Metzler: Griechenland vor Grexit

Keine Anzeichen für ein Einlenken der griechischen Regierung: Die Wahrscheinlichkeit dafür, das Griechenland Kapitalverkehrskontrollen einführen muss und vielleicht die Europäische Währungsunion verlässt, ist gestiegen.

15.06.2015 | 08:25 Uhr

Eurozone: Die Woche der Entscheidung für Griechenland   

Die griechische Regierung zeigte in den Verhandlungen bisher keine Anzeichen dafür, dass sie zu nennenswerten Zugeständnissen an die Gläubiger bereit ist. Sehr wahrscheinlich sind ihr aufgrund des Drucks des starken linksradikalen Flügels innerhalb von Syriza die Hände gebunden. Daher stieg die Wahrscheinlichkeit dafür, dass Griechenland in der kommenden Woche Kapitalverkehrskontrollen einführen muss und vielleicht sogar die Europäische Währungsunion verlässt. Vielleicht skizziert EZB-Präsident Draghi (Montag) bei seiner Rede vor dem EU-Parlament schon den möglichen Fahrplan der EZB für den Fall eines Grexits – vor allem in puncto Notfallkredite. Nur ein Einlenken Griechenlands bis zum Treffen der Finanzminister der Eurozone am kommenden Donnerstag könnte noch einen Grexit verhindern. Dabei ist jedoch völlig offen, wie die Finanzmärkte auf einen Grexit reagieren. Eigentlich erscheint eine negative Reaktion wahrscheinlich, vielleicht könnte es jedoch sogar zu einer positiven Reaktion kommen, da dann Klarheit besteht und mit keinen negativen Ansteckungseffekten gerechnet wird. 

Zumal die gute konjunkturelle Lage die Widerstandskraft der Wirtschaft der Eurozone merklich stärkt. So ist der Wohnungsbau aufgrund seiner hohen Zinssensitivität eine frühzyklische Branche und spiegelt damit frühzeitig die Wirkungsweise der Geldpolitik in der Realwirtschaft wider: Der Geschäftsklimaindex der Bauindustrie signalisiert eine merkliche Wirtschaftsbeschleunigung in den kommenden Monaten.

Dementsprechend könnte sich auch der ZEW-Index (Dienstag) in den kommenden Monaten auf einem hohen Niveau um 40 Punkte einpendeln. Darüber hinaus haben die Deflationsrisiken in der Eurozone abgenommen, wie der Anstieg der Kerninflation (Mittwoch) von 0,6 % im April auf 0,9 % im Mai belegt. Der steigende Trend der Kreditvergabe signalisiert schon seit einigen Monaten eine Trendwende der Kerninflation in Richtung steigender Werte.   

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