Metzler: Erholungstendenzen in der Eurozone dürften sich fortsetzen

Eurozone im Aufwind: Aufschwung ist fragil, festigt sich jedoch zunehmend. USA mit stabiler Konjunktur.

15.11.2013 | 14:40 Uhr

Die Kreditvergabe in der Eurozone zeigte im September erste Anzeichen einer Trendwende. Im Juli noch war die Kreditvergabe an den privaten Sektor um 3,8 % geschrumpft (ggü. drei Monaten zuvor und annualisiert), im September dagegen nur noch um 2,1 %. Auch zeigte die Umfrage der EZB bei den europäischen Geschäftsbanken im vierten Quartal eine Verbesserung der Indikatoren für Kreditangebot und -nachfrage. Dabei reflektiert diese Verbesserung, dass sich die Verschärfung der Kreditstandards ebenso wie der Rückgang der Kreditnachfrage verlangsamt haben. Studien zum sogenannten Kreditimpuls zeigen, dass die Realwirtschaft von der Veränderung der Wachstumsrate bei der Kreditvergabe beeinflusst wird – und nicht von der Veränderung der Höhe ausstehender Kredite. In diesem Sinne zeigen die Kreditdaten, dass der Aufschwung in der Eurozone immer noch fragil ist, das Fundament des Aufschwungs sich jedoch zunehmend festigt.

Es bestehen daher gute Chancen, dass sich die Konjunkturdaten auch im November weiter verbessert haben. Den Auftakt macht der ZEW-Index (Dienstag), der gestiegen sein dürfte, wie schon der sentix-Konjunkturindex Anfang November. Auch bei den Einkaufsmanagerindizes (Donnerstag), beim Verbrauchervertrauen (Donnerstag) sowie beim ifo-Geschäftsklimaindex (Freitag) ist mit einem Anstieg zu rechnen.

Trotz der einsetzenden Konjunkturerholung machten mehrere Mitglieder des EZB-Rats in dieser Woche deutlich, dass aufgrund der (zu) niedrigen Inflation mit weiteren geldpolitischen Schritten zu rechnen ist. Der ehemalige Präsident der Bundesbank erwartet in diesem Zusammenhang, dass der Einlagesatz der Geschäftsbanken bei der EZB in den negativen Bereich reduziert wird.

In den USA normalisierte sich der Kreditzyklus schon früh nach Ausbruch der Krise, und damit entwickelte sich die Wirtschaft deutlich besser als in der Eurozone. Auch die Umfrage der Fed bei den Geschäftsbanken im vierten Quartal signalisierte trotz Anstieg des Zinsgefüges seit Mai einen robusten Anstieg von Kreditangebot und -nachfrage im privaten Sektor. Somit steht der US-Aufschwung auf einem soliden Fundament. Vor diesem Hintergrund dürften die Einzelhandelsumsätze (Mittwoch) und der Philadelphia Fed Index (Donnerstag) steigen – und die Erwartungen sogar übertreffen. Der Anstieg des Zinsgefüges hat zwar negative Folgen für den Wohnungsbausektor, jedoch dürften sie sich nach Modellrechnungen nur noch auf das vierte Quartal beschränken. Somit könnten der NAHB-Index (Montag) und die Verkäufe bestehender Häuser (Mittwoch) eher enttäuschen. Inflation ist derzeit vor allem aufgrund der gefallenen Rohstoffpreise kein Thema: Das dürfte an Konsumentenpreisen (Freitag) und Erzeugerpreisen (Donnerstag) abzulesen sein.

Der vollständige Ausblick im pdf-Dokument

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