Robeco: Weltkonjunktur stabilisiert sich weiter

Investoren sollten dennoch gegenüber Aktienanlagen eine neutrale Haltung einnehmen, meint Robeco Chefvolswirt Léon Cornelissen.

14.10.2013 | 11:25 Uhr

Angetrieben von den etablierten Industrienationen verbessert sich die Weltwirtschaft immer weiter. Investoren sollten dennoch gegenüber Aktienanlagen eine neutrale Haltung einnehmen. Zu diesem Schluss kommen die Volkswirte von Robeco in ihrem monatlichen Finanzmarkt-Ausblick. Lediglich Teile der Pazifikregion sieht das niederländische Investmenthaus leicht positiv. High- Yield-Bonds bleiben die favorisierte Anlageklasse der Kapitalmarktexperten.

Die Wahrscheinlichkeit eines traditionellen Konjunkturaufschwungs ist nach Einschätzung von Robeco leicht gestiegen. Basisszenario der Investmentstrategen bleibt mit einer Wahrscheinlichkeit von 65 Prozent jedoch ein unter dem langjährigen Durchschnitt liegendes Wachstum. Die europäische Wirtschaft sieht Robeco auf dem Weg der Besserung. „Die aktuellen Einkaufsmanagerindizes bestätigten, dass die Erholung im Euroraum Fahrt aufnimmt“, erläutert Léon Cornelissen, Chefvolkswirt bei Robeco. Angeführt werde die Erholung von Deutschland, aber auch Frankreich sei auf den Wachstumspfad zurückgekehrt, so der Robeco-Experte weiter. Anleger müssten allerdings im Hinterkopf behalten, dass die wirtschaftliche Stabilisierung bisher moderat ausfalle.

Niedrige Inflation hilft der Wirtschaft

Mit Aufmerksamkeit registrieren die Volkswirte, dass die jährliche Teuerung im Euroraum zuletzt auf 1,1 Prozent sank. „Damit bietet sich der Europäischen Zentralbank ein gewisser Spielraum für zusätzliche geldpolitische Stimuli, auch wenn angesichts der aktuellen Konjunkturerholung keine Eile für übereilte Schritte besteht“, urteilt Cornelissen. Für die USA erwartet Robeco, dass der Streit um den Staatshaushalt und die Anhebung der Schuldenobergrenze die Expansion der Wirtschaft nur vorübergehend beeinträchtigt. „Die US-Wirtschaft zeigt nachhaltige Stärke, wie die Konjunkturindikatoren schließen lassen.“ Vorteilhaft sei ferner, dass sich die Teuerung in den Vereinigten Staaten auf 1,5 Prozent reduziert habe.

Favoritenwechsel an den Aktienmärkten

Robeco steht US-Titeln wegen der Haushaltsstreitigkeiten in Washington etwas reservierter gegenüber. „Wegen der starken Realwirtschaft ist es wahrscheinlich, dass die US-Notenbank in den kommenden Monaten mit der Reduzierung ihrer monatlichen Anleihekäufe (Tapering) beginnt“, so Cornelissen. Europäische Aktien hält Robeco zunehmend für attraktiv: „In Europa hat sich das Ertragswachstum beschleunigt und die Gewinnmultiplen sehen ebenfalls günstiger aus“, erläutert Cornelissen. Positiv beurteilt der Robeco-Volkswirt auch die Perspektiven an der Tokioter Börse. „Die Konjunktur verbessert sich signifikant, die Unternehmensgewinne steigen überdurchschnittlich“, begründet Cornelissen seinen Optimismus und verweist dabei auch auf die anhaltende Schwäche des Yen. Angesichts der eigenen wirtschaftlichen Stärke werde Japan wohl die Mehrwertsteuer im kommenden April wie geplant von fünf auf acht Prozent anheben können.

Neutral bewertet Robeco derzeit die Aktienmärkte der Schwellenländer. „Das Gewinnwachstum und die Bewertungen der Unternehmen verbessern sich“, so Léon Cornelissen. „Allerdings erwarten wir noch keine signifikanten Fortschritte in der Allgemeinwirtschaft“, schränkt der Volkswirt ein. Die Politik habe nur begrenzten Spielraum, die aktuelle zyklische Wirtschaftsabschwächung zu bekämpfen.

High Yields überzeugen

Eine Lanze bricht Robeco für High-Yield-Bonds. Das niederländische Investmenthaus favorisiert diese Anlageklasse vor allem wegen des stabilen fundamentalen Umfelds. „Die Ausfallraten im High-Yield-Segment sollten 2013 und 2014 auf dem tiefen Niveau von rund zwei Prozent verbleiben“, so ornelissen. Zwar liege der Renditespread von Hochzinsanleihen mit aktuell rund 490 Basispunkten knapp unter dem langfristigen Durchschnitt. Jedoch überzeuge die Perspektive auf attraktive absolute rträge. Bei Investmentgrade-Unternehmensanleihen sei das anders: Ihre niedrigen Renditeaufschläge böten keinen ausreichenden Puffer bei möglichen Zinssteigerungen. Robeco stuft diese Anlageklasse daher mit „Neutral“ ein. Von Staatsanleihen wiederum rät Robeco wegen der vorherrschenden negativen Realzinsen weiterhin ab.

Der Marktkommentar im pdf-Dokument

Der monatliche Ausblick im pdf-Dokument

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