Metzler: Globale geldpolitische Divergenzen nehmen zu
Europäische und chinesische Zentralbank gegen Fed und Bank von England.02.06.2014 | 10:45 Uhr
EZB-Sitzung im Fokus
Die Aussagen von EZB-Präsident Mario Draghi und vielen anderen Mitgliedern des EZB-Rates lassen kaum noch einen Zweifel daran aufkommen, dass die Europäische Zentralbank (EZB) auf ihrer Sitzung am Donnerstag beschließen wird, ihre Geldpolitik weiter zu lockern. Vieles spricht dafür, dass die EZB den Leitzins auf 0,1 % und den Einlagesatz auf -0,15 % senken wird. Darüber hinaus dürfte die EZB auch ein Kaufprogramm für verbriefte Wertpapiere (Asset-backed Securities) auflegen, um den Markt für verbriefte Wertpapiere wieder zu beleben und damit den Banken einen größeren Spielraum für eine Bereinigung ihrer Bilanzen zu verschaffen. Die geldpolitischen Schritte sollen die Handlungsbereitschaft der EZB demonstrieren und damit weiter zurückgehende Inflationserwartungen verhindern.
Die EZB befindet sich damit in guter Gesellschaft mit der chinesischen Zentralbank, die ebenfalls tendenziell die Geldpolitik lockert. Erfahrungsgemäß reagiert die EZB nicht schnell auf eine Veränderung des Umfelds, sondern eher spät im Zyklus. So erhöhte sie beispielsweise noch im Sommer 2008 und im Juli 2011 den Leitzins, als es schon Anzeichen für einen Abschwung der europäischen Wirtschaft gab. Wahrscheinlich dauert es immer eine gewisse Zeit, bis sich innerhalb der EZB ein Konsensus gebildet hat.
Im Gegensatz dazu gewinnt die Diskussion um eine straffere Geldpolitik in den USA und in Großbritannien zunehmend an Fahrt. Insbesondere die Bank von England muss sich auf ihrer Sitzung am Donnerstag die Frage stellen, ob in einem Umfeld einer boomenden Wirtschaft mit einer Inflationsrate von 1,8 % im April noch ein Notzinsniveau von 0,5 % angemessen ist.
Weltwirtschaft: solider Aufschwung
In der kommenden Woche werden die Einkaufsmanagerindizes aus allen großen Regionen für die Industrie und den Dienstleistungssektor veröffentlicht. Sie dürften sich auf den erreichten Niveaus in etwa stabilisiert haben und damit einen zwar moderaten, aber immerhin soliden Aufschwung der Weltwirtschaft signalisieren. In Deutschland wird sich der Fokus auf einen kräftigen Zuwachs der Auftragseingänge (Donnerstag) und der Industrieproduktion (Freitag) richten.
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