Metzler: Europäischer Bankensektor im Fokus

Das europäische Bankensystem sei ausreichend mit Liquidität der EZB versorgt, sodass eine akute Bankenkrise eher unwahrscheinlich sei - so Edgar Walk, Chefvolkswirt des Metzler Asset Management, in seinem aktuellen Kapitalmarktausblick. Für die Wirtschaft in Deutschland liegen widersprüchliche Daten vor.

04.10.2016 | 11:22 Uhr

Im Jahr 2008 gingen Bear Stearns und Lehman Brothers aufgrund von Liquiditätsengpässen in Konkurs, da Anleger ihre Gelder von beiden Banken zum Teil panisch und in großem Umfang abzogen. Die umfangreichen Liquiditätsmaßnahmen der Zentralbanken seit der Finanzmarktkrise ermöglichen den Geschäftsbanken jedoch inzwischen einen einfacheren Zugang zur Zentralbankliquidität, sodass eine akute Bankenkrise heute unwahrscheinlicher ist als damals. Es besteht jedoch das Risiko, das einzelne Institute eine Eigenkapitallücke haben könnten und auf Basis der neuen Gesetze unter Beteiligung privater Investoren rekapitalisiert werden müssten. Was würde das für die Konjunkturperspektiven bedeuten? Entscheidend ist, ob es in diesem Fall systemische Ansteckungseffekte für das gesamte europäische Bankensystem gibt. Sollte der systemische Stress im europäischen Bankensystem steigen, könnten die Banken die Kreditvergabe einschränken – mit negativen Folgen für die Gesamtwirtschaft, was ein Risikoszenario darstellt. 

In unserem Basisszenario gehen wir jedoch davon aus, dass das europäische Bankensystem ausreichend mit Zentralbankliquidität versorgt ist und dass eine mögliche Rekapitalisierung einer Bank unter den neuen Regeln keine systemischen Ansteckungseffekte auf das europäische Bankensystem hat.   

Eurozone: Widersprüchliche Konjunktursignale 

Der Composite-Einkaufsmanagerindex für Deutschland fiel laut der ersten Schätzung von 53,3 im August auf 52,7 im September. Gleichzeitig stieg jedoch der ifo-Index im September deutlich von 106,3 auf 109,5. Verlangsamt sich nun die Wachstumsdynamik der deutschen Wirtschaft oder gibt es eine merkliche Beschleunigung? Nur die Daten aus der Realwirtschaft können diese Frage in den kommenden Monaten beantworten. Einen ersten Einblick werden die Daten im August liefern: Auftragseingänge aus Deutschland (Donnerstag) sowie Industrieproduktion in Frankreich und Deutschland (Freitag). Möglicherweise verbessern sich die Einkaufsmanagerindizes für die Industrie (Montag) und für den Dienstleistungssektor (Mittwoch) in der finalen Version, sodass sich beide Indikatoren wieder etwas angleichen. 

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