ODDO BHF CIO View: Konjunktur und Märkte – Pulver noch trocken halten

Die zarten Ansätze einer zumindest leichten Erholung der Aktienmärkte zu Anfang Oktober wurden rasch erstickt. Wer darauf gehofft hatte, dass die ersten Anzeichen einer Abschwächung des Arbeitsmarktes in den USA die Notenbank milder stimmen könnte, wurde gleich doppelt enttäuscht.

18.10.2022 | 06:43 Uhr

Zum einen fiel die Arbeitslosenquote im September 2022 auf ihren Tiefstand von 3,5% zurück. Auch das Beschäftigungswachstum lag mit einem monatlichen Zugewinn von 263.000 Stellen im September 2022 weit über dem Durchschnitt der Vor-Corona-Jahre. Zum anderen bestätigen zahlreiche Stellungnahmen von US- Notenbankern, dass die Zinserhöhungen weitergehen werden. Ziemlich repräsentativ für das aktuelle Meinungsbild im Offenmarktausschuss (FOMC) dürften die Äußerungen des Präsidenten der New York Fed, John Williams, sein. Das aktuelle Ziel sei es, so Williams, die Inflation auf 2% herunterzubringen. Dafür sei ein Leitzinsniveau von mindestens 4,5% notwendig, wobei Tempo und Ausmaß der Erhöhungen letztlich von der Entwicklung der Wirtschaft abhingen.

Auch die für September erwartete, deutlichere Verlangsamung der Inflation im September blieb aus. Im Gegenteil: Trotz des anhaltenden Rückgangs der Energiepreise sinkt die Inflation nur geringfügig. Die Jahresteuerungsrate fällt leicht auf 8,2%. Grund für die Zähigkeit der Inflation ist die Beschleunigung des Preisanstiegs in den Kern-Komponenten des Verbraucherpreisindexes (CPI). Die Kernrate stieg von 6,3 auf 6,6% und damit auf den höchsten Stand seit 40 Jahren. Vor allem die Verteuerung von Dienstleistungen (ohne Energie), darunter Wohnen und Gesundheit, hält die Inflation im Gang.

So zeichnet sich ab, dass die Fed bis zum Jahresende weitere „große“ Zinsschritte vornehmen wird. Für die Sitzung des FOMC am 2. November stehen 75 Basispunkte Erhöhung auf der Agenda; die Hoffnung der Marktteilnehmer auf maßvollere 50 Basispunkte bei der Sitzung am 14. Dezember ist nach den Inflationsdaten deutlich gesunken. Das Zielband für den Leitzinssatz könnte Ende Dezember also bei 4,50 bis 4,75% stehen. Vor dem Hintergrund dieser Erwartungen haben auch die Anleiherenditen deutlich angezogen. Die Rendite zehnjähriger Staatsanleihen („Treasuries“) bewegt sich in der Nähe der 4%-Marke. Das zusätzliche Aufwärtspotenzial beim Leitzins („lieber zu viel als zu wenig“) spricht dafür, dass auch die Renditen ihren Höchststand noch nicht erreicht haben.

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Vergangene Wertentwicklungen, Simulationen oder Prognosen sind kein zuverlässiger Indikator für die Zukunft. Die Rendite kann infolge von Währungsschwankungen steigen oder fallen. Etwaige Meinungsäußerungen geben die aktuelle Einschätzung des Investment Office der ODDO BHF AG wieder, die sich insbesondere von der Hausmeinung innerhalb der ODDO BHF Gruppe unterscheiden und ohne vorherige Ankündigung ändern kann.

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