Robeco: „US-Zinsen: Vorsicht vor zu früher Anhebung"

„Die US-Wirtschaft hat sich erholt, aber dennoch bestehen große Risiken. Eine Zinsanhebung erscheint daher verfrüht und könnte sich als Fehler erweisen. Schon in der Vergangenheit sind Notenbanken in diese Falle getappt“, sagt Kommer van Trigt, Leiter des Global Fixed Income Macro Teams bei der Fondsgesellschaft Robeco.

26.10.2015 | 13:17 Uhr

Ist die amerikanische Notenbank kurz davor einen Fehler zu begehen, indem sie die Zinsen zu früh anhebt? Es ist sieben Jahre her, dass die Fed die Zinsrate auf 0 bis 0,25 Prozent reduziert hat. Es folgten mehrere Quantitative-Easing-Programme. In diesem Jahr ist das allbeherrschende Thema an den Finanzmärkten, ob die Fed beginnt, die kurzfristigen Zinsraten zu normalisieren. Einige Mitglieder des Offenmarktausschusses der Notenbank haben verlauten lassen, dies tatsächlich zu tun. So haben sie die Diskussion selbst angefacht.

Sicherlich, sieben Jahre nach dem Beginn der „Großen Rezession“ ist die US-Wirtschaft in einer viel besseren Verfassung. Nichtsdestotrotz lauern Risiken. Die konjunkturelle Abschwächung in China lässt die globale Nachfrage schwächeln. Der Produktionssektor in den USA leidet unter dem starken Dollar und dem Rückgang des weltweiten Handels. Deflationäre Kräfte gewinnen an Stärke. Bislang gibt es kaum Belege für einen deutlichen Aufwärtsdruck auf die Löhne, die globalen Entwicklungen drücken sogar die Preisentwicklung und die Inflationserwartungen in den USA und in anderen Teilen der Welt. Die Fünf-Jahres-Break-Even-Inflationsrate in den USA, ein Maß für die erwartete Preisentwicklung, hat Anfang Oktober ihren tiefsten Wert in diesem Jahrzehnt erreicht. Der nahezu spektakuläre Preisverfall bei den Rohstoffen in den vergangenen Jahren ist prägnant, und die globalen Überschusskapazitätener scheinen reichlich.

Zu frühe Zinsanhebungen gab es schon häufiger

In der Vergangenheit gab es bereits mehrere Beispiele für zu frühe Zinsanhebungen. In Japan etwa wardies in den vergangenen 25 Jahren häufiger zu beobachten. Im Jahr 2000 hat die Bank of Japan einenleichten Anstieg der Inflation fehlgedeutet und sah deflationäre Gefahren gebannt. Ein Jahr spätermusste sie die Zinsen zurück auf null Prozent senken. Die Geschichte wiederholte sich. 2008 musste die Notenbank die Zinsen wiederum auf nahe Null senken, nachdem sie diese zwei Jahre zuvor erhöht hatte. Wir müssen aber gar nicht in die Ferne und zu weit in die Vergangenheit schweifen: Im Jahr 2011 erhöhte die Europäische Zentralbank (EZB) die Zinsrate. Damals befürchtete sie, dass die gestiegenenEnergiepreise anhaltende Auswirkungen auf die langfristigen Inflationserwartungen haben würden. Aberinnerhalb von sechs Monaten musste der damalige EZB-Präsident Jean-Claude Trichet die Zinsen wieder senken, da die Eurozone erneut in die Rezession schlitterte.

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