LFDE: Märkte auf Talfahrt?

An den Aktienmärkten vollzog sich auf breiter Front eine heftige Korrektur, die alle Märkte traf und den Großteil der Jahresperformance der Indizes mit Ausnahme der USA ins Minus schickte. Wie kam es zu dieser Entwicklung?

17.10.2018 | 14:05 Uhr

Die Gründe sind vielfältig. Dazu gehörten unter anderem die Anhebung der US-Zinssätze in der Vorwoche, der Haushaltsstreit zwischen der italienischen Regierung und der Europäischen Kommission, die Bedenken hinsichtlich des Wachstums in den Schwellenländern (die jüngste geldpolitische Lockerung der People’s Bank of China (PoBC) wurde als Signal gedeutet, dass das Binnenwachstum Unterstützung benötigt) und die anhaltende Drohung eines Handelskrieges.Doch im Grunde ist das alles nichts wirklich Neues. Die neuen, von der sehr moderaten Anhebung der langfristigen US-Zinssätze verursachten Ängste zeigen, dass die Märkte allmählich diese neue Realität zur Kenntnis nehmen. Zudem wird das Zusammentreffen der genannten Faktoren genutzt, um angesichts der überzogenen Bewertungen in manchen Bereichen eine wohl von vielen für notwendig erachtete Entschlackung vorzunehmen. Am stärksten getroffen hat es die noch vor kurzem heiß begehrten Wachstums- und Technologiewerte. In nur zwei Tagen ist der Technologie-Index FANG+ um 6 Prozent gefallen. Seit Jahresanfang ging es für alle teuren Werte nach oben und für alle günstigen Titel weiter nach unten.

Im Rahmen des derzeitigen Kursrutsches zeichnet sich der Beginn einer raschen Aufholbewegung ab, und eine Stilrotation war besonders ausgeprägt. So verloren Wachstumswerte in Europa ihren gesamten Vorsprung vor Value-Titeln.Zudem dürfte die Heftigkeit der Kursbewegungen durch den Einsatz quantitativer oder systematischer Strategien verstärkt worden sein, bei denen die Aktivierung bestimmter Stop-Loss-Levels zu massiven Verkäufen führt. So schätzt Morgan Stanley, dass die Hedgefonds mit den schwindenden Gewinnen beim Momentum-Faktor nahezu die gesamte Wertentwicklung des Jahres verloren. Ein weiterer wichtiger „technischer“ Faktor ist die sogenannte Blackout-Phase, die der Berichtssaison der Unternehmen in den USA vorangeht. In dieser Handelssperrzeit, die bis zum Monatsende andauern wird, dürfen US-Unternehmen keine Aktienrückkäufe vornehmen.

Dabei sind US-Unternehmen, gestützt durch die Steuerreform, die ihnen die Rückführung von Cash aus dem Ausland ermöglichte, seit einem Jahr praktisch die einzigen Nettokäufer von US-Aktien. Diese Blackout-Phase beraubt den US-Markt somit eines wichtigen unterstützenden Faktors.Trotz einer ersten technisch bedingten Erholung dürfte sich die Kursbewegung auf kurze Sicht fortsetzen, vor allem da die systematischen Strategien noch weitere massive Verkäufe von Positionen vornehmen könnten. Wenn jedoch in großen Mengen wahllos Aktien auf den Markt geworfen werden, könnten sich durchaus Chancen ergeben. In den kommenden Wochen ist es sicherlich die beste Taktik, bei zu Unrecht abgestraften Werten Einstiegskurse festzulegen.

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