Metzler AM: Bank von Japan schaltet den Turbo ein

Neue geldpolitische Strategie mit potenziell weitreichenden Folgen.

23.09.2016 | 15:17 Uhr

Die Bank von Japan beschloss auf ihrer Sitzung in dieser Woche, die Rendite 10-jähriger Staatsanleihen bei 0 % zu verankern und erst dann wieder geldpolitisch gegenzusteuern, wenn die Inflation das Inflationsziel von 2,0 % erreicht hat.  Erfahrungsgemäß wirkt Geldpolitik auf die Inflation jedoch erst mit einer Zeitverzögerung von ein bis zwei Jahren, sodass die Bank von Japan mit diesem Versprechen die Bereitschaft signalisiert, ein Überschießen der Inflation über das Inflationsziel über einen längeren Zeitraum zu tolerieren. Es reicht demnach schon ein moderat steigender Inflationstrend, um für kontinuierlich fallende Realzinsen bei 10-jährigen Staatsanleihen zu sorgen. Das wäre eine substanzielle Trendwende der Geldpolitik, da Japan aufgrund der lang anhaltenden Deflation in der Vergangenheit mit hohen Realzinsen zu kämpfen hatte. 

Bank von Japan verankert Rendite 10-jähriger Staatsanleihen bei 0 % und verspricht, erst bei Erreichen des Inflationsziels wieder gegenzusteuern   in %  Quelle: Bloomberg; Stand: 15.9.2016 

Fallende Realzinsen steigern die Attraktivität von Sachwerten und erhöhen den Anreiz zu investieren. Zumal sich auch bei einer Verbesserung der Wirtschaftsdaten kein Investor Sorgen vor einem Zinsanstieg machen muss, solange die Inflation noch unter 2,0 % ist. In den USA stiegen beispielsweise die Renditen 10-jähriger Staatsanleihen deutlich, als die US-Notenbank die ersten beiden Wertpapierkaufprogramme (QE1 und QE2) begann. 

Die Voraussetzung für ein Funktionieren des neuen geldpolitischen Turbos ist jedoch eine stabile Konjunkturerholung in den kommenden Monaten, die durch eine expansivere Fiskalpolitik angeschoben werden könnte. Ein erstes Anzeichen für ein verbessertes konjunkturelles Umfeld könnte eine steigende Industrieproduktion sowie eine fallenden Arbeitslosenquote (jeweils Freitag) im August sein. Es wird jedoch noch bis mindestens Oktober dauern, bis die Inflation (Freitag) wieder steigt. Im August und September dürfte die Inflation noch bei etwa -0,5 % verharrt haben. Insgesamt dürfte der Realzins erst im kommenden Jahr nennenswert fallen und damit die Konjunkturerholung beschleunigen. Der Konjunkturturbo ist zwar von der Bank von Japan angeschaltet worden, es wird jedoch noch einige Zeit dauern, bis er wirkt. 

Eurozone: strukturelle Verbesserungen 

Die Konjunkturnachrichten sind derzeit wenig aufregend und stehen im Einklang mit einem Wachstumstempo von etwa 1,5 % - so auch voraussichtlich der ifo-Index (Montag) mit einem leichten Rückgang und der Geschäftsklimaindex der Europäischen Kommission (Donnerstag) mit einem nahezu unveränderten Niveau. Immerhin gibt es strukturelle Verbesserungen wie die Erholung der Kreditvergabe (Dienstag), den Rückgang der Arbeitslosenquote (Freitag) sowie einen Anstieg der Inflation (Freitag) auf 0,4 % im September. Die EZB kann daher bis mindestens abwarten, wie auch EZB-Präsident Mario Draghi vor dem Europäischen Parlament (Montag) betonen dürfte.   

USA: viel Unsicherheit 

Die Datenlandschaft in den USA war wahrscheinlich noch nie so unübersichtlich wie derzeit. Vor allem der deutliche Rückgang der ISM-Indizes im August sorgte für wachsende Unsicherheit. Die Konjunkturdaten in der kommenden Woche werden hoffentlich wieder mehr Licht ins Dunkel bringen und eine moderate Belebung der US-Wirtschaft signalisieren: Neubauverkäufe (Montag), Konsumentenvertrauen (Dienstag), Auftragseingänge (Mittwoch) sowie Konsumausgaben (Freitag). 

Eine gute und erfolgreiche Woche wünscht 

Edgar Walk Chefvolkswirt Metzler Asset Management 

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