Missverhältnisse von Angebot und Nachfrage steuern natürliche Ressourcen

Die Märkte der Schwellenländer, vor allem China, bestimmen die Nachfrage für Rohstoffe. Peter Csoregh, Fondsmanager bei Robeco Natural Resources Equities, glaubt, dass Ölversorger sowie Kupfer- und Platinabbauunternehmen am stärksten profitieren werden.

20.04.2010 | 15:47 Uhr


Es ist das 1x1 der Wirtschaft: Ein strukturelles Ungleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage führt zu Chancen in den Energie- und Rohstoffbranchen. Bei der Nachfrage wird die aktuelle Situation durch jahrzehntelange Trends bei der Bevölkerungsentwicklung und der wachsenden Urbanisierung der Schwellenländer bestimmt. Verknüpft ist diese Entwicklung mit einer Knappheit natürlicher Ressourcen und jahrzehntelangen Unterinvestitionen im Angebotsbereich.

"Das Ergebnis", sagt Peter Csoregh, "wird sein, dass die Kapazitätsauslastung der wichtigsten Rohstoffe innerhalb weniger Jahre 100 % erreichen wird. Die weltweiten Trends bereiten den Grund für einen Haussemarkt bei den Rohstoffen."

Angesichts dieser Situation glaubt Csoregh, dass die drei attraktivsten langfristigen Aspekte für den Fonds Robeco Natural Resources Equities eine steigende Nachfrage für Kupfer, ein Mangel an Platin und höhere Ölpreise sein werden.

"Die Nachfrage für Kupfer auf den Märkten der Schwellenländer überschreitet das Angebot um mehr als 2:1."

Schwellenländer steuern Nachfrage

Die Rohstoffnachfrage fällt mit einer stark anwachsenden Weltbevölkerung zusammen: Erwartet wird ein Anstieg von derzeit weniger als 7 Milliarden auf 9 Milliarden Menschen im Jahr 2050. Die wachsende Lücke zwischen Rohstoffangebot und Nachfrage wird durch die wachsende Bevölkerung in den Entwicklungsländern noch verschlimmert.

"Die Rohstoffnachfrage in Schwellenländern ist pro BIP-Einheit fünfmal so hoch wie die Nachfrage in den Industrieländern", sagt Csoregh. Dies führt zu einer Nachfrage für Rohstoffe, welche das Angebot um den Faktor 2:1 übertrifft. Selbst in unmittelbarer Folge der Bankenkrise wird erwartet, dass die Wirtschaft der Schwellenländer 2010 um durchschnittlich 5,5 Prozent wachsen wird, wobei China und Indien sogar noch stärker expandieren werden.

Die Aussichten für Öl sind ein sehr gutes Beispiel, wie Zukunft für viele andere Rohstoffe aussehen kann: Die Nachfrage für Öl in den Schwellenländern wächst um 1,2 Millionen Barrel pro Tag, während das Gesamtangebot um nur 500.000 Barrel pro Tag steigt. Das Angebotsproblem ist in den Regionen außerhalb der OPEC sogar noch größer, wo die Leistung derzeit sinkt.

Ausgabeverhalten ändert sich durch wachsenden Wohlstand
Die Rohstoffnachfrage steigt auch, weil die Verbraucher in den Schwellenländern wohlhabender werden und der Urbanisierungsgrad steigt. "Aus Erfahrung wissen wir," sagt Csoregh, "dass die Nachfrage für Automobile und Wohnungen steigt, sobald ein bestimmtes Einkommensniveau erreicht wird." Das Wachstum des Mittelstands in den Schwellenländern hat bereits begonnen, und es wird erwartet, dass der Trend sich über Jahrzehnte fortsetzt.

Urbanisierung macht Investitionen in Infrastruktur erforderlich
Währenddessen ziehen jede Woche 3 Millionen Menschen vom Land in die Städte. Die höchsten Zuwachsraten der Urbanisierung können in Schwellenländern beobachtet werden. In China wird es zum Beispiel im Jahr 2025 rund 350 Millionen zusätzliche Stadtbewohner geben. Und laut den Vereinten Nationen werden 2035 rund 70 % der ländlichen Bevölkerung in urbanen Regionen leben. Im Vergleich dazu waren es Ende des Jahres 2008 rund 46 %.

Für die Infrastruktur urbaner Bereiche sind große Mengen an Rohstoffen erforderlich. Kupfer wird vor allem deswegen nachgefragt, weil es in der elektrischen Infrastruktur, wie zum Beispiel Stromnetze, Hauselektrik, Heizung und Lüftung sowie Hochgeschwindigkeitszüge in großem Umfang eingesetzt wird. Kupfer ist nach Silber immer noch der leistungsfähige Leiter für Strom, und es gibt keinen Ersatz dafür.

Wieder einmal spiegeln die Daten die Trends wider. Die Nachfrage für Kupfer auf den Märkten der Schwellenländer überschreitet das Angebot um mehr als 2:1.

Ressourcen sind rar und Preise waren niedrig
Aber eine wachsende Nachfrage nach Rohstoffen ist nur die eine Hälfte des Investitionsszenarios. Ein zurückgehendes Angebot ist die andere Hälfte. Die Probleme beim Angebot lassen sich über 30 Jahre zurückverfolgen, als eine Verschiebung von der produzierenden zur dienstleistungsbasierten Wirtschaft in der westlichen Welt die Rohstoffpreise drückte und festverzinsliche Anlagen in natürliche Ressourcen größtenteils beschränkte.

"Die Unternehmen, die in den Abbau und die Produktion von Rohmaterialien involviert waren, haben kaum ihre Kapitalkosten erwirtschaftet", sagt Csoregh. "Investitionen gab es nicht." Vor Kurzem wurde die Situation durch die Bankenkrise noch verschlechtert, da sinkende Rohstoffpreise und mangelnder Kredit die Aufwendungen für Kapitalausstattung abbremsten.

Die Versorgungsengpässe wurden durch den Rohstoffmangel natürlich ebenso verschlimmert. "In den letzten 30 Jahren wurde kein größeres Ölfeld mehr entdeckt und seit 20 Jahren wurde keine größere Kupfermine mehr angelegt", sagt Csoregh. "Die Platinproduktion ist heute nicht viel größer als im Jahr 1998."

Neue Vorkommen sind schwieriger abzubauen
Selbst wenn neue Rohstoffquellen entdeckt werden, ist der Abbau nicht immer leicht. Zwischen dem Auffinden einer neuen Rohstoffquelle und der Entwicklung zu einem produktiven Vermögenswert besteht eine gewisse Verzögerung. Um den Abbau einer neuen Kupfermine in Gang zu bringen, können zum Beispiel bis zu 10 Jahre notwendig seien.

Neue Vorkommen natürlicher Rohstoffe sind üblicherweise schwieriger abzubauen. Und da die Ressourcen in den Industrieländern ausgehen, werden neue Vorkommen häufiger in politisch instabilen Regionen entdeckt.

Als Beispiel kann man die neuen großen Kupferprojekte nehmen, die derzeit in der Mongolei, Pakistan, Russland und in der Demokratischen Republik Kongo laufen. Ein großer Teil der zukünftigen Kupferversorgung hängt von diesen Quellen ab. Csoregh wäre jedoch nicht überrascht, falls geopolitische und logistische Probleme die Projekte ins Stocken bringen.

Produktionsanlagen sind wichtig
Csoregh hat die wichtigsten weltweiten Trends des Bevölkerungswachstums, der Urbanisierung und schwindende Ressourcen in ein konzentriertes Portfolio umgesetzt, das mehr als 60 % in Energiebranchen und 40 % in Metalle und Minengesellschaften angelegt hat. Als themenbasierter Fonds hat er den Spielraum, Werte aus den am stärksten wachsenden Unterbranchen innerhalb dieser Bereiche auszuwählen.

Am stärksten ist er an Unternehmen interessiert, die über (angebotsorientierte) Produktionsanlagen verfügen oder die aus anderen Gründen in einer einzigartigen Position sind, das Angebot zu erhöhen, wie zum Beispiel dank moderner Technologie oder einer überlegenen Infrastruktur. Wir wollen einige seiner Erkenntnisse vorstellen.

Angebotsbezogene Chancen bei Erdöl, Kupfer und Platin
Im Bereich Energie zieht Csoregh die Ölversorger den Erdölproduzenten vor. Einer davon ist Subsea 7, ein norwegisches Unternehmen, das als Dienstleister im Bereich Öl- und Gasförderanlagen einschließlich Projektmanagement, Konstruktion und der Inbetriebnahme von Produktionsanlagen aktiv ist. Der Markt wird durch hohe Eintrittsbarrieren und außerordentliche Kapitalrenditen gekennzeichnet. Laut Csoregh verfügen nur vier Unternehmen weltweit über die Technologie und Qualifikation, um ähnliche Dienstleistungen in der Tiefsee durchzuführen.

Bei den Kupferproduzenten hält Csoregh Xstrata, den weltweit viertgrößten Kupferproduzenten, der Projekte in acht Ländern durchführt. Xstrata engagiert sich auch aktiv in der Kupferentwicklung und erwartet, die jährliche Produktion durch organisches Wachstum zu verdoppeln.

Beim Platin schließlich verfügt das Portfolio über Northam Platinum, eine südafrikanische Minengesellschaft mit möglicherweise großen Reserven. Sie wird ansprechend bewertet und ist der einzige unabhängige Platinproduzent des Landes in schwarzem Besitz.

Investieren in das, was die Schwellenländer am meisten benötigen
Platin wird hauptsächlich als Katalysator verwendet, um von Dieselmotoren ausgestoßene Giftstoffe zu reduzieren. Dafür gibt es keinen Ersatz. Als eines der seltensten Metalle der Welt ist es ein Schlüsselelement für umweltschonende Katalysatortechnik. Platinvorkommen sind bereits unzulänglich. China steht kurz davor, strengere Umweltstandards für Automobilhersteller einzuführen. Dies wird den Bedarf für Katalysatoren dramatisch steigern.

Von Jahr zu Jahr stiegen die Automobilumsätze in China um 55 %. Die chinesischen Hersteller produzieren bereits so viele Automobile wie die USA. Trotzdem verbraucht das Land weniger als 10 % der Platinmenge. Der Umsatz im Automobilbereich wird durch neue Kunden der Mittelklasse getragen, die von Fahrrädern auf Automobile umsteigen. Platin ist ein erstklassiges Beispiel für Csoreghs Anlagebeispiel an der Schnittstelle eines Ungleichgewichts von Angebot und Nachfrage. Heute wird dieses Ungleichgewicht vor allem durch die Märkte der Schwellenländer bestimmt oder wie er sagt, "lange wird halten, was in China knapp ist."

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