Metzler: Brexit-Risiko als Wachstumsdämpfer

Das Brexit-Risiko drückt auf das Wirtschaftswachstum, sowohl in Großbritannien als auch im restlichen Europa halten sich Unternehmen im Vorfeld des Referendums mit Ausgaben zurück. Darüber hinaus blickt Edgar Walk, Chefvolkswirt Metzler Asset Management, in seinem Kapitalmarktausblick auf die kommende Woche nach Japan.

13.05.2016 | 16:23 Uhr

In dieser Woche warnte die Bank von England davor, dass im Falle eines Brexits mit einer deutlichen Abwertung des britischen Pfunds und mit einer Rezession in Großbritannien zu rechnen sei. Zweifellos würde eine Rezession in Großbritannien das restliche Europa anstecken. Wegen der damit verbundenen Risiken scheinen sich viele Unternehmen in Großbritannien im Vorfeld des Referendums mit neuen Ausgaben zurückzuhalten. Dementsprechend verschlechterten sich die Konjunkturdaten zuletzt merklich, was auch in einem schwachen Arbeitsmarktbericht (Mittwoch) und in schwachen Einzelhandelsumsätzen (Donnerstag) im April Niederschlag gefunden haben dürfte. Es bestehen durchaus Risiken, dass die Konjunkturdaten auch im restlichen Europa in den kommenden Wochen aufgrund einer allgemeinen Zurückhaltung bei den Ausgaben bis zum Referendum zur Schwäche neigen könnten.   

China: Wirtschaftswachstum im stabilen Abwärtstrend 

Die chinesische Regierung möchte unter allen Umständen die Fehler des Konjunkturprogramms von 2009 vermeiden, die zu einem massiven Anstieg der Verschuldung und zu Überkapazitäten in einigen Sektoren geführt haben. Nachdem sich erholende Konjunkturdaten auf einen zunehmenden Erfolg der Stimulusmaßnahmen weisen, scheint die Regierung wieder auf die Bremse zu treten und die Kreditvergabe einzudämmen. Im Endeffekt versucht die Regierung damit, das Wirtschaftswachstum in einen moderaten und stabilen Abwärtstrend zu bringen, ohne eine harte Landung oder eine signifikante Wachstumsbeschleunigung zuzulassen. Vor diesem Hintergrund könnten die Industrieproduktion (Samstag), die Einzelhandelsumsätze (Samstag) sowie die Investitionsausgaben (Samstag) sogar etwas enttäuschen. Erfreulicherweise scheint China beim Abbau von Überkapazitäten gut voranzukommen. So stieg die Erzeugerpreisinflation von -5,9 % im September 2015 auf -3,3 % im April 2016. 

USA: moderate Erholungstendenzen  

 Nach zwei Quartalen in Folge mit schwachem Wirtschaftswachstum stehen die Chancen gut für eine moderate Wachstumsbelebung im zweiten Quartal. Insbesondere ein merklicher Anstieg der Industrieproduktion (Dienstag), der Kapazitätsauslastung (Dienstag) und der Verkäufe bestehender Immobilien (Freitag) dürften die verbesserten Wachstumsperspektiven aufzeigen. Die Geschäftsklimaindizes für den Bausektor, NAHB-Index (Montag), sowie für die Industrie, Empire Index (Montag) und Philadelphia Index (Donnerstag), dürften dagegen weitestgehend stabil geblieben sein.   

Japan: stagnierendes Wirtschaftswachstum 

Das japanische Wirtschaftswachstum (Mittwoch) dürfte im ersten Quartal nur knapp über der Nullprozentmarke gelegen haben. Auch die Auftragseingänge (Donnerstag) dürften im April nochmals gefallen sein und damit kaum neue Hoffnungssignale senden. Eigentlich bräuchte Japan einen fiskalischen Stimulus, um wieder auf Wachstumskurs zu gelangen. Die Frage ist jedoch, ob aufgrund der schrumpfenden Erwerbsbevölkerung wirklich ein höheres Wirtschaftswachstum möglich ist, da Japan schon jetzt langsam die Arbeitskräfte ausgehen. So stieg die Zahl der offenen Stellen erst kürzlich auf über 900.000 – ein neuer Nachkriegsrekord. 

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