Metzler: Starker Arbeitsmarkt in der Eurozone

Die Arbeitslosigkeit in der Eurozone fällt geringer aus, wenn man die Zahlen aus den einzelnen Volkswirtschaften nach der Höhe ihres BIPs gewichtet. Dementsprechend ist es auch wenig verwunderlich, dass die Wachstumsrate der Löhne steigt.

01.04.2016 | 14:17 Uhr

Nach unserer Einschätzung stehen die Chancen gut, dass die Arbeitslosenquote (Montag) in der Eurozone im Februar erneut leicht von 10,3 % im Januar auf 10,2 % gefallen ist. Damit setzt der Arbeitsmarkt in der Eurozone seine sehr erfreuliche Entwicklung fort: Seit April 2013 ist die Arbeitslosenquote von ihrem Hoch von 12,1 % merklich zurückgegangen. Gewichtet man die nationalen Arbeitslosenquoten in der Eurozone nach der Größe des Bruttoinlandsprodukts (BIP) der jeweiligen Volkswirtschaft verringert sich die Arbeitslosenquote in der Eurozone für Januar auf 9,5 %.

 

Ohne Spanien und Griechenland lag die Arbeitslosenquote in der Eurozone im Januar sogar nur bei 7,9 %. Aufgrund der BIP-Gewichtung erhält Deutschland automatisch ein größeres Gewicht. Insgesamt erscheint der Arbeitsmarkt in der Eurozone damit in deutlich besserer Verfassung, als es die offizielle Arbeitslosenstatistik ausweist.

Vor diesem Hintergrund ist es auch nicht verwunderlich, dass das Lohnwachstum in der Eurozone wieder anzuziehen beginnt. Für eine entsprechende Analyse haben wir für alle Länder den gleitenden Durchschnitt der Lohnsteigerungen über ein Jahr gebildet, um kurzfristige Schwankungen herauszufiltern und um damit einen besseren Blick auf die Trends zu erhalten. 

Das geglättete Wachstum der Löhne in der Eurozone fiel im ersten Quartal 2014 mit 1,2 % auf einen Tiefpunkt und beschleunigte sich im Einklang mit der zurückgehenden Arbeitslosenquote auf knapp 2,0 % im vierten Quartal 2015. Die großen Zentralbanken scheinen auf anhaltend steigende Löhne zu hoffen, um damit mittelfristig einen Anstieg der Inflation bewirken zu können. Solange die Konjunkturdaten ein Wirtschaftswachstum von über 1,5 % in den USA und von mehr als 0,5 % in der Eurozone signalisieren, dürfte sich die Erholung am Arbeitsmarkt fortsetzen und damit höhere Lohnsteigerungen ermöglichen. Vor diesem Hintergrund bestehen nicht unerhebliche Risiken, dass die Inflation im zweiten Halbjahr überraschend stark anziehen könnte.

Eurozone und Großbritannien: Moderater Rückprall bei den Konjunkturdaten zu erwarten 

Die Konjunkturdaten in der Eurozone fielen im Januar außergewöhnlich gut aus, sodass es im Februar zu einem moderaten Rückprall gekommen sein sollte. So rechnen wir nur mit stabilen deutschen Auftragseingängen (Dienstag) und einem Rückgang der deutschen Industrieproduktion (Mittwoch) um etwa 2 % zum Vormonat nach dem starken Anstieg von 3,3 % zum Vormonat im Januar. Auch in Frankreich (Freitag) und Großbritannien (Freitag) besteht eine hohe Wahrscheinlichkeit für moderate Rückgänge der Industrieproduktion im Februar. 

Darüber hinaus werden die Einkaufsmanagerindizes (Dienstag) für den Dienstleistungssektor aus vielen Regionen veröffentlicht. Insgesamt dürfte der Dienstleistungssektor auch im März als Hauptstütze des weltweiten Wirtschaftswachstums fungiert haben. 

USA: Keine „protokollarischen“ Neuigkeiten von der Notenbank 

Das Protokoll der Fed-Sitzung dürfte nach der Rede von Janet Yellen in dieser Woche keine Neuigkeiten enthalten. Mehrere Mitglieder des Federal Open Market Committee (FOMC) haben jedoch zuletzt davon gesprochen, dass der Anstieg der Kerninflation in den USA künstlich verzerrt sei. In diesem Zusammenhang wäre zu hoffen, dass eine detaillierte Analyse des Kerninflationstrends im Protokoll verzeichnet ist. 

Autor: Edgar Walk, Chefvolkswirt Metzler Asset Management

Der komplette Marktkommentar als PDF-Dokument

Diesen Beitrag teilen: