Paladin Investorenbrief Q4 2021
Unser Jahresrückblick: radikale Transparenz. Den branchenüblichen Rückblick auf das, was die Märkte im letzten Jahr bewegt hat, wollen wir uns an dieser Stelle schenken:07.01.2022 | 07:18 Uhr
COVID-19, Lieferengpässe, eine anspringende Inflation und die Aussicht
auf steigende Zinsen. Über all das wurde bereits mehr als ausreichend
berichtet und bringt keinen neuen Erkenntnisgewinn.
Stattdessen ziehen wir an dieser Stelle detailliert und öffentlich
Bilanz in eigener Sache: Welche Anlageentscheidungen sind 2021
aufgegangen und haben die Wertentwicklung des Paladin ONE maßgeblich
positiv beeinflusst? Wir haben intern analysiert, welchen individuellen
Beitrag jedes unserer Investments zur Gesamtperformance des Fonds
geleistet hat. Diese Ergebnisse teilen wir traditionell mit unseren
Investoren: unser Jahresrückblick der besonderen Art. Die erfolgreichen
Investments fassen wir in unserer Hall of Fame zusammen.
Natürlich entwickelt sich nicht jedes Investment erwartungsgemäß. Denn
jedes Unternehmen ist mit spezifischen operativen Risiken konfrontiert.
Und Risiko bedeutet: manchmal kommt es anders, als erhofft. Unser Ziel
ist es, Risiken zu erkennen und diese im Rahmen des Portfoliomanagements
im Paladin ONE geschickt auszusteuern. Das ist uns auch im abgelaufenen
Jahr gut gelungen, wie der Blick auf unsere Hall of Shame zeigt.
Transparenz erfordert Ehrlichkeit und die Bereitschaft, „sich in die
Karten schauen zu lassen.“ Diesem Anspruch folgend, muten wir unseren
Investoren in diesem Investorenbrief viele Details und ordentlich
Tiefgang zu. Wer Freude daran hat, einzelne Aspekte noch eingehender mit
uns zu diskutieren, ist dazu herzlich eingeladen.
Wir verbleiben mit den besten Wünschen für einen guten Start ins neue Jahr mit viel Gesundheit, Glück und Zufriedenheit.
Die Performance-Attribution 2021
Die Portfolio-Allokation liefert uns einen guten Gesamtüberblick, indem sie die Performancebeiträge der einzelnen Portfolio-Unternehmen zur gesamten Wertentwicklung transparent macht. Aus Gründen der Übersichtlichkeit konzentrieren wir uns dabei wie im letzten Jahr auf die großen Gewinner und Verlierer, die die Fondsperformance um mehr als 1% bewegt haben – positiv wie negativ.
Und nein, es ist kein Fehler, wenn die
Grafik für das Jahr 2021 keinen Verlierer zeigt. Tatsächlich gab es im
abgelaufenen Jahr kein Unternehmen, das die Fondsperformance mit mehr
als 1% negativ belastete. Das Fondsportfolio enthält keinen negativen Ausreißer. Wo nötig, haben wir Verluste konsequent begrenzt.
Stattdessen zeigt die Grafik gleich neun Positionen, die mehr als 1% zur
Wertentwicklung des Paladin ONE beigetragen haben. Mit der Blue
Elephant Energy AG gab es im positiven Sinne einen Ausreißer nach oben. Die positive Wertentwicklung wird auch im abgelaufenen Jahr wieder von vielen starken Schultern getragen.
Hall of Fame
Neun Mal >1% Performancebeitrag zum Jahresergebnis
Hier und heute die komplette Hall of Fame
zu beleuchten, würde den Rahmen unseres Investorenbriefs sprengen. Für
den Moment konzentrieren wir uns deshalb auf zwei Unternehmen, die zu
den TOP 10 Positionen des Fonds zählen: Blue Elephant Energy AG – an unserem Spitzenreiter führt kein Weg vorbei. Und die Aareal Bank – das intensive Ringen um die Bank wollen wir mit einem spannenden Update würdigen.
Platz 1 im Performance-Ranking: Blue Elephant Energy AG
Ganz oben auf dem Siegertreppchen der
Performance-Attribution steht in diesem Jahr die Blue Elephant Energy AG
(BEE). Über die Hintergründe haben wir bereits im Investorenbrief Q2 2021
ausführlich berichtet. Zu diesem Zeitpunkt hatte der Betreiber von
Solar- und Windparks die Weichen für einen Börsengang eigentlich bereits
gestellt. Durch den Einstieg des Family Office Athos KG wurde dieser
jedoch kurzfristig abgesagt. Hinter Athos stehen die Brüder Andreas und
Thomas Strüngmann. Beide legten den Grundstein für ihr Vermögen mit der
Gründung und dem Aufbau des Generikaherstellers Hexal. Athos investierte
in einem ersten Schritt 75 Mio. Euro bei BEE. Der im Sommer 2021
gezahlte Preis lag 85% über der Bewertung der 2020er Kapitalerhöhung und
sogar 185% über unserem Einstand. Dieser erfreuliche Umstand führte zu
einer entsprechenden Höherbewertung unserer Position.
BEE ist derzeit unsere größte Portfolioposition im Paladin ONE. Wir sind
zuversichtlich, dass nicht nur unser Planet von den Aktivitäten der
Gesellschaft profitiert, sondern auch der Anleger. Das Unternehmen
investiert das frische Kapital mit der von uns beschriebenen
doppelstufigen Finanzierungsstruktur, die aus Fremdkapital auf
Projektebene Eigenkapital macht. Diese Systematik generiert attraktive
Renditen, von denen die Aktionäre profitieren. Darüber hinaus ist das
Unternehmen nach unserem Dafürhalten auch nicht von der yield expansion
betroffen, mit der sich Betreiber von Erneuerbaren-Energien-Anlagen im
letzten Jahr konfrontiert sahen. Bei BEE ist die weitere Entwicklung aus
unserer Sicht bereits vorgezeichnet. Athos hat die Option, weitere 75
Mio. Euro in das Unternehmen zu investieren. Es würde uns sehr
überraschen, wenn die Strüngmann-Brüder diese Option nicht ziehen.
Ringen um die Aareal Bank – die letzte Runde naht
„Eine Bank mit versteckter IT-Tochter.“ Unter diesem Titel haben wir in einem vorherigen Investorenbrief unser
Engagement bei der Aareal Bank vorgestellt. Unsere damalige Analyse
ergab eine eklatante Unterbewertung, da der Kurs der Aktie im Grunde nur
den Wert des Bankgeschäfts widergespiegelte. Die Tatsache, dass sich
über die letzten Jahre innerhalb der Bank ein erfolgreicher IT-Anbieter
als selbständige Einheit entwickelt hatte, wurde am Kapitalmarkt
offensichtlich noch nicht wahrgenommen. Kein Wunder, begann die Bank zum
damaligen Zeitpunkt doch erst damit, isolierte Zahlen der IT-Tochter
Aareon zu veröffentlichen. Unsere These: eine zunehmende Visibilität von
Aareon sollte sich in einer Höherbewertung der Aareal Bank
niederschlagen.
Zwischenzeitlich gab es bei unserem Engagement – sagen wir –
„interessante“ Entwicklungen. Denn offensichtlich teilten auch andere
Investoren unsere Ansicht, dass in der Bank deutlich mehr Potential
steckt. Hierzu gehört Petrus Advisers. Der aktivistische Investor
versuchte bereits auf der ordentlichen Hauptversammlung im April 2021,
drei Mitglieder des Aufsichtsrats durch eigene Kandidaten zu ersetzen.
Offensichtlich meinte man, einer Führungsschwäche entgegenwirken zu
müssen. Im Kreuzfeuer der Kritik stand insbesondere die
Aufsichtsratsvorsitzende Marija Korsch. Die für die Abwahl notwendige
Mehrheit wurde zu diesem Zeitpunkt jedoch (noch) nicht erreicht.
Zum 15. September bestellte der durch das Abstimmungsergebnis
geschwächte Aufsichtsrat Jochen Klösges zum neuen Vorstandsvorsitzenden
der Bank. Und der frühere Commerzbank- und Eurohypo-Vorstand war
umgehend gefordert. Nachdem erste Gerüchte am Kapitalmarkt die Runde
machten, bestätigte die Bank schon wenige Wochen nach seinem Amtsantritt
„ergebnisoffene Gespräche über eine Mehrheitsbeteiligung mit einer
Gruppe von Finanzinvestoren“.
Pikantes Detail: zu dieser Bietergruppe gehört auch Advent – eben jener Finanzinvestor, dem die Bank erst ein Jahr zuvor einen 30%-igen Anteil an der IT-Tochter Aareon verkauft hatte.
Da die Aareal Bank keine weiteren Aareon-Anteile abgeben will, greift
Advent nun möglicherweise nach der ganzen Bank, um sich die IT-Tochter
zu sichern.
Ende November legte die Investorengruppe dann tatsächlich ein
Übernahmeangebot vor: 29 Euro pro Aktie standen im Raum. Vorstand und
Aufsichtsrat unterstützten das Angebot. Brachte das die erhoffte Ruhe
für die Bank? Nein, ganz im Gegenteil.
Am 09. Dezember kam es dann auf einer außerordentlichen Hauptversammlung
der Aareal Bank zum Eklat. Eigentlich sollte die Ausschüttung einer
Dividende in Höhe von 1,10 Euro pro Aktie beschlossen werden.
Stattdessen wurde der Vorschlag durch die Verwaltung von der
Tagesordnung gestrichen. Mit welcher Begründung? Die vermeintlich
künftigen Eigentümer der Bank rund um Advent haben dies schlichtweg so
verlangt. Das harsche Vorgehen trug erwartungsgemäß nicht gerade zur
guten Stimmung unter den Aktionären bei. Vielleicht war das sogar der
Katalysator für die dann folgende Abwahl der Aufsichtsratsmitglieder
Marija Korsch, Christof von Dryander und Dietrich Voigtländer.
Dabei hatte Marija Korsch bereits vor der Hauptversammlung ihr Amt als
Vorsitzende niedergelegt und ihren Rückzug aus dem Aufsichtsrat zum 31.
März 2022 angekündigt. Den freiwilligen Abgang verkünden und dann –
wenige Monate vorher – von den Aktionären abgesägt werden; so etwas
haben wir in zwei Jahrzehnten am Kapitalmarkt noch nicht erlebt.
Braucht es einen eindeutigeren Beleg für die fehlende Euphorie der
Aktionäre mit Blick auf das Übernahmeangebot? Frau Korsch begründete
ihren Rücktritt unter anderem damit, dass mit der „erzielten Investorenvereinbarung mit einer Bietergesellschaft“ „wesentliche Weichenstellungen für die Zukunft“ erfolgt seien.Wir werden sehen, ob sie recht behält.
Nach der Abwahl der drei genannten Aufsichtsratsmitglieder kam es im
Rahmen der außerordentlichen Hauptversammlung allerdings nicht zu einer
Neuwahl. Die von Petrus Advisers vorgeschlagenen Kandidaten haben nicht
die erforderliche Mehrheit hinter sich versammeln können. Wie sich
zwischen den Feiertagen herausstellte, trug die US-Investmentbank Morgan
Stanley hierzu maßgeblich bei. Und zwar durch einen „peinlichen
Fehler“, wie das Manager Magazin schreibt.
Morgan Stanley hat es demnach versäumt, die Stimmen des Fonds Teleios
abzugeben, der immerhin rund 5% an der Aareal Bank hält. Dadurch kamen
die entscheidenden Prozentpunkte für die Neubesetzung des Aufsichtsrats
nicht zusammen. Was Morgan Stanley in ein noch schlechteres Licht rückt:
Kommt das Übernahmeangebot zustande, „profitiert auch Morgan Stanley,
da die Investmentbank bei der geplanten Übernahme zu den Beratern zählt
und als zentrale Abwicklungsstelle für den Prozess fungiert“, so das
Manager Magazin.
Der Patzer von Morgan Stanley wäre einfach zu heilen. Die Aareal Bank
müsste dem Amtsgericht lediglich empfehlen, die drei auf der
Hauptversammlung zur Wahl vorgeschlagenen Kandidaten, zum Aufsichtsrat
zu bestellen. Die Aareal Bank tritt die Mitbestimmungsrechte der
Aktionäre allerdings mit Füßen. Denn laut Manager Magazin reagiert das
Finanzinstitut auf diesen Vorschlag mit Verwunderung: Warum sollte man
diejenigen nominieren, die bei der Hauptversammlung keine Mehrheit
erhalten haben, so ein Sprecher.
Stattdessen empfehlen Vorstand und Aufsichtsrat den Aktionären praktisch
zeitgleich zu den Enthüllungen des Manager Magazins die Annahme des
Übernahmeangebots. Dieses sei „strategisch vorteilhaft“ und der Preis
von 29 Euro pro Aktie „angemessen“. Was soll man angesichts der oben
skizzierten Vorgänge von solch einer Empfehlung halten?
Zumal auch die zwischenzeitlich zum Übernahmeangebot veröffentlichte
Angebotsunterlage viele Fragen aufwirft. Die Einzelheiten würden diesen
Investorenbrief sprengen. Dem interessierten Leser empfehlen wir jedoch
den offenen Brief von Petrus Advisers an Vorstand und Aufsichtsrat der Aareal Bank.
Aus unserer Sicht ist insbesondere bedenklich, dass die Bieterin
unverhohlen ein Delisting der Aareal Bank-Aktie anstrebt – und das ohne
weitere Strukturmaßnahmen, insbesondere einen Beherrschungs- und
Gewinnabführungsvertrag. Die Handelbarkeit der Aktie soll durch das
Delisting des nicht beherrschten Unternehmens eingeschränkt werden,
obwohl ggf. weiterhin maßgeblicher Streubesitz besteht. Allerdings
stellt die Bieterin in der Angebotsunterlage klar, ein Delisting
definitiv nur dann durchzuführen, wenn dabei kein höherer Preis als 29
Euro bezahlt werden muss. Grundsätzlich ist der Vorstand allen
Aktionären gleichermaßen verpflichtet, nun hat er sich allerdings in der
Investmentvereinbarung mit der Bieterin festgelegt, das Delisting zu
unterstützen.
Das Ziel ist klar. (Klein-)Aktionäre der Bank sollen weichgekocht und
zur Annahme des Angebots bewegt werden. Dieses Verhalten zeugt nicht von
Anstand. Das Vorgehen mag legal sein – legitim ist es definitiv nicht.
Der Übernahmepreis von 29 Euro liegt mehr als 30% über unserem
Einstandspreis. Die Position leistete damit im Jahr 2021 einen
Performance-Beitrag von 2,42% für die Investoren des Paladin ONE. Ohne
das Übernahmeangebot würde die Aktie sicherlich nicht da stehen, wo sie
heute steht. Ist das Angebot deswegen fair? Ja und nein: für den Moment
geht der aufgerufene Preis vielleicht in Ordnung. Allerdings spiegelt er
das eigentliche Potential der Bank aus unserer Sicht bei weitem nicht
wider. Die Angebotsfrist läuft noch mindestens bis zum 19. Januar. Der
Ausgang des Übernahmeangebots dürfte vermutlich bis zur letzten Sekunde
spannend bleiben.
Nachklapp zur Performance-Attribution: Kapitalerhöhungen, wie wir sie lieben
Im Jahr 2016 waren wir mit dem Fonds
Paladin ONE größter Zeichner der ersten öffentlichen Kapitalerhöhung der
Medios AG. Der Ausgabepreis der neuen Aktien lag damals bei 7 Euro.
Seitdem begleiten wir das Unternehmen als Investor. Zwischenzeitlich
schaffte Medios den Aufstieg in den SDAX und auch bei der letzten
Kapitalerhöhung vor wenigen Wochen für 35,50 Euro waren wir dabei –
unser Beitrag zur Finanzierung weiteren Wachstums.
Medios war kein Einzelfall. Die Performance-Attribution des letzten
Jahres lässt bei gleich vier Unternehmen ein ähnliches Muster erkennen:
Blue Elephant Energy, The Social Chain, Veganz und Wolftank-Adisa haben
gemeinsam, dass wir sie über Kapitalerhöhungen finanziert haben. Und das
jeweils zu einem Zeitpunkt, als sie kapitalmarktseitig noch nicht weit
entwickelt beziehungsweise noch nicht einmal börsennotiert waren.
Wir werden zunehmend häufiger angesprochen, wenn Unternehmen für ihre
Kapitalerhöhungen gezielt einen größeren (Anker-)Investor suchen. Unsere
Erfahrung zeigt, dass dies eine win-win-Situation für alle Beteiligten
sein kann.
Die Unternehmen ersparen sich aufwändige Roadshows mit unzähligen
Investorenterminen und umschiffen die Risiken, die eine kleinteilige
Platzierung mit sich bringt. Stattdessen gewinnen sie mit uns einen
langjährig verlässlichen Partner, der ihnen gern auch für weitere
Finanzierungsrunden zur Seite steht. Uns wiederum eröffnet sich die
Möglichkeit, mit dem Fonds Paladin ONE eine fühlbare Beteiligung an
einem attraktiven Unternehmen zu erwerben, die zwischen 5% und 10% der
ausstehenden Aktien liegen kann. Und das bevor andere große Investoren
auf die Unternehmen aufmerksam werden.
Die vier genannten Unternehmen haben im abgelaufenen Jahr zusammen
respektable 9,54% zur Wertsteigerung des Paladin ONE beigesteuert. Es
sind allerdings nicht die einzigen Unternehmen, bei denen wir im letzten
Jahr im Rahmen einer Kapitalerhöhung eingestiegen sind. Gut möglich
also, dass wir auch künftig über derartige Erfolgsgeschichten berichten
können.
Hall of Shame
Die Performance-Attribution für 2021
zeigt, dass wir im abgelaufenen Jahr keine großen Verlierer im Portfolio
hatten. Trotzdem gab es Unternehmen, die enttäuschten. Unsere
diesjährigen Hall of Shame erzählt von einer verpassten Chance und der bereits erwähnten yield expansion, die auch unser Portfolio gestreift hat.
MPC Container: Chance verpasst
Immerhin: mit MPC Container haben wir im
laufenden Jahr kein Geld verloren. Allerdings haben wir einen enormen
Performance-Beitrag liegenlassen; MPC Container hat damit zu Recht in
der Hall of Shame festgemacht.
Die Gesellschaft ist im Besitz von über 60 Containerschiffen. Es handelt
sich um sogenannte Feeder-Schiffe, die in der Regel auf kürzeren
Strecken unterwegs sind. Wie die gesamte Schifffahrt, wurde auch MPC
Container im Jahr 2020 durch COVID-19 erheblich getroffen. Weltweite
Lockdown-Maßnahmen unterbrachen die Lieferketten rund um den Globus. In
direkter Folge wurden auch Schiffskapazitäten von jetzt auf gleich nicht
mehr benötigt. Unzählige Schiffe lagen monatelang beschäftigungslos vor
Anker.
In dieser Phase hielten wir im Paladin ONE Aktien von MPC Container. Die
Kursentwicklung tat weh, doch wir unterstützten das Unternehmen und
nahmen im Sommer 2020 an einer Kapitalerhöhung teil. Wir hatten gute
Gründe: es galt die Finanzierung zu sichern, gleichzeitig bewerteten wir
die Rahmenbedingungen als attraktiv. Denn die Schieflage war durch ein
externes Schockereignis verursacht worden, eine Normalisierung erschien
wahrscheinlich. Im Rahmen der Kapitalerhöhung stockten wir deswegen
unseren Bestand für 1 NOK pro Aktie kräftig auf.
Die darauffolgende Entspannung im Welthandel und ein Impfstoff gegen
COVID-19 gaben der MPC Container-Aktie bis zum Jahresende Rückenwind.
Der Kurs kletterte auf rund 6 NOK. Unterm Strich trug die Position 2020
immerhin noch 0,85% Performance zur Fondsentwicklung bei.
Wir haben unsere Position in dieser Zeit sukzessive abgebaut. Zu groß
erschienen uns die Unwägbarkeiten. Die letzten Anteile an MPC Container
verkauften wir im Januar 2021 für rund 6 NOK. Sechs Monate später
handelte die Aktie zeitweilig für 28 NOK. Das Prinzip ist häufig
dasselbe: schwingt ein Pendel stark in eine Richtung, ist auch die
Gegenbewegung heftig. So auch hier. Die aufgestaute Nachfrage rund um
den Globus suchte plötzlich freie Schiffskapazitäten. Die Charterraten
explodierten – zumindest kurzfristig – auf absurd hohe Niveaus. MPC
Container, im Jahr 2020 noch mit dem Rücken zur Wand, ist nun in der
Lage, die Verschuldung über die nächsten zwei bis drei Jahre vollständig
zurückzuführen. Dazu werden voraussichtlich kräftig Dividenden
ausgeschüttet.
Per Saldo haben wir hier eine Vervierfachung verpasst, weil wir die
Entwicklung nicht haben kommen sehen. Ein kleiner Trost besteht darin,
dass wir über unsere Beteiligung an der MPC Capital AG zumindest
mittelbar profitieren konnten. MPC Capital ist für das Management der
Schiffe von MPC Container verantwortlich und hält zudem eine fühlbare
Beteiligung. Entsprechend profitierte auch die MPC Capital-Aktie.
Das hat Geld gekostet: yield expansion
Unsere Welt funktioniert Just-in-Time. Genauer gesagt: funktionierte.
Denn der Motor ist durch die COVID-19-Pandemie ins Stottern geraten.
Die Weltwirtschaft wollte nach dem Lockdown wieder anspringen, aber rund
um den Globus fehlten (Vor-)Produkte. Dies führt nun zwangsläufig zu
steigenden Preisen. Und wenn das große Teile der weltweiten
Wertschöpfung betrifft, springt die Inflation an. Eine steigende
Inflation wiederum führt zu einer steigenden Zinserwartung und mit einer
hohen Wahrscheinlichkeit zu steigendenden Zinsen, wenn sich die
Inflation als nachhaltig erweisen sollte.
Steigende Zinsen erhöhen die Renditeerwartung der Investoren auch bei
anderen Anlagen. Die Folge: Anleger sind nicht länger bereit, die
gleichen Preise zu bezahlen, weshalb diese zwangsläufig sinken müssen.
Das bezeichnet man als yield expansion.
Betroffen sind insbesondere die Unternehmen, deren Geschäftsmodell
maßgeblich auf einer Renditearbitrage beruht. Eine solche Arbitrage
entsteht dadurch, dass der Kapitalmarkt einem Unternehmen eine höhere
Bewertung zugesteht, als das Unternehmen selbst beim Einkauf seines
Vermögens bezahlt. Diesen Mechanismus haben wir bereits mehrfach beleuchtet.
Besonders schmerzhaft wirkt die yield expansion, wenn sich das
Unternehmen noch in der Wachstumsphase befindet. Denn Wachstum erfordert
kontinuierlich neues Eigenkapital. Sinkende Börsenkurse machen neues
Eigenkapital aber teurer und damit die Renditearbitrage weniger
attraktiv. Dadurch wird das Unternehmenswachstum zwangsläufig
ausgebremst.
Pacifico Renewables Yield AG und MPCES NV
Auch zwei unserer Portfoliounternehmen
wurden im abgelaufenen Jahr durch die skizzierte Entwicklung getroffen:
Pacifico Renewables Yield AG sowie der MPCES NV. Beide Gesellschaften
bauen sukzessive ein Portfolio mit Erneuerbaren-Energien-Anlagen auf.
Der Aufbau geschieht bisher allerdings ausschließlich mit Fremdkapital
auf Projektebene. Ohne eine weitere, darüber gelagerte Fremdkapitalebene
(wie bei Blue Elephant) musste die yield expansion diese Unternehmen treffen.
Zusammen betrachtet haben beide Beteiligungen die Fondsperformance mit
-1,44% belastet. Kein schönes Ergebnis, in der Gesamtbetrachtung aber
verschmerzbar. Und es wird deutlich, dass die von uns auf Portfolioebene
angestrebte Vermeidung von Risikokumulationen sehr gut funktioniert
hat. Auch wenn hier ein übergeordnetes, makroökonomisches Risiko zu
unserem Nachteil eingetreten ist, waren die direkten Konsequenzen für
unser Portfolio verkraftbar.
Erneut ein erfolgreiches Jahr: wir geben gern etwas zurück
In diesem Jahr haben wir uns entschieden, für das Galapagos Penguin Research & Conservation-Projekt
zu spenden. Durch persönliche Reisen auf das Archipel sind uns die
Inseln und – nicht nur, aber ganz besonders – die Pinguine ans Herz
gewachsen. Gerade der Galapagos-Pinguin ist abhängig vom Funktionieren
des fragilen lokalen Ökosystem; und sein (Fort-)Bestand ist insofern
gleichzeitig ein Spiegelbild für den Zustand der gesamten Inselwelt.
Deswegen ist es uns ein besonderes Anliegen, Dee Boersma von der
Universität Washington, Seattle und Godfrey Merlen zu unterstützen.
Vor einem Jahr haben wir von unserem Engagement für die Bite-Back Shark and Marine Conservation und die Misool Foundation
berichtet. Besonders erfreulich ist, dass in Großbritannien -
maßgeblich durch den Einsatz von Bite-Back - eine entscheidende
Gesetzesänderung durchgesetzt wurde. Diese schiebt der Einfuhr von
Haifischflossen, insbesondere für exklusive Restaurants, ein Riegel vor.
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