Janus Henderson: Ignacio De La Maza setzt auf flexible festverzinsliche Anlagen

Anleger sollten ihre Einschätzung zu den Anleihemärkten überdenken, meint Ignacio De La Maza, Head of Continental Europe Wholesale bei Janus Henderson Investors, denn 2018 beginnt eine Phase des Umbruchs. Warum Flexibilität für festverzinsliche Anlagen wichtig ist, erläutert er in diesem Interview.

05.02.2018 | 10:47 Uhr

„Als ich vor 13 Jahren in das Investmentmanagement wechselte, investierten Anleger in ganz bestimmten Bereichen. Stand Sicherheit für ihr Kapital an erster Stelle, kauften sie Staatsanleihen mit kurzen Laufzeiten. Für höhere Renditen griffen sie zu Hochzinsanleihen.“

Zwar haben auf bestimmte Bereiche oder Themen fokussierte Fonds immer noch ihre Berechtigung. Aber Ignacio De La Maza sieht daneben eine steigende Nachfrage nach ergebnisorientierten Fonds. „Anleger suchen immer häufiger nach Anlageinstrumenten, die kaum schwanken oder eine positive Gesamtrendite bieten. Engagements in bestimmten Anlagebereichen sind weniger gefragt“, glaubt er.

Gleichzeitig bereitet ihm der allgemeine Trend zu passiven und insbesondere zu passiven festverzinslichen Anlagen Sorgen: „Viele dieser Produkte orientieren sich eng an einem Rentenindex. Bei Aktienindizes spielen die Marktkapitalisierung der Unternehmen und die Erwartungen der Anleger zum Unternehmensgewinnwachstum eine zentrale Rolle. Bei den meisten Anleiheindizes ist das Emissionsvolumen der Anleihen ein zentrales Kriterium für deren Aufnahme in den Index, sodass die am höchsten verschuldeten Unternehmen oder Staaten im Index am stärksten gewichtet sind. Ist es sinnvoll, solche für Refinanzierungen besonders anfällige Schuldner im Portfolio zu haben, wenn der Wirtschaftszyklus schon in die Jahre gekommen ist?“

Ignacio De La Maza sieht aber auch die Bewertungen kritisch: „Wir leben in einer verkehrten Welt, wenn Anleger bereit sind, bei Anleihen negative Renditen zu akzeptieren. Sicher gibt es dafür technische Gründe wie etwa in der Schweiz, wo die Zentralbank eine Negativzinspolitik verfolgt, oder bei deutschen Bundesanleihen, die vor politischen Unwägbarkeiten in Europa schützen können. Aber man muss in punkto Wirtschaft schon wirklich schwarz sehen, um solche Anlagen langfristig für sinnvoll zu halten.“

Strukturelle Veränderungen

 Ignacio De La Maza räumt ein, dass die unkonventionelle Geldpolitik für die hohen Anleihekurse und die höheren Korrelationen zwischen den Anlageklassen mit verantwortlich ist. „Wenn Zentralbanken Billionen US-Dollar in den Markt pumpen, dann treibt diese zusätzliche Nachfrage natürlich die Kurse nach oben.“ Ist also nach seiner Einschätzung der Fed-Rückzug aus der quantitativen Lockerung das Fanal für eine Trendwende an den Anleihemärkten? So einfach ist es seines Erachtens nicht, was er anhand einer Metapher aus dem Familienleben (Ignacio De La Maza ist stolzer Vater von drei Kindern) erläutert.

„Nichts verändert dein Leben so sehr wie ein Kind. Es ist eine neue Variable in deinem Leben, an die du dein gesamtes Verhalten anpassen musst. Zudem ist diese neue Variable kein kurzes Intermezzo, sondern von Dauer. Auch die unkonventionelle Politik der Zentralbanken ist eine neue Variable, die unser Leben länger begleiten könnte, als viele erwarten. Zur Erinnerung: Quantitative Lockerungen waren als Notfallmaßnahme gedacht. Inzwischen aber sind zehn Jahre seit der Finanzkrise vergangen, und die US-Notenbank beginnt erst jetzt, ihre Vermögenskäufe zu drosseln. Die Europäische Zentralbank und die Bank von Japan (BoJ) sind sogar nach wie vor im Lockerungsmodus. Und was viele vergessen: Die BoJ betreibt ihre quantitativen Lockerungen mit Unterbrechung schon seit 2001.“

Ignacio De La Maza verweist an dieser Stelle auf einige seiner Kollegen bei Janus Henderson Investors, die viele Parallelen zwischen dem Westen und Japan sehen. „Niemand kann sicher sein, ob wir nicht doch den gleichen Weg wie Japan einschlagen und in einem Szenario mit deflationär niedrigem Wachstum gefangen sind. Oder ob die USA und Europa einen neuen Kurs steuern, der zu stärkerem Wachstum und höherer Inflation führen könnte. Welches der beiden Szenarien eintritt, hat erhebliche Auswirkungen auf Zinsen, Verschuldungsquoten und die Rahmenbedingungen für Unternehmen und daher auch auf die angemessenen Niveaus für Anleiherenditen und Kredit-Spreads.“

Da zwei so gegensätzliche Entwicklungen möglich sind, überrascht es nicht, dass Ignacio De La Maza flexiblen festverzinslichen Anlagen viel abgewinnen kann. „Fonds, die an keine Benchmark gebunden sind und strategisch frei investieren können, sollten besser auf die Unwägbarkeiten der Märkte vorbereitet sein. Bei Veränderung der Marktbedingungen können sie ihre Zinsempfindlichkeit erhöhen oder verringern, in andere festverzinsliche Anlageklassen oder andere Regionen umschichten. Für sie wird Volatilität weniger zur Bedrohung, sondern mehr zur Chance, die sie nutzen können.“

Anpassungsfähigkeit

 Welche Vorteile eine solche Anpassungsfähigkeit hat, weiß Ignacio De La Maza aus Erfahrung. Seine fast zwei Meter große Statur verrät den ehrgeizigen Sportler. Begonnen hatte seine sportliche Karriere auf dem Basketballfeld, bis ihn eine Knöchelverletzung zum Rudern und anschließend zum Rugby bis in die spanische Nationalmannschaft führte. „Von allen Sportarten, die ich in meinem Leben gespielt habe, hat Rugby mir wohl die meisten Werte vermittelt wie Teamarbeit, Verantwortungsbewusstsein und Integrität“, ist er heute überzeugt.

Nach seiner erfolgreichen Sportlerkarriere wuchs in ihm der Wunsch, seine Ausbildung im Finanzbereich auszubauen und in die Vermögensverwaltung zu wechseln. Er liebt Sport auch weiterhin und ist überzeugt, dass die Fähigkeit, schnell und entschlossen zu reagieren und bei sich ändernden Bedingungen eine neue Strategie zu entwickeln, auch in der Vermögensverwaltung von großem Wert ist. „Wie beim Rugby will man auch in der Vermögensanlage vermeiden, eingekeilt zu werden und sich nicht mehr bewegen zu können. 2018 könnte Anleger in dieser Hinsicht auf die Probe stellen. Ein flexibler Ansatz bei festverzinslichen Anlagen dürfte deshalb von großem Vorteil sein.“


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