Robeco: Zeit für Plan B - Geldpolitik allein reicht nicht

Die Geldpolitik ist nicht mehr in der Lage, die Wirtschaft alleine in Gang zu bringen. Es wäre also Zeit für Plan B. Gibt es denn einen? Dieser Frage geht Lukas Daalder, Chief Investment Officer von Robeco Investment Solutions, in seinem Ausblick für 2017 nach.

08.12.2016 | 12:11 Uhr

Der Robeco-Experte schätzt die Wachstumsaussichten für 2017 zwar grundsätzlich positiv ein, allerdings bleiben die Auswirkungen der anstehenden Wahlen in Europa, die Folgen des Brexit und der Wahlsieg Donald Trumps weiter unklar. „Donald Trump will die Wirtschaft mit Hilfe der Finanzpolitik ankurbeln und würde damit die übermäßige Abhängigkeit von der Geldpolitik beenden. Man könnte das als eine fixe Idee abtun. Dass inzwischen aber selbst die Europäische Zentralbank die Regierungen auffordert, ihre Rolle ernst zu nehmen, macht deutlich, dass sich die Einstellung zu diesem Thema verändert. Verbunden mit dem im Allgemeinen knappen Arbeitskräfteangebot in den meisten führenden Volkswirtschaften könnte dies bedeuten, dass die Inflation vor einem Comeback steht“, erläutert Daalder. „Angesichts der derzeit niedrigen Wachstumserwartungen ist deutlich mehr Spielraum für positive Überraschungen vorhanden, da anscheinend alle davon ausgehen, dass sich das Wachstum dauerhaft verlangsamen wird. Positive Überraschungen beim Wachstum könnten für eine dringend benötigte Stimmungsverbesserung sorgen und auch die Investitionstätigkeit als zusätzlichen Wachstumsmotor wieder in Schwung bringen.“

NEU: Robeco präsentiert den Blick in die nahe Zukunft erstmals als dynamische Infografik in deutscher Sprache: Klick zum thematisch gegliederten PDF inklusive Intro-Video (auf Englisch)

Lesen Sie im ausführlichen Ausblick unter anderem, warum 2017 ein gutes Jahr für Aktien aus Europa und den Schwellenländern werden könnte, welche Risiken Staatsanleihen mit negativen Renditen bergen und inwieweit Robeco mit einem Anstieg der Renditen rechnet.

Themenauszug „Robeco Ausblick 2017“

Europa

Die anstehenden Wahlen in Frankreich und Deutschland werden je nach Wahlausgang weitreichende Folgen für die Wirtschaft haben. Allerdings könnte die derzeitige Politik noch kurzfristig Maßnahmen – wie zum Beispiel eine Erhöhung des Mindestlohns, Sparmaßnahmen oder Steuererleichterungen – verabschieden, die positive Auswirkungen auf die Wählergunst und die Wirtschaft haben sollten.

Sollte Italien einen Austritt aus der Eurozone erwägen, würde dies das Wirtschafts- und Finanzsystem der Eurozone nachhaltig erschüttern und wahrscheinlich eine schwere Rezession sowie eine große politische Krise in Europa hervorrufen.

Nach dem Brexit erwarten wir für Großbritannien eine höhere Inflation und eine Verlangsamung des Wirtschaftswachstums im nächsten Jahr.

USADie US-Wirtschaft hat inzwischen Vollbeschäftigung erreicht, und das Lohn- und Gehaltswachstum hat sich stetig verbessert. Damit sollte der private Konsum steigen und die Investitionstätigkeit der Unternehmen dürfte sich erhöhen.

Wir erwarten einen moderaten Rückgang der Gewinnmargen in Verbindung mit einer Umsatzsteigerung. Damit sollte das Gewinnwachstum in den USA 2017 generell wieder im positiven Bereich liegen. Diese Entwicklung könnte das hohe Bewertungsniveau von US-Aktien rechtfertigen. Wir rechnen mit einer höheren Inflationserwartung und würden die Theorie von langfristiger Stagnation nuancieren. Aktien sollte daher in der Anlegergunst steigen, da sie sich als besserer Schutz vor Inflation erwiesen haben.

Von der US-Notenbank Fed erwarten wir höchstens zwei moderate Zinserhöhungen.

Schwellenländer

Wir sehen die Entwicklung in den Schwellenländern positiv: Große Schwellenländer wie Brasilien und Russland überwinden allmählich die Rezession, wobei abnehmende Inflationsraten eine Lockerung der Geldpolitik ermöglichen. In Indien und Indonesien werden Reformen umgesetzt, und beide Länder dürften solide Wachstumsraten erreichen.

Unter dem Strich gehen wir davon aus, dass China seine Probleme noch eine Weile vor sich herschieben wird. Das ist längerfristig betrachtet zwar negativ, wird Enttäuschungen beim Wachstum im kommenden Jahr aber in Grenzen halten.

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