Pictet AM Barometer: Aktien bleiben unattraktiv, dafür sind Anleihen umso interessanter

Da der Konjunkturhimmel immer noch bewölkt ist, ist mit weiteren Kursrückgängen bei Aktien zu rechnen. Anleihen hingegen gewinnen an Attraktivität.

12.10.2022 | 10:24 Uhr

Asset-Allocation: Es wird noch schmerzhafter

Der globale Wirtschaftsausblick verdüstert sich wieder, da die weltweite Straffung der Geldpolitik und steigende Energiepreise dem Verbrauchervertrauen und dem Wachstum der Unternehmensgewinne weiter schaden.

Grosse Volkswirtschaften stehen am Rande einer Rezession. Europa spürt den kalten Atem noch stärker als die meisten anderen Regionen. Die nach oben schnellenden Lebenshaltungskosten und die Energieknappheit zwingen die Verbraucher, den Gürtel enger zu schnallen, die Banken, die Kreditvergabe einzuschränken und die Unternehmen, ihre Investitionspläne auf Eis zu legen. All das dürfte sich in den kommenden Monaten negativ auf die Unternehmensgewinne auswirken.

Der Ausverkauf an den Aktienmärkten zu Jahresbeginn hat die Risikobereitschaft der Investoren bereits auf ein Rekordtief gedrückt – an einem solchen Punkt tendieren Aktien und andere riskante Anlageklassen eigentlich immer nach oben –, und jetzt sehen wir erneut Risiken einer Korrektur. Deshalb halten wir an unserer Untergewichtung von Aktien fest.

Wir werden diese Positionierung wahrscheinlich nicht ändern, bis wir eine Stabilisierung bei den Korrekturen der Unternehmensgewinne, eine steilere Zinskurve und eine weitere Verbilligung zyklischer Aktien erkennen.

Im Vergleich dazu scheinen einige Bereiche des Anleihemarktes an Attraktivität zu gewinnen, da die Renditen auf ein Niveau steigen, das zunehmend im Widerspruch zu den wirtschaftlichen Fundamentaldaten steht. Die Gesamtinflation dürfte in den USA ihren Höhepunkt erreicht haben, und auch die Inflationserwartungen sind in den letzten Monaten zurückgegangen. Die monatliche Umfrage der New York Federal Reserve zeigt, dass die Verbraucher im August für die nächsten 12 Monate mit einer Inflation von 5,75% rechnen, die niedrigste Rate seit Oktober 2021. Vor diesem Hintergrund gehen wir bei Anleihen zu einer Übergewichtung über und bevorzugen US-Staatsanleihen – ein sicherer Hafen in turbulenten Zeiten wie diesen. Unsere Positionierung in Liquidität reduzieren wir auf neutral.

Abb. 1 Monatsübersicht: Asset-Allocation Oktober 2022

Quelle: Pictet Asset Management

Unsere Konjunkturzyklusindikatoren zeigen eine deutliche Abkühlung des globalen Wirtschaftswachstums. Wie Abbildung 2 zeigt, sind steigende Kreditkosten in der Regel eine starke Belastung für das globale Geschäftsklima.

Die Aussichten haben sich insbesondere in der Eurozone verschlechtert, wo das Verbrauchervertrauen auf ein Allzeittief gefallen ist und die Energierationierung ein weiteres Risiko für die Industrie darstellt. Da die Wirtschaft in der Eurozone gegen Ende dieses Jahres schrumpfen dürfte, haben wir unsere Prognose für das reale BIP für 2023 von 1% auf 0,2% gesenkt.

Auch in den USA sind die Wachstumsaussichten schwach, obwohl es einige positive Anzeichen gibt, dass sich die grösste Volkswirtschaft der Welt als widerstandsfähig erweist. Die Lage am US-Arbeitsmarkt ist nach wie vor angespannt, die Zahl der Arbeitslosmeldungen geht zurück. Das Verbrauchervertrauen dagegen hat sich den zweiten Monat in Folge verbessert, weil Inflationsängste abgenommen haben.

Die Umfragen zeigen aber auch, dass sich die Unternehmen mit ihren Investitionen weiter zurückhalten. Am Wohnimmobilienmarkt hat die Bautätigkeit stark abgenommen, was einen weiteren Rückgang der Preise für Wohneigentum um 10% in den nächsten sechs Monaten erwarten lässt.

Darüber hinaus sind die typischen Hypothekenzahlungen in Prozent des Einkommens so hoch wie seit den 1980er-Jahren nicht mehr.

Wir werden vorsichtig gegenüber der japanischen Wirtschaft, deren Frühindikatoren sich verschlechtert haben. Die Tätigkeit im verarbeitenden Gewerbe schrumpft und die schwache globale Nachfrage drückt auf den Exportsektor.

Auch die Aussichten für die britische Wirtschaft bleiben schwach.

Die Pläne der Regierung, die grösste Steuersenkung seit 1972 vorzunehmen und die Kreditaufnahme in einer Zeit zu erhöhen, in der der Verbraucherpreisindex des Landes sich einem 40-Jahres-Hoch nähert, hat dazu geführt, dass die Investoren die fiskalpolitische Glaubwürdigkeit des Landes in Frage stellen. Die Folge war ein starker Abverkauf beim Pfund Sterling und britischen Staatsanleihen.

Das Verbrauchervertrauen befindet sich auf einem Allzeittief, und die inflationsbereinigten Löhne werden voraussichtlich um 5% sinken. Wir gehen davon aus, dass die britische Wirtschaft ab dem vierten Quartal dieses Jahres in eine Rezession abgleiten wird – das Gesamtjahreswachstum dürfte im nächsten Jahr bei Null liegen.

Das ausführliche „Pictet AM Barometer: Aktien bleiben unattraktiv, dafür sind Anleihen umso interessanter“ finden Sie unter diesem Link.

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