M&G Investments: Eine nachhaltige Value-Rallye?
Value feiert Comeback. Während die weltweiten Aktienmärkte mit deutlichen Verlusten ins Jahr 2022 gestartet sind, haben sich europäische Value Aktien dem Trend widersetzen können. Aber ist diese Value Rally auch nachhaltig?22.02.2022 | 07:57 Uhr
Die weltweiten Aktienmärkte sind insgesamt mit deutlichen Verlusten
ins Jahr 2022 gestartet. Die Anleger waren verunsichert über die
geplanten Zinsanhebungen der US-Notenbank Fed. Europäische Value-Aktien
gehörten zu den wenigen Marktsegmenten, die sich diesem Trend
widersetzen konnten.
Die großen Technologiewerte haben den Ausverkauf in den USA angeführt – also genau die Titel, die den Markt in den letzten Jahren angetrieben haben. Sie leiden jetzt unter der Aussicht auf höhere Zinsen. Im Gegensatz dazu hat sich der Value-Faktor bzw. -Stil in diesem Jahr gut entwickelt: Die Anleger sind von den hoch notierenden Wachstumswerten auf preiswertere Value-Titel umgestiegen.
Als Value-Investoren begrüßen wir diese Entwicklung und sind überzeugt, dass sich die Marktteilnehmer ernsthaft die Frage stellen sollten: Ist diese Value-Rallye nachhaltig, oder stellt sie nur eine weitere Momentaufnahme dar?
Extrem unterschiedliche Bewertungen durch verhaltensbedingte Faktoren
Der 13 Jahre andauernde Trend gegen den Value-Stil hat sich während der Corona-Pandemie beschleunigt, wenn auch mit einer kurzen Unterbrechung. Er hat dazu geführt, dass die Bewertungsunterschiede zwischen den billigsten und den teuersten Aktien heute extremer sind als je zuvor.
Wir führen diese Preisbildung in erster Linie auf verhaltensbedingte Faktoren zurück und weniger auf die Fundamentaldaten der Unternehmen. Innerhalb des langfristigen Trends ist ein sich selbst verstärkender Zyklus entstanden – in Verbindung mit einer Verankerung, die diesen Trend auf unbestimmte Zeit fortschreibt und Teile des Marktes zu immer höheren Bewertungen treibt. Das Narrativ des „Storytelling“ hat jegliche Bewertungsgrenzen gesprengt. Privatanleger, quantitative und passive Investoren drängen in dieselben Aktien; das hat zu einer nicht nachhaltigen Preisbildung geführt.
Mit anderen Worten: Der Preis wurde zu einem starken Faktor, der die Anleger ohne Rücksicht auf die Bewertungen in bestimmte Marktsegmente trieb. Daher halten wir viele Wachstumstitel, renditestarke Werte und „Konzept“-Aktien für überbewertet. Es ist schwer zu erkennen, wie die Fundamentaldaten eine so große Bewertungsdiskrepanz rechtfertigen sollen.