Keine Angst vor Fintechs

Es zeigt sich immer deutlicher, dass Firmen aus der Finanztechnologie weit weniger eine Konkurrenz zu etablierten Finanzhäusern darstellen denn eine Ergänzung und eine mögliche Innovationsspritze.

25.11.2016 | 13:25 Uhr von «Teresa Laukötter»

Die Zeit der Finanztechnologieunternehmen, kurz Fintechs, hat gerade erst begonnen. Dabei geht es weniger darum, dass die neuen technologiegetriebenen Firmen mit innovativen Produkten und Dienstleistungen Marktanteile von Banken und Versicherungen erobern. Vielmehr verstehen sich Fintechs oft als Kooperationspartner etablierter Finanzinstitute.

86 Prozent der jungen Firmen setzen nicht auf Konfrontation, sondern auf Kooperation mit den Branchenführern, berichtet die Beratungsgesellschaft Roland Berger nach einer europaweiten Studie. Von einer Zusammenarbeit versprechen sich die Gründer demnach vor allem Zugang zu einer breiten Kundenbasis (78 Prozent). Zwei Drittel der Studienteilnehmer glauben nicht, dass Fintechs klassische Finanzinstitute ersetzen können.

„Fintechs schätzen ihre Rolle auf dem Markt realistisch ein: Sie verändern die Finanzindustrie, können aber nicht im Alleingang eine Revolution einläuten“, kommentiert Martin Krause-Ablass, Berater der Gesellschaft. „Neben Fintechs werden mittelfristig auch Schwergewichte aus dem Technologiebereich etablierte Finanzdienstleister unter Druck setzen“, ergänzt der Berater.

Für Banken und Versicherungen ergeben sich durch Kooperationen mit Fintechs Chancen, die eigene digitale Transformation voranzutreiben, heißt es weiter. Dabei geht es für sie nicht nur um einen technischen, sondern vor allem um einen kulturellen Wandel. Allerdings rechnen die für die Studie befragten Jungunternehmer mehrheitlich, dass Banken und Versicherungen mit Übernahmen auf die neue Konkurrenz reagieren. Das Vertrauen von Kunden erachten Fintechs als wichtigsten Faktor für den Erfolg in der Finanzbranche (71 Prozent). In diesem Punkt sehen sie gerade eine Stärke der etablierten Häuser am Markt. Bei anderen maßgeblichen Kriterien, etwa der Transparenz von Angeboten und dem Dienstleistungskomfort wähnen sich Fintechs im Vorteil.

91 Prozent der befragten Fintech-Gründer meinen, die Bedürfnisse ihrer Kundschaft sehr gut bedienen zu können. Bereiche, in denen Banken und Versicherungen stark aufgestellt sind, wie finanzielle Ressourcen oder die Bekanntheit ihrer Marken, spielen für sie dagegen eine untergeordnete Rolle. Nahezu drei Viertel meinen, dass umfassende Kenntnisse über regulatorische Rahmenbedingungen keine große Bedeutung für den Firmenerfolg haben, positionieren sie sich doch überwiegend in bisher weniger regulierten Bereichen. Dort sehen sie wiederum die traditionellen Anbieter im Vorteil. 

Als weiteres Studienergebnis sind Fintechs skeptisch, dass die etablierten Finanzhäuser für einen digitalen Wandel tatsächlich bereit sind. Allein 15 Prozent erkennen für einen solchen Wandel gute Voraussetzungen bei Banken; bei Versicherungen sind 14 Prozent. 95 Prozent sind wenig überraschend davon überzeugt, über umfangreichere digitale Kompetenzen zu verfügen als klassische Dienstleister.

Wichtigstes Kriterium für die Standortwahl ist für die Technologie-Start-ups eine gute Möglichkeit, qualifizierte Mitarbeiter zu finden. Danach folgen die Aufgeschlossenheit der Regulierungsbehörden sowie starke Netzwerke und Investoren vor Ort. Die besten Bedingungen sehen die Gründer derzeit in Großbritannien, Irland und Frankreich. Starre Regulierung und eine überschaubare Investorenlandschaft verhindern ein besseres Abschneiden von Deutschland im europäischen Vergleich, meinen die Studienmacher. Für die Studie hat Roland Berger eigenen Angaben zufolge 248 Fintechs aus 18 europäischen Ländern befragt. Weiterführender Link:

 

portfolio institutionell newsflash 17.11.2016

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