Metzler: Was macht die Fed? US-Notenbank in der Zwickmühle

In seinem Kapitalmarktausblick auf diese Woche betrachtet Edgar Walk, Chefvolkswirt Metzler Asset Management, die Lohnentwicklung in den USA. In China sind die mittelfristigen Wachstumsperspektiven gut, trotz der Risiken, die der nötige Umbau des chinesischen Wachstumsmodells mit sich bringt.

02.03.2015 | 09:02 Uhr

In den USA ist das Konsumentenvertrauen wieder auf das Vorkrisenniveau zurückgekehrt. Der Aufschwung der US-Wirtschaft kommt somit zunehmend bei den privaten Haushalten an, da sich die Arbeitsmarkt- und Einkommensperspektiven zuletzt signifikant verbessert haben.

Dementsprechend dürften die Arbeitslosenquote (Freitag) im Februar auf 5,6 % gefallen und die Beschäftigung um mehr als 200.000 Personen gestiegen sein. Nach Berechnungen der Fed bedarf es eines Beschäftigungsaufbaus von nur etwa 80.000 Personen pro Monat, um die Arbeitslosenquote stabil zu halten. Es ist sehr interessant, dass der robuste Beschäftigungsaufbau in einem Umfeld einer äußerst geringen Investitionsdynamik stattfindet.Offensichtlich sind „Maschinen“ als typisches Investitionsgut zu teuer und werden durch billige Arbeitskräfte ersetzt, oder der Dienstleistungssektor mit seinem geringen Investitionsbedarf wächst robust.

Das Hauptaugenmerk wird sich jedoch auf die Lohnentwicklung richten, da diese maßgeblich für die Zinsentscheidung der US-Notenbank sein wird.

Insgesamt spricht das wirtschaftliche Umfeld dafür, dass das Lohnwachstum in den kommenden Monaten nur moderat ausfällt, im zweiten Halbjahr aber an Dynamik gewinnt. Eigentlich müsste die US-Notenbank schon jetzt beginnen, den Leitzins anzuheben. Die Angst bei den Mitgliedern des Offenmarktausschusses ist jedoch groß, durch eine zu frühe Leitzinswende die Konjunktur abzuwürgen und eine Deflation zu verursachen. Vor diesem Hintergrund wird die Fed nur sehr zögerlich den Leitzinserhöhungszyklus einleiten und eher eine höhere Inflation riskieren als Konjunkturrisiken in Kauf zu nehmen. Die Rendite 10-jähriger US-Treasuries könnte vor diesem Hintergrund in den kommenden Wochen von derzeit 2,05 % wieder in Richtung2,4 % steigen.

Sollte die Fed aggressiver als erwartet an der Leitzinsschraube drehen und den Leitzins auf 1,5 % bis Jahresende anheben, würde sich das angemessene Niveau für die Rendite 10-jähriger US-Treasuries auf 2,75 % erhöhen.

Neben dem Arbeitsmarktbericht werden noch der ISM-Index (Montag) sowie der ISM-Dienstleistungsindex (Mittwoch) veröffentlicht. Beide Indizes dürften einigermaßen stabil geblieben sein und damit ein solides Wirtschaftswachstum signalisieren. Darüber hinaus werden noch die Konsumausgaben im Januar (Montag) im Fokus stehen, da die Einzelhandelsumsätze im Januar überraschend schwach waren. Viele Finanzmarktteilnehmer rechnen damit, dass die Ausgaben für Dienstleistungen robust gewachsen sind und die Schwäche der Einzelhandelsumsätze mehr als kompensiert haben. Interessanterweise hat das Beige Book (Mittwoch) in der Konjunkturanalyse völlig an Bedeutung verloren. Ursprünglich sollte das Beige Book die harten Zahlen der Konjunkturindikatoren durch eine qualitative Einschätzung der konjunkturellen Lage ergänzen. Zuletzt ging jedoch der zusätzliche Informationsgehalt des Beige Books gegen Null.

Der vollständige Ausblick im pdf-Dokument

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