Nach der EZB-Entscheidung: Haltung gegenüber Aktien bleibt neutral

Für 2013 erwartet Robeco für die Eurozone ein Wachstum des Bruttoinlandsprodukts noch unterhalb der Konsens-Schätzungen von 0,3 Prozent.

19.09.2012 | 10:49 Uhr

„Das Anleihe-Ankaufprogramm (OTM) der EZB hat eine akute Liquiditätskrise abgewendet und sorgt kurzfristig für Entspannung. Allerdings reicht es nicht aus, um beispielsweise Spanien auf eine tragfähige Grundlage zu stellen“, sagt Léon Cornelissen, Chefvolkswirt von Robeco. Der Schwerpunkt des EZB-Programms liegt auf kurz laufenden Anleihen. Welche Folgen hat dies für den Kapitalmarkt? „Europas Probleme sind nicht gelöst, sondern nur mittelfristig aufgeschoben, und die Rezession weitet sich aus. Es kommt hinzu, dass die übrige Weltwirtschaft mit Wachstumssorgen zu kämpfen hat. Das verlangsamte Wirtschaftswachstum in China beispielsweise beeinträchtigt die Wirtschaft weltweit, obwohl die Unternehmen sich allgemein in guter Verfassung präsentieren.“

  • Robeco-Chefvolkswirt Cornelissen bleibt bei seiner neutralen Haltung gegenüber Aktien. Der Aktienmarkt hat sich trotz der anhaltenden Strömung schwacher Wirtschaftsdaten stark entwickelt. Die treibende Kraft hinter den soliden Kursentwicklungen der letzten Zeit war allerdings die wachsende Überzeugung: Die Europäische Zentralbank (EZB) wird alles dafür tun, um den Euro zu retten – und die Maßnahmen sind durchaus als positiv zu werten. Doch im Zuge dessen, dass sich alle Bemühungen auf Liquiditätsfragen richten, ist der Punkt „Zahlungsfähigkeit“ außen vor geblieben. Zudem könnten sich bei Anlegern jederzeit Sorgen um die weitere Eintrübung der konjunkturellen Aussichten einstellen.
  • Bei Investment-Grade- und Hochzinsanleihen geht Cornelissen davon aus, dass beide Anlageklassen gegenüber Staatsanleihen von der weiterhin robusten Nachfrage nach Anleihen mit höheren Renditen profitieren werden. Cornelissen erwartet, dass die Renditeaufschläge (Spreads) insbesondere bei den Investment-Grade-Anleihen weiter fallen werden. Derzeit schätzt der Robeco-Chefvolkswirt die Fundamentaldaten von Unternehmen als stark ein. Unternehmen agieren weiterhin zurückhaltend und halten einen hohen Bestand an Barmitteln vor – eine Situation, die aus Sicht von Anleiheinvestoren positiv ist. Insgesamt bleibt Cornelissen bei seiner positiven Einstellung gegenüber dem Anleihemarkt.
  • Im Vergleich zu Staatsanleihen der Industrienationen schätzt Cornelissen auch die Aussichten für Anleihen aus Schwellenländern besser ein. Die erwartete Abschwächung des Wirtschaftswachstums dämpft Inflationsrisiken. Unterstützt von rückläufigen Inflationsraten setzen Schwellenländer auf Wachstumsimpulse. Cornelissen weist in seinem Ausblick auch auf die Gefahr hin, dass die Lockerungsmaßnahmen in einigen Märkten zu großzügig ausgefallen sein könnten. Der langfristige Ausblick für Schwellenländerwährungen bleibe jedoch positiv, auch wenn die derzeitigen Schritte ihre weitere Stärkung verzögern.

Der ausführliche Marktkommentar im englischen Original im pdf-Dokument

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