NN IP: Chinas Wandel zur Dienstleistungsgesellschaft

China befindet sich im Übergang zu einer langsameren, aber stetigeren Wachstumsentwicklung. Der Markt hat damit einen größeren Einfluss auf den Einsatz von Ressourcen, ein ungehinderter Kapitalfluss ist möglich.

17.09.2015 | 10:07 Uhr

Dieser Wandel ist notwendig, weil China vorher zu sehr auf Kredite und Investitionen als Wachstumstreiber angewie-sen war. Die politischen Entscheidungsträger haben ein umfassendes Reformprogramm aufgestellt, das auch ein langsameres Kreditwachstum sowie eine Zügelung des Schattenbanksektors vorsieht. China soll sich von einer industriell geprägten Volkswirtschaft hin zu einer Dienstleistungsgesellschaft entwickeln. Die Fortschritte lassen sich am Caixin/Markit Services PMI ablesen, der im Juli seinen höchsten Stand seit elf Mo-naten erreichte. Der Einkaufsmanagerindex des verarbeitenden Gewerbes ist dagegen konstant gefallen. Mit 41 Prozent der Wirtschaftsleistung liefert die Industrieproduktion nicht mehr den größten Beitrag zum BIP, ein klares Zeichen für den Wandel der Wirtschaftsstruktur. Dieser Prozess bremst zwangsläufig das Wachstum. Auf kurze Sicht sind schmerzhafte Anpassungen bei Strukturreformen unvermeidlich. Angesichts der konjunkturellen Schwächung darf man bezweifeln, dass China sein Wachstumsziel von 7 Prozent 2015 erreichen wird. Als eine harte Landung kann man das aber nicht bezeichnen.

Zahlreiche Emerging Markets hängen von ihren Rohstoffausfuhren nach China ab und haben in den Boom-Jahren ein Überangebot aufgebaut. Unternehmen wie BHP erleben einen Preisverfall bei Eisenerz von 190 US-Dollar pro Tonne im Jahr 2011 auf aktuell 50 Dollar. Für die entwickelten Märkte sind die Folgen bislang weniger gravierend. China hat nach wie vor Bedarf an Kapitalgütern aus den USA, Japan und Deutschland. Doch je weiter China in der Wertschöpfungskette voranschreitet, desto weniger Güter wird es importieren müssen. Die rohstoff-importierenden Länder haben vom Preisverfall sogar profitiert.

Den chinesischen Immobilienmarkt sehen wir positiv, da die langfristigen Fundamentaldaten solide sind. Unter anderem durch die Migration aus ländlichen Gebieten hat die Stadtbevölkerung in den letzten drei Jahrzehnten um 500 Millionen Menschen zugenommen. Über die Hälfte der chinesischen Bevölkerung lebt in den Städten. Die Regierung will diesen Anteil bis 2020 auf 60 Prozent steigern. Immobilien sind auch deshalb eine attraktive Asset-klasse für Chinesen, da andere Anlageformen nur beschränkt zur Verfügung stehen. Will die Regierung ihr Wachs-tumsziel von 7 Prozent erreichen, muss der Sektor robust bleiben. Peking hat sein Bekenntnis zum Immobiliensek-tor bereits durch eine Lockerung der Hypothekengesetze und die Senkung der Grunderwerbssteuer bekräftigt. Dies hat entscheidend zur Erholung der Preise und Verkaufszahlen in den letzten Monaten beigetragen. Während der vergangenen fünf Jahre war der Onshore-Markt heimischen Bauträgern verschlossen; erst kürzlich wurde er wieder geöffnet. Dadurch konnten mehrere Immobiliengesellschaften Anleihen emittieren, auf die sie an anderen Märkten höhere Zinsen zahlen müssten. So können sie Finanzierungskosten reduzieren.

Die vollständige Kolumne im pdf-Dokument

Diesen Beitrag teilen: