Robeco Quartalsausblick Q4 2012

Fundamentales Umfeld ist schwach, Verbesserung istb kaum zu erwarten. Am attraktivsten sind aktuell Hochzinsanleihen der Peripheriestaaten sowie Finanztitel im Investmentgrade-Bereich. Schwellenländer sind fair bewertet. Finanzsektor befindet sich im Rückkauf-Modus für eigene Anleihen.

26.09.2012 | 11:54 Uhr

„Die ganz großen Risiken (Tail-Risiken) sind gesunken, seitdem die Zentralbanken rund um den Globus die Führung übernommen haben und ihre Bereitschaft signalisiert haben, nahezu unlimitiert Liquidität in das System fließen zu lassen. Quantitative Lockerung hoch zwei“, nennt das Sander Bus, Leiter des Credit Teams von Robeco, in seinem aktuellen Credit-Outlook für das vierte Quartal 2012. „Die Konsequenzen dieser Maßnahmen werden in ferner Zukunft zum Problem werden. Momentan stützen sie allerdings den Kursanstieg bei Aktien.“

Quantitative Lockerung hoch zwei: Maßnahmen werden in ferner Zukunft zum Problem

„Die Nachwehen des geplatzten Schulden-Super-Zyklus in Europa haben zu schwachem beziehungsweise Null-Wirtschaftswachstum geführt, bei geringer Inflation und geringem Jobwachstum. Die Wahlmöglichkeiten ‚sofortige Sparpakete‘ oder aber ‚Umstrukturierung im Laufe der Zeit‘ machen deutlich: Der Genesungsprozess ist schmerzhaft. Der Druck dürfte noch jahrelang auf den Schultern der Politiker lasten. Dank der Europäischen Zentralbank und dem jüngsten EU-Gipfeltreffen mit konstruktiven Beschlüssen, befindet sich Europa jetzt in der Verbesserungsphase (Improvement) des CRIC Zyklus*. Der CRIC- Zyklus beschreibt die Idee, dass Politiker meist erst dann handeln, wenn sie mit einer akuten Krise konfrontiert sind. Ihr Handeln führt dann zu einer zeitweisen Verbesserung und Entlastung an den Finanzmärkten, worauf eine Stimmung der Selbstzufriedenheit folgt, die die Saat für die nächste Krise streut.

Als nächstes folgt also die Phase ‚Selbstgefälligkeit‘ – wir werden die Politiker genau beobachten und wären nicht überrascht, eine abermalige Phase der Selbstzufriedenheit zu beobachten. Wir halten es für wichtig, dass Politiker die Pläne für eine Bankenunion sowie stärkerer steuerlicher und wirtschaftlicher Integration fortführen. Andernfalls verschwindet der Euro auf lange Sicht.

Liegen wir mit unserer Annahme richtig, dass sich die Tail-Risiken verringert haben, gehen wir davon aus, dass die Renditeaufschläge (Spreads) der Peripherie – ebenso wie Finanzwerte – in einer engeren Spanne gehandelt werden, bei geringerer Volatilität. Anleihen großer europäischer Emittenten – zum Beispiel zyklische deutsche Werte – haben sich verteuert. Unternehmen nutzten das Marktumfeld, um Anleihe-Platzierungen am langen Ende vorzunehmen (10-Jährige).

Im Hochzinsbereich favorisieren wir den europäischen Markt. Für US-amerikanische Hochzinsanleihen haben Anleger damit begonnen, für Risiken einen höheren Preis zu bezahlen. Für Investment-Grade-Anleihen, wo wir übergewichtet bleiben, sehen wir ein größeres Potenzial für Spread-Verengungen als bei Hochzins-Anleihen. Im Bereich ‚Peripherie‘ bleiben wir nahezu neutral.“

Zusammenfassend schließt Sander Bus wie folgt: Das nächste Kapitel des Schulden-Super-Zyklus in Europa dürfte überwiegend ähnlich sein. Weltweit ist die konjunkturelle Lage schwach oder schwächt sich ab. Die Arbeitsmärkte senden kaum positive Signale und alle nur denkbaren pessimistischen Szenarien könnten Realität werden (z.B. das „Fiscal Cliff“ in den USA, Rezession in China und der Peripherie). Momentan hat dies jedoch noch keine Relevanz. Der Markt befindet sich in einem sensiblen Gleichgewicht zwischen fundamentalen und technischen Faktoren. In naher Zukunft jedenfalls, geht Bus von sinkenden Renditen aufgrund fallender Risikoaufschläge (Spreads) bei Peripherie- und Finanztiteln aus.

Der vollständige Quartalsausblick im englischen Original im pdf-Dokument

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