Paradigmenwechsel mit höherem Wachstum und höherer Inflation in der US-Wirtschaft. Aber erneut lag der Konsens mit seinen Prognosen daneben. Im Februar erreichte die Inflation ihren Höhepunkt* und brach anschließend ein. Und in keinem Industrieland mit niedriger Arbeitslosigkeit gab es bisher Anzeichen einer Lohninflation.

Die Erfahrungen in diesem Jahr haben John Pattullo und ich zum Anlass genommen, mal genauer zu analysieren, wie oft der Konsens in der Vergangenheit die Entwicklung der Anleiherenditen falsch eingeschätzt hat. Dabei fanden wir heraus, dass der Konsens für 24 der letzten 26 Jahre höhere Staatsanleiherenditen vorhergesagt hatte.** Nur in zwei Jahren waren niedrigere Renditen prognostiziert worden. Nach meiner Einschätzung ist dies typisch für unsere Branche und erklärt die Underperformance in vielen Bereichen des aktiven Fondsmanagements. Jahr für Jahr werden falsche Prognosen gestellt und ungeprüft übernommen.

* US-Inflation; ** Umfrage der Notenbank von Philadelphia unter Wirtschaftsprognostikern zur Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen, Juni 2017.

Was sind 2018 die zentralen Themen für Ihre Märkte und wie beeinflusst das die Positionierung des Portfolios?
Die wichtigsten Themen für die Kreditmärkte heute und in den nächsten Jahren sind meines Erachtens Divergenz und Disruption. Wir werden derzeit Zeuge großer Verwerfungen in vielen Branchen, mit denen Probleme für bestimmte Unternehmensanleihen in unserem Markt einhergehen. Der technologische Wandel ist für einen Großteil der Disruptionen verantwortlich, die den Einzelhandel besonders erschüttern. Aber in den USA leidet beispielsweise auch die Bierbranche unter der Disruption, denn die Menschen konsumieren zunehmend Cannabis statt Bier, und kleine Brauereien schießen wie Pilze aus dem Boden. Für uns fühlt es sich so an, als würden wir aus vielen Branchen, in die wir in der Vergangenheit investiert haben, herausgedrängt, weil sie zu unberechenbar geworden sind und ihr Umsatzwachstum zu wünschen übrig lässt. Unter dieser Entwicklung leiden nun langsam auch die Aktienbewertungen. Vor diesem Hintergrund sind die Themen Disruption und Divergenz ebenso wichtig für uns wie das Einhalten unserer strikten Anlagekriterien. Unter dem Strich dürfte das Anlagegeschäft 2018 nicht leichter werden.

Was sind die zentralen Risiken und Chancen in 2018?
Von der Lohninflation geht unseres Erachtens mit Abstand das größte Risiko für sämtliche Anleiheklassen aus. Bei Anzeichen einer Lohninflation in Ländern mit geringer Arbeitslosigkeit wie Großbritannien, USA, Deutschland und Japan müssten die Zentralbanken aktiv werden und würden die Zinsen deutlich schneller steigen. Bisher deutet jedoch nichts auf schneller steigende Löhne hin. Denn die anhand der Phillips-Kurve dargestellte Beziehung zwischen Arbeitslosigkeit und Inflation ist zusammengebrochen. Weshalb viele an der Aussagekraft der Wirtschaftswissenschaften für das reale Leben zweifeln. Aber dessen ungeachtet bleibt die Lohninflation, sollte sie 2018 wieder aufflammen, das größte Risiko für alle Anleihemärkte.

Was mögliche Anlagechancen anbelangt, sehen wir diese derzeit eher bei Staatsanleihen. Australien ist dank seiner stark divergierenden Volkswirtschaft sehr interessant, sodass uns australische Staatsanleihen gefallen. Bei Interesse könnte ich bei nächster Gelegenheit näher auf dieses Thema eingehen. Und was die US-Wirtschaft betrifft, so sehen wir sie in einer späten Zyklusphase. Daher suchen wir derzeit nach Anlagechancen an den Staatsanleihe- und den Kreditmärkten. Wie bereits erwähnt, halten wir an unserer strikten Anlagedisziplin fest und werden wohl auch weiter versuchen, das Engagement bei riskanteren Unternehmensanleihen zu reduzieren.

Diesen Beitrag teilen: