Kapitaleinkommen wird für alle wichtig

Titel der Publikation: Nachhaltiger Vermögensaufbau und Kapitaleinkommen
Veröffentlichung: 06/2015
Autor: Hans-Jörg Naumer
Auftraggeber: Allianz Global Investors (Website)
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Während die Geburtenrate rückläufig ist, altert die Weltbevölkerung, schreibt Hans-Jörg Naumer in einer aktuellen Studie von Allianz Global Investors. Das habe Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt – und letztlich auf das Einkommen.

05.06.2015 | 15:23 Uhr

Der sich im erwerbsfähigen Alter befindliche Teil der Bevölkerung wird einer Studie der UN zufolge immer kleiner. Dem entgegenwirken könne eine steigende Partizipationsrate im Arbeitsmarkt, zum Beispiel durch längere Lebenszeiten oder eine Erhöhung des Anteils erwerbstätiger Frauen, erklärt Hans-Jörg Naumer von Allianz Global Investors. Eine von HSBC veröffentlichte Studie lege jedoch offen, dass die aus dem Arbeitsleben Ausscheidenden nicht ausreichend durch ein verändertes Arbeitsverhalten ersetzt werden.

Dies bedeute im Umkehrschluss, dass der sinkende Teil der arbeitenden Bevölkerung das Rentenaufkommen für einen wachsenden Teil von Ruheständlern nicht aufrechterhalten kann. 

Erschwerend kommen neue technologische Entwicklungen hinzu: Diese könnten Arbeit als Einkommensquelle verdrängen. „Die Produktivität des Faktors Arbeit wird nicht mehr durch eine Kombination aus Arbeit und Kapital (=Maschine) gesteigert, sondern Arbeit wird durch Kapital ersetzt“, erklärt Naumer. Schon heute werden beispielsweise Autos entwickelt, die selbstständig fahren können sollen. Maschinen würden also in Tätigkeitsfelder vordringen, die bislang dem Menschen vorbehalten waren.

Um ihren Lebensstandard zu sichern, müssten sich Arbeitnehmer daher schon heute andere Einkommensquellen suchen, welche unabhängig vom Arbeitsmarkt seien. 
Naumers Vorschlag: Arbeitnehmer sollen sich am unternehmerischen Kapital beteiligen. Staatsanleihen stellen für ihn aufgrund von negativen Renditen keine Option mehr dar. Eine Abkehr vom Anleihekaufprogramm QE der EZB sei nicht abzusehen. 

Anhand von Unternehmensbeteiligungen sollen Anleger Vermögen aufbauen und Einkünfte erzielen können: „Angenommen, ein Anleger hatte über einen Betrachtungszeitraum von 1992 bis 2014 in einen breiten Korb europäischer Aktien investiert und nichts entnommen: Bei einer unterstellten Dividendenrendite von drei Prozent auf gerundet 40.000 Euro (über 13.000 Euro Sparbeitrag zzgl. 23.000 Ertrag) würde er heute 1.200 Euro im Jahr an Kapitaleinkünften erzielen - 100 Euro im Monat“, so Naumer, „das mag als Zubrot z.B. für die Altersvorsorge noch nicht ausreichend sein, ist aber ein solider Anfang.“ Eine Dividendenrendite von drei Prozent sei kein Garant für die Zukunft, aber eine realistische Messlatte. „Mittels Fondslösungen wäre eine solche Kapitalbeteiligung einfach lösbar“, ergänzt Naumer. 

Besonders interessant ist der Vorschlag im Zuge der ökonomischen Debatte über Kapitaleinkommen. Thomas Piketty argumentiert in seinem 2013 erschienen Buch „Das Kapital im 21. Jahrhundert“, dass Einkommensungleichheit vor allem durch den Kapitalismus befördert werde. Kapitalbesitzer können ihr Vermögen durch Kapitalerträge steigern. In Relation verlieren dann solche, die lediglich Arbeitseinkommen beziehen und die Einkommensungleichheit (und Vermögensungleichheit) wächst. Dies werde beschleunigt, da Kapitaleinkommen nicht sozialversicherungspflichtig ist und steuerlich begünstigt werde. 

Steigt jedoch die Anzahl an Arbeitnehmern, die Kapitaleinkünfte beziehen, so könnte sich der Effekt wieder ausgleichen. Mehr Menschen würden am unternehmerischen Kapital und der daraus resultierenden Risikoprämie beteiligt sein, sodass sie ihr Vermögen und Wohlstand steigern könnten.

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