Ökonomen-Stimmen zur Zinsentscheidung der US-Notenbank
Die US-Notenbank Federal Reserve senkt trotz wieder anziehender Inflation zum dritten Mal in Folge ihren Leitzins. Die Fed teilte mit, der Leitzins werde nun um 0,25 Prozentpunkte auf einen Korridor von 4,25 bis 4,5 Prozent verringert. Zu diesem Satz können sich Geschäftsbanken Zentralbankgeld leihen. Die Notenbank der größten Volkswirtschaft der Welt sagt allerdings für das kommende Jahr weniger Zinsschritte voraus als bisher prognostiziert.18.12.2024 | 22:36 Uhr
Einschätzungen von Ökonomen im Überblick: Bernd Weidensteiner und Christoph Balz, Analysten Commerzbank: "Alles in allem deutet einiges darauf hin, dass die Fed auf der nächsten Sitzung im Januar stillhält und die Leitzinsen nicht weiter senkt. Man sei jetzt in einer neuen Phase und werde vorsichtig vorgehen, so Powell. Bereits auf dieser Sitzung dürfte es lebhafte Diskussionen gegeben haben, ob heute eine weitere Senkung sinnvoll sei. In jedem Fall erwarten die Notenbanker nun einen langsameren Rückgang der Inflation. Entsprechend rechnen sie mit einem flacheren Zinsrückgang. Die Fed ist damit auf unsere Prognose eingeschwenkt, dass es 2025 nur zwei weitere Zinssenkungen geben wird." Elmar Völker, Analyst bei der LBBW: "Die US-Notenbanker haben das erwartete zweigeteilte Signal geliefert. Einerseits untermauert die dritte Zinssenkung in Folge die Aussicht auf eine Fortsetzung des graduellen Lockerungskurses in Richtung eines als 'neutral' unterstellten Niveaus. Andererseits signalisiert die Fed, dass die Gangart bei den Zinssenkungen ab jetzt deutlich langsamer werden dürfte. Zum einen liegt dies an den verbesserten Konjunkturaussichten und dem stockenden Desinflationstrend. Zum anderen dürfte der baldige Amtsantritt der Trump-Regierung - auch ohne deren explizite Erwähnung - bereits im Hinterkopf der Notenbanker herumschwirren. Wir gehen daher davon aus, dass eine Zinspause auf der nächsten Fed-Sitzung im Januar nahezu ausgemachte Sache ist. (...) Falls Trump, wie von uns erwartet, seine potenziell inflationstreibende Agenda umfassend umsetzt, dann dürfte die Zinspause der Fed über den Januar hinaus für geraume Zeit fortdauern." Thomas Gitzel, Chefvolkswirt VP Bank: "Deutlicher hätte die Botschaft heute kaum sein können: Die Fed sieht sich annähernd am Ende des geldpolitischen Lockerungskurses. Zwar können im kommenden Jahr noch zwei weitere Zinssenkungen um jeweils 25 Basispunkte auf der Agenda stehen, doch mehr Spielraum sieht die Fed gegenwärtig nicht - hierfür ist die Wortwahl viel zu sehr von Vorsicht geprägt. Die Fed rammt mit der heutigen Sitzung klare Pflöcke ein: Deutliche Zinssenkungen wird es nicht geben, hierfür ist die US-Wirtschaft nach Ansicht der Fed zu stark. Risiko blieben auch die Zölle von Donald Trump, wie die Fed betont." Paul Ashworth, Chefvolkswirt Nordamerika bei Capital Economics: "Wie weitgehend erwartet, senkte die Fed heute die Zinssätze um weitere 25 Basispunkte, sodass der Leitzins nun zwischen 4,25 und 4,50 Prozent liegt. Das Votum fiel jedoch nicht einstimmig aus, und die neue Medianprognose geht von einer weiteren Lockerung im nächsten Jahr um nur noch 50 Basispunkte aus, gegenüber 100 Basispunkten in der Septemberprognose. Wir gehen jetzt auch davon aus, dass die Fed die Zinssätze im nächsten Jahr um insgesamt 50 Basispunkte senken wird. Wir erwarten auf den Sitzungen im März und Juni jeweils Zinssenkungen um 25 Basispunkte." Michael Heise, der Chefökonom von HQ Trust: "Die Zinssenkung ist aktuell gerechtfertigt, aber sie bleibt ein kleiner Schritt ins Ungewisse. Auch bei der kommenden Sitzung der Fed dürften die konkreten Maßnahmen der neuen Regierung größtenteils noch nicht feststehen. Daher spricht vieles dafür, dass die Fed bei Ihrer Sitzung Ende Januar eine Zinspause einlegen wird. Fed-Chef Jay Powell betonte bereits mehrfach, dass angesichts der aktuellen Wirtschaftsdaten keine Eile bei weiteren Zinssenkungen geboten sei."