„Mit Mid-Caps setzen Anleger auf die Erholung der US-Wirtschaft“

Viele Indikatoren signalisieren, dass sich die US-Wirtschaft in diesem Jahr weiter erholt. Das Wachstumstempo der weltgrößten Volkswirtschaft wird nach Meinung von Gerit Heinz, Chef-Anlagestratege Wealth Management bei der UBS Deutschland AG, bis zum kommenden Jahr sogar noch etwas zulegen.

23.05.2013 | 08:57 Uhr

So prognostizieren die UBS-Experten für die USA im laufenden Jahr ein reales Wachstum von 2,3 Prozent, 2014 soll das Plus auf drei Prozent steigen. Für amerikanische Unternehmen ergeben sich damit deutlich bessere Geschäftsaussichten, so dass ein Engagement am US-Aktienmarkt aussichtsreich erscheint. Die Experten von UBS Wealth Management raten dabei Anlegern eine Kernposition in US-Aktien mit einem Zusatzengagement in Mid-Caps, also mittelgroßen Unternehmen aus der „zweiten Reihe“, zu ergänzen.

Herr Heinz, Sie sehen gute Chancen bei US-Aktien, empfehlen Anlegern aber eher in Mid-Caps als in die großen bekannten Konzerne zu investieren. Warum?

Heinz: Dafür spricht der allgemeine Zustand der US-Wirtschaft. Auch wenn die jüngsten Wachs-tumsindikatoren etwas schwächer ausfielen, gehen wir davon aus, dass die Wirtschaft ihren moderaten Wachstumskurs hält und die Arbeitslosenquote in den nächsten sechs Monaten allmählich zurückgeht. Zudem verbessert sich der Immobilienmarkt. Eine Beschleunigung des Wachstums ist in den kommenden Monaten zwar nicht zu erwarten, aber entscheidend ist, dass sich die Lage Schritt für Schritt weiter verbessert, denn die Gewinne vieler mittelgroßer Unternehmen entwickeln sich sehr viel dynamischer. Vor allem in der Frühphase eines zyklischen Aufschwungs steigen sie deutlich stärker als die der Großkonzerne. Mid-Caps profitieren stärker vom Aufwärtstrend der Gewinne.

Wie ist die überdurchschnittlich gute Entwicklung der Mid-Caps zu erklären?

Heinz: Ein wesentlicher Grund ist, dass die Mehrheit der US-Mid-Caps aus zyklischen Branchen kommt beziehungswei-se ein erheblicher Teil ihres Geschäftes zyklischen Charakter hat. Dadurch profitieren diese Unternehmen viel schneller und stärker von einem Konjunkturaufschwung als Großkonzerne, die häufiger einen eher defensiven Charakter haben. Dazu kommt, dass die mittelgroßen US-Unternehmen stärker auf den Binnenmarkt orientiert sind. Im Durchschnitt er-zielen sie drei Viertel ihrer Umsätze im eigenen Land, bei den Großkonzernen sind es demgegenüber nur etwas mehr als zwei Drittel. Mit Mid-Caps können Anleger also sehr viel direkter und fokussierter auf eine Fortsetzung der wirtschaftlichen Erholung in den USA setzen als mit den großen bekannten Aktien. Allerdings ist auch das Abwärtsrisiko bei Mid-Caps vergleichsweise höher, sollte der Konjunkturtrend nach unten drehen oder im Einzelfall Zahlen schlechter ausfallen als erwartet. Im derzeitigen Umfeld erscheint uns diese Gefahr jedoch vergleichsweise gering. Nicht zuletzt kommt der Markt für Übernahmen in den USA wieder in Schwung. Oft sind es Mid-Caps, die Ziel solcher Transaktionen werden, bei denen der Käufer häufig noch eine Prämie auf den aktuellen Börsenkurs zahlt, um die Mehrheit zu bekommen. Für viele Mid-Caps ergibt sich daraus zusätzliches Potenzial.

Wäre es denn nicht sinnvoll unter diesen Gesichtspunkten auch in kleine Unternehmen zu investieren?

Heinz: Zumindest nicht zum jetzigen Zeitpunkt. Zwar treffen die genannten Argumente – Zyklizität des Geschäftsmo-dells und der Gewinne, starke Orientierung auf den Heimatmarkt und Übernahmefantasie – in gleicher Weise auch auf die Small-Caps zu. Allerdings ist bei ihnen auch das Investmentrisiko grundsätzlich höher als bei den mittleren Unternehmen. Für ein Investment in Small-Caps bietet sich daher eher eine Phase an, in der der Konjunkturaufschwung weiter vorangeschritten ist und die Unternehmensgewinne stark steigen.

Gerit Heinz ist Leiter CIO Wealth Management Research bei der UBS Deutschland AG. Der Anlageexperte arbeitet seit 2002 bei UBS und verantwortet hier die Anlagestrategie des Bereichs Wealth Management in Deutschland.

Das Interview im pdf-Dokument

Diesen Beitrag teilen: