NN Investments: Gibt es noch Hoffnung für China?

"Die Wachstumsdynamik bleibt mit aktuell bereits weit unter der Fünf-Prozent-Schwelle negativ", gibt Maarten-Jan Bakkum, globaler Emerging Markets-Aktienstratege bei NN Investment Partners, zu bedenken.

12.05.2015 | 15:39 Uhr

Die Schwäche der EM-Asset-Märkte seit 2010 lässt sich zum größten Teil durch die konjunkturelle Abkühlung in China sowie die Sorge um systemische Risiken in der chinesischen Volkswirtschaft erklären. Erst kürzlich waren es vor allem die wirtschaftspolitischen Impulse in China sowie die damit einhergehende Hochstimmung am Markt, die die aktuelle Outperformance der Emerging Markets gegenüber den entwickelten Märkten (DM) auslösten. Bei unserer Reise nach China vor ein paar Wochen konnten wir vor allem folgende Trends beobachten: die zunehmende Sorge um die wirtschaftlichen Rahmendaten und die freudige Erwartung im Hinblick auf die geldpolitische Lockerung sowie die Kurserholung am Aktienmarkt. Dabei hatten wir auch die Gelegenheit zu Gesprächen mit Regierungsvertretern, Ortsbanken, Treuhandgesellschaften, Bauträgern, Botschaftern, Wirtschaftsführern in der Baustoffbranche sowie Rohstoffhändlern in Peking, Shanghai und Suzhou.

Im Folgenden skizzieren wir unsere wichtigsten Schlussfolgerungen. Insgesamt konnte die Reise unsere Bedenken nicht ausräumen, im Gegenteil. Sorgen machen uns vor allem: die konjunkturelle Schwäche, die Krise im Bau- und Rohstoffsektor, die erheblichen Kapitalabflüsse in jüngster Zeit, Zweifel an der Effektivität der wirtschaftspolitischen Lockerung sowie die steigende Verschuldung.

1. Wachstumsdynamik bleibt negativ

Seit Q1 2010, als die stimulierende Wirkung des beispiellosen Wirtschaftsförderungsprogramms im Anschluss an die Lehman-Pleite nachließ, ist das Wirtschaftswachstum rückläufig. Die Gründe für die nachlassende Dynamik in China, die in den kommenden Jahren noch anhalten wird, sind mannigfaltig: weniger günstige demografische Entwicklung (die erwerbstätige Bevölkerung geht zurück), strukturell geringeres Wachstum des Welthandels, übermäßiger Anstieg der Verschuldung in einem ungenügend regulierten und undurchsichtigen Finanzsystem sowie Überkapazitäten in mehreren Schlüsselindustrien wie Stahl, Kohle und Immobilien.

Wir waren jahrelang der Überzeugung, dass die Zuwachsrate in China auf mindestens 5 % sinken muss, bevor an eine Stabilisierung zu denken sei. Laut amtlicher Daten ist das BIP-Wachstum gar nicht so weit von diesem Niveau entfernt. Im ersten Quartal des laufenden Jahres lag die annualisierte Zuwachsrate im Quartalsvergleich bei 5,3 %. Andere regelmäßig erhobene Daten sowie einige der verlässlicheren Statistiken, wie beispielsweise der Anstieg des Schienen-Frachtvolumens oder des Stromverbrauchs, deuten indes darauf hin, dass das Wachstum aktuell bereits (weit) unter der 5 %-Schwelle liegt. Dennoch halten die Entscheidungsträger an ihren hohen und unserer Ansicht nach unrealistischen Wachstumszielen fest. Sofern die Regierung ihre Vorgabe von 7 % BIP-Wachstum für 2015 ernst meint, muss ihr in den nächsten Quartalen eine erhebliche Steigerung gelingen, um das Ausgangsniveau von 5,3 % merklich zu übertreffen.

Die vollständige Kolumne im pdf-Dokument

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