LFDE: „Wir verstehen uns als Pioniere beim Thema ESG“
La Financière de l’Echiquier (LFDE) wird eine 100-prozentige Tochter der französischen Primonial Gruppe. FundResearch sprach mit John Korter, Country Head Deutschland und Österreich bei LFDE.10.05.2019 | 15:02 Uhr
FR: Primonial war mit einem 40-prozentigen Anteil bereits ein Großaktionär von LFDE. Warum jetzt die Komplettübernahme?
John Korter: Angesichts der ersten Synergien und Integrationserfolge, die Primonial und LFDE – La Financière de l’Echiquier seit dem 1. März 2018 generiert hatten, beschloss das Management von Primonial - in Abstimmung mit den Gründern und Inhabern von LFDE - den Konsolidierungsprozess zu beschleunigen, der schon frühzeitig geplant war und innerhalb weniger Jahre vollzogen werden sollte. Eine mögliche Neuordnung der Eigentümerstruktur von Primonial im Jahr 2019 war ebenfalls ein entscheidender Faktor für die Entscheidung, jetzt zu handeln.
FR: Was genau bietet Ihnen Primonial?
John Korter: Primonial ist ein unabhängiger Vermögensverwalter und einer der führenden Finanzdienstleister in Frankreich in den Bereichen Lebensversicherung, Anlageverwaltung und Immobilien mit einem Gesamtvolumen von rund 38 Milliarden Euro. Die vorhandenen Strukturen und das Vertriebsnetzwerk in Frankreich bieten LFDE hervorragende Möglichkeiten, sich gemeinsam mit Primonial auf europäischer Ebene zu etablieren. Primonial verfügt über die notwendigen Strukturen, Ressourcen und Mittel, dieses Wachstum zu befördern und LFDE dabei zu unterstützen, eine Präsenz in den wichtigsten europäischen Märkten aufzubauen.
FR: Wurde der Vertrieb verstärkt?
John Korter: Durchaus. Die im März 2018 erfolgte Beteiligung von Primonial an LFDE mit 40 Prozent hat sich bereits sehr positiv auf die europäischen Expansionspläne ausgewirkt. Die Vertriebsmannschaften in verschiedenen europäischen Ländern wurden neu besetzt und mit erfahrenen Personen verstärkt. Des Weiteren bietet LFDE, einer der führenden Vermögensverwalter in Frankreich mit großer Expertise in der Verwaltung von aktiv verwalteten Fonds, der Primonial-Gruppe die Möglichkeit, im Bereich Asset Management zu wachsen und sich zu spezialisieren. Primonial hatte zuvor keine so spezialisierten, thematischen und aktiv gemanagten Fonds, wie LFDE sie mit seiner Produktpalette bietet, im Programm.
FR: Wie ändert sich die Expertise im Fonds-/Produktmanagement?
John Korter: Die Expertise im Fondsmanagement bleibt unverändert bei LFDE mit der Besonderheit, dass die Asset Management-Teams von Primonial in die Teams von LFDE integriert wurden. Dies hat in den vergangenen zwölf Monaten bereits dazu geführt, weitere Synergien zu nutzen, die Fondspalette zu erweitern und Spezialthemen wie Research, Drittfondsauswahl und das institutionelle Geschäft effizienter aufzustellen.
FR: Wird es bei LFDE neue Fonds für die Primonial-Klienten geben?
John Korter: Die Primonial-Berater und -Kunden werden im Rahmen der angebotenen offenen Architektur von Primonial wie in der Vergangenheit die Fonds von LFDE einsetzen können. Die Fondspalette hat sich 2018 durch die Integration einiger Fonds im Bereich Anleihen (z. B. Wandelanleihen oder Kurzläufer) bereits erweitert. Neue Produkte im Bereich Long/Short, Themenfonds und andere Aktienfonds sind in Planung und werden den Kunden von Primonial, genauso wie den Vertriebspartnern und Anlegern von LFDE, angeboten.
FR: Apropos – bleibt es weiter bei der Unabhängigkeit der LFDE-Fondsmanager?
John Korter: Definitiv ja. Die Unabhängigkeit der Fondsmanager von LFDE – La Financière de l’Echiquier ist das Kernstück des Erfolges der Fondspalette von LFDE. Bezüglich der Anlageprozesse, der ESG-Methodik für alle Fonds und der Entscheidungen für die Fonds wird es keine Änderungen geben. Diese Unabhängigkeit ist Teil der DNA von LFDE und macht LFDE im Kern aus.
FR: Gibt es zusätzliche Fonds, die Sie nun in Deutschland anbieten können? Welche sind das?
John Korter: Wir haben das Angebot der in Deutschland und Österreich zugelassenen Fonds erweitert. Zusätzlich zu unseren Kernprodukten Echiquier Agenor (Mid Caps Europa), Echiquier Entrepreneurs (Small Caps Europa), World Equity Growth (globale Aktien, Megatrends) und Echiquier Major (Large Caps Europa, SRI-Fonds), haben wir kürzlich die Fonds Echiquier Artificial Intelligence (mit dem Schwerpunkt künstliche Intelligenz) und Echiquier Positive Impact (SRI-Fonds, All Caps Europa) für Deutschland und Österreich aufgenommen.
FR: Werden Sie das Team in Frankfurt aufstocken?
John Korter: Das Vertriebsteam in Frankfurt wird voraussichtlich noch 2019 um eine bis zwei Personen aufgestockt werden, um LFDE als Marke und die Fonds weiter zu etablieren. Gleichzeitig soll auch der Service für unsere Vertriebspartner stetig verbessert werden.
FR: Wie sind Sie personell bislang in Frankfurt aufgestellt?
John Korter: Derzeit sind in Deutschland zwei Personen tätig. Philip Piltz als Sales Director mit 17 Jahren Erfahrung im Bereich Cross Asset Solutions bei der Société Générale mit Kontakten bei Privatbanken, Sparkassen und Vermögensverwaltern und meine Wenigkeit mit 25 Jahren Berufserfahrung, davon sieben Jahre bei Carmignac Gestion und sechs Jahre bei Ethenea Independent Investors als Deutschland & Österreich-Chef, eine Rolle die ich bei LFDE ebenfalls erfülle.
FR: Wie steht das Unternehmen zum Thema ESG?
John Korter: Eine der wichtigsten Missionen von LFDE ist es, Performance durch Anlagen in Unternehmen zu generieren, die dank guter Governance und eines hervorragenden Managements soziale und Umweltinitiativen generieren und somit Mehrwert für alle Beteiligten schaffen. In mehr als zwölf Jahren hat LFDE eine ESG-Methodik entwickelt und verfeinert und nachhaltig in die Titelauswahl integriert. So werden in Unternehmensgesprächen gezielt Fragen bezüglich Umwelt, Soziales und Unternehmensführung gestellt, weitere Analysen durchgeführt und die Unternehmen entsprechend bewertet. Dies gilt für alle Fonds und wird von den Fondsmanagern, sowie unserem internen ESG-Team, das aus vier Spezialisten mit komplementäre Kompetenzprofilen unter Leitung von Sonia Fasolo besteht, durchgeführt. Durch diese gemeinsame Verantwortung haben wir uns als erfahrener Spezialist beim Thema ESG positioniert, dessen Methodik und Fonds in Frankreich auch durch das staatliche SRI-Label (für die Fonds Echiquier Major und Echiquier Positive Impact) anerkannt werden.
FR: Gilt die ESG-Sensibilität bei Ihnen für alle Produkte?
John Korter: Alle unsere Fonds erhalten eine ESG-Bewertung, sie unterliegen gewissen Ausschlusskriterien bei der Titelauswahl und die Stimmrechte werden systematisch bei Hauptversammlungen ausgeübt. Regelmäßig findet eine Überprüfung eventueller Kontroversen statt, über die bei schwerwiegenden Fällen in einem Ethik-Beirat entschieden wird.
FR: Dann arbeitet LFDE ja schon länger an diesem Thema – seit wann?
John Korter: Wir sind nicht auf den inzwischen sehr populären Zug des ESG-Themas aufgesprungen, sondern haben uns mit diesem Thema bereits seit 2007 auseinandergesetzt und es substanziell in die Vermögensverwaltung integriert. Wir verstehen uns durchaus als Pioniere beim Thema ESG.
FR: Welche Schwerpunkte haben Sie sich für 2019/2020 in Deutschland und Österreich vorgenommen?
John Korter: Die Schwerpunkte liegen primär in der Aufgabe, den Namen LFDE – La Financière de l’Echiquier und das Unternehmen außerhalb Frankreichs und vor allem in Deutschland und Europa zu etablieren. Dies geht primär über den Aufbau einer Vertriebsaktivität mit erfahrenen Personen und Partnern in den verschiedenen Segmenten und einer Präsenz im institutionellen Bereich (z. B. Österreich), aber auch in den Bereichen Wholesale und Retail. Die Expertise und die Fonds von LFDE sind für alle Anlegerkategorien geeignet, wobei die Priorität auf Basis der noch überschaubaren Ressourcen in den Bereichen Vermögensverwalter, Dachfondsmanager, Family Offices und Vermögensverwaltungen/Private Banking bei Privatbanken, Sparkassen und Volksbanken liegt. Allerdings sind wir auch regelmäßig auf Events für unabhängige Finanzvermittler anwesend.
FR: Sie haben konkrete Ziele – oder?
John Korter: Natürlich habe ich als Vollblut-Vertriebler auch gewisse Ziele im Kopf. Ich bin davon überzeugt, dass vor allem unsere Aktien- und thematischen Fonds aufgrund ihres überzeugungsbasierten Stockpicking-Ansatzes, mit dem Mehrwert ESG und dem tiefen Verständnis der Unternehmen sowie dem engen Austausch mit dem Management ein überzeugendes Angebot liefern.