Metzler: Fiskalischer Stimulus in den USA

Donald Trump hat im Wahlkampf Steuersenkungen und zusätzliche Infrastrukturausgaben angekündigt. Ab Herbst 2017 dürften diese Maßnahmen die Realwirtschaft erreichen, meint Edgar Walk, Chefvolkswirt Metzler Asset Management. Für die Eurozone sind die Auswirkungen der Präsidentschaftswahl noch unklar.

18.11.2016 | 11:52 Uhr

Grundsätzlich scheint es im US Kongress eine hohe Bereitschaft zu geben, mit Präsident Trump zusammenzuarbeiten und eine Steuerreform, Steuersenkungen und zusätzlich Infrastrukturausgaben zu beschließen. Der legislative Prozess wird jedoch dauern, sodass die ersten Stimulusmaßnahmen erst im Herbst 2017 tatsächlich die Realwirtschaft erreichen dürften. 

Im Wahlkampf versprach Donald Trump, die Wirtschaft mit insgesamt mehr als 5 Billionen USD über zehn Jahre anzuschieben, was natürlich unrealistisch hoch ist. Aber selbst wenn nur 20 % dessen umgesetzt werden würden, wäre es immer noch ein signifikanter Stimulus. In der Regel hat jedoch schon die Erwartung sinkender Steuern und steigender Staatsausgaben einen Effekt auf das Ausgabeverhalten der privaten Haushalte und Unternehmen. Daher dürfte sich die Stimmung bei Unternehmen und Konsumenten schon in den kommenden Monaten aufhellen. 

Ein erster Test dafür ist die Schätzung der Einkaufsmanagerindizes der Industrie (Mittwoch) und des Dienstleistungssektors (Freitag). Darüber hinaus werden noch die Auftragseingänge (Mittwoch) veröffentlicht, die im Oktober merklich gestiegen sein dürften. Nach einer längeren Schwächephase der Investitionsausgaben scheint sich eine Trendwende abzuzeichnen, sodass die Investitionen wieder positiv zum Wirtschaftswachstum beitragen. Der Fiskalstimulus wird vor diesem Hintergrund auf eine sich erholende US-Wirtschaft treffen. Zuletzt dürfte sich noch der Blick der Anleger auf die Umsätze bestehender Wohnimmobilien (Montag) und der Neubauverkäufe (Mittwoch) richten. 

Eurozone: zwischen Bangen und Hoffen 

Es ist immer noch völlig unklar, welche protektionistischen Maßnahmen Donald Trump anstreben wird. Als US-Präsident hat er hierfür nahezu freie Gestaltungsmacht.

Vor allem Deutschland droht aufgrund des hohen Leistungsbilanzüberschusses früher oder später in den Fokus der US-Handelspolitik zu geraten. Bisher hat Donald Trump jedoch nur China und Mexiko mit Strafzöllen gedroht. Gleichzeitig wird er den Druck auf die europäischen Länder erhöhen, die Militärausgaben zu steigern und damit die Staatsausgaben zu erhöhen.

Wie die europäische Wirtschaft die Wachstumseffekte eines Präsidenten Donald Trump in einer ersten Einschätzung für sich beurteilt, könnten die ersten Schätzungen der Einkaufsmanagerindizes (Mittwoch) sowie der ifo-Index (Donnerstag) im November zeigen. EZB-Präsident Draghi dürfte sich im Vorfeld der wichtigen EZB-Sitzung im Dezember mit Aussagen vor dem EU-Parlament zurückhalten und den Auftritt dafür nutzen, die aus seiner Sicht positiven Entwicklungen in den vergangenen Monaten hervorzuheben. 

Japan: neue Geldpolitik greift

Die Rendite 10-jähriger japanischer Staatsanleihen bewegte sich im Vergleich zu den Renditen in den USA und Europa in den vergangenen Wochen kaum und schwankte - wie von der japanischen Zentralbank gewünscht - um die Marke von 0 %. Damit konnte sich der japanische Rentenmarkt erfolgreich vom globalen Renditeanstieg abkoppeln.

Darüber hinaus bewirkte das nunmehr im internationalen Vergleich niedrige Renditeniveau in Japan eine deutliche Abwertung des japanischen Yen. Die Voraussetzungen für eine merkliche Wachstumsbelebung sind wieder gegeben und auch schon in einigen Konjunkturdaten sichtbar. Die Inflation (Freitag) dürfte jedoch erst mit einer Zeitverzögerung von einigen Monaten darauf reagieren.

Der komplette Marktkommentar als pdf-Dokument.

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