Markus Brück, Fondsmanager des Metzler Eastern Europe, setzt auf Estland und Rumänien – in der Türkei sieht er dagegen große Risiken

Lange Zeit war die Türkei das Land der Emerging Markets, das von Investoren am stärksten übergewichtet wurde. Doch diese Begeisterung für die Türkei lässt zunehmend nach, wie jüngst veröffentlichte Zahlen der US-Analysegesellschaft EPFR Global zeigen: Die durchschnittliche Gewichtung der Türkei in Emerging-Markets-Fonds nimmt bereits seit Anfang 2011 kontinuierlich ab. Auch Markus Brück, Fondsmanager des Metzler Eastern Europe, sieht große Risiken, weswegen er diesen Markt meidet.

23.05.2011 | 09:45 Uhr

Aus dem Bericht der EPFR Global geht hervor, dass das Leistungsbilanzdefizit der Türkei zunehmend Anlass zur Sorge bereitet. Markus Brück, der hierin mit das größte Problem der Region sieht, meidet entsprechend die Türkei bei der Investmentauswahl für seinen Fonds. „Ich gehe davon aus, dass das Leistungsbilanzdefizit 2011 historische Höchststände erreichen wird. Zudem hat die unorthodoxe Geldpolitik der türkischen Regierung bisher nicht wirklich Früchte getragen. Das Kreditwachstum ist weiterhin hoch. Offensichtlich wirken sich die substantiell erhöhten Mindestreservesätze bei den Banken noch nicht negativ auf die Kreditvergabeaktivitäten aus. Das zusammen genommen ist für mich Grund genug, die Finger von der Türkei zu lassen“, so Brück weiter, denn die ergriffenen Maßnahmen zur Abkühlung der wirtschaftlichen Aktivitäten verfehlen offensichtlich ihre Wirkung.

 

Zudem zeigen die grossen türkischen Banken bereits erste Zeichen von Schwäche, so Brück. Ihm zufolge verzeichneten türkische Finanzinstitute in den vergangenen Monaten wegen der hohen Mindestreservesätze so gut wie kein Gewinnwachstum, und der Sektor sei damit insgesamt weniger attraktiv geworden.

 

Auch die für Mitte Juni anberaumten Parlamentswahlen wirkten sich auf das Land aus, und unabhängig von deren Ausgang zeichneten sich bereits weitere Probleme für die türkische Wirtschaft ab. Nach der Wahl werde es nach Brücks Einschätzung in der Türkei zu einer Flut von staatlich administrierten Preissteigerungen – die bisher wahltaktisch verschoben wurden – kommen. Dies wird  den generellen Trend zu steigenden Inflationsraten beschleunigen, und die türkische Zentralbank im zweiten Halbjahr zu deutlichen Leitzinserhöhungen zwingen.

 

Während die Türkei für Brück derzeit kein gutes Bild vermittelt, fokussiert er seine Aufmerksamkeit weiterhin auf Randökonomien wie Estland und Rumänien, die mit der „Aufholjagd“ erst begonnen haben. Für die Entwicklung dieser Länder ist Brück zuversichtlich gestimmt. Nach dem Exportboom, nimmt jetzt der Inlandskonsum deutlich Fahrt auf. Damit wird die nächste Stufe des wirtschaftlichen Erholungsprozess – nach der Finanzkrise in 2009 – angestoßen.

 

Im Verlauf der letzten fünf Jahre erzielte der Metzler Eastern Europe eine Wertentwicklung von 18,75 %*, seine Benchmark, der Nomura-CEE-Index, kann für den gleichen Zeitraum lediglich -1,11 % vorweisen.

 

* Stand: 30. April 2010. Quellen: Metzler, Thomson Reuters Datastream. Errechnet nach BVI-Methode, ohne Berücksichtigung des Ausgabeaufschlags, individueller Verwahrungsgebühren und Transaktionskosten. Vergangenheitswerte sind keine Garantie, Zusicherung oder ein verlässlicher Indikator für zukünftige Wertentwicklungen.

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