Robeco: China: Aktien von der Realität eingeholt

Anleger, die auf die Entwicklung in Griechenland fixiert sind, übersehen eine größere Gefahr: Der 8 Billionen US-Dollar schwere chinesische Aktienmarkt könnte erhebliche Probleme bekommen, warnt Lukas Daalder, Chief Investment Officer Robeco Investment Solutions.

13.07.2015 | 08:32 Uhr

Auch wenn Griechenland weiter die Schlagzeilen beherrscht – Chinas Aktienmarkt hat ein Volumen, das 34 Mal größer ist als Griechenlands Bruttoinlandsprodukt (BIP) und 23 Mal so groß wie der Schuldenberg des EU-Landes – auch nach der jüngsten Korrektur der Aktienkurse (nach einer erstaunlichen, 18 Monate dauernden Hausse haben chinesische Aktien in den drei Wochen seit Mitte Juni ein Drittel ihres Werts verloren). 

Warum hat die Rally bei chinesischen Aktien so lange angehalten? „Teilweise hängt dies mit der Erwartung niedrigerer Kreditzinsen zusammen, mit denen Chinas Behörden versucht haben, die Wirtschaft erneut zu stimulieren”, erklärt Daalder. „Diese Erwartung hat sich als richtig erwiesen; denn die verschiedenen Kreditzinssätze wurden in den letzten Monaten tatsächlich sukzessive gesenkt. Die letzte Zinssenkung von Ende Juni hat dem Aktienmarkt aber keinen weiteren Auftrieb gegeben. Die eigentliche Antriebskraft war und ist jedoch das rasant zunehmende Interesse chinesischer Privatanleger. Allein im April und Mai wurden 14 Millionen Wertpapierdepots angelegt, über die Privatkunden mit chinesischen A-Aktien handeln können. Ein wichtiger Aspekt ist, dass viele dieser neuen Anleger ihre Aktienkäufe mit geliehenem Geld finanziert haben, was zu einer starken Zunahme offizieller und auch weniger offizieller Kreditfazilitäten geführt hat. Ein weiterer maßgeblicher Aspekt ist die fehlende Erfahrung vieler dieser Börsenneulinge. Wir haben hier ein klassisches Beispiel für den Herdentrieb.” 

Die Ergebnisse für diese Neulinge in Sachen Kapitalanlage könnten sehr ernüchternd sein, warnt Daalder. „Ein Aktienmarkt, an dem die Kurse losgelöst von den Fundamentaldaten kräftig ansteigen und der von Anlegern befeuert wird, die sich der bestehenden Risiken vermutlich nicht bewusst sind und die ihre Wertpapierkäufe mit Krediten finanzieren: das klingt wie eine klassische Blase. Eine Blase, die – wenn man sich die Verkaufswelle in den letzten drei Wochen ansieht – gerade dabei ist zu platzen.”

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