Rohstoffausblick 2013

Titel der Publikation: Rohstoffe 2013: Hohe Unsicherheit verspricht ein weiteres turbulentes Jahr
Veröffentlichung: 12/12
Autor: Thilo Heidrich
Auftraggeber: Deutsche Postbank AG (Website)
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Ölpreis wird nur moderat steigen. Chancen für weiteren Anstieg von Gold und Silber stehen gut. Gespaltener Ausblick für Industriemetalle.

20.12.2012 | 09:12 Uhr

Die Schuldenkrise der Eurozone und die Sorgen um die globale Konjunkturentwicklung waren die größten Einflüsse, mit denen die Rohstoffpreise 2012 zu kämpfen hatten, analysiert Thilo Heidrich in der aktuellen Postbank-Studie „Rohstoffe 2013: Hohe Unsicherheit verspricht ein weiteres turbulentes Jahr“. Denn neben den Industriestaaten sei es auch in vielen Schwellenländern – insbesondere in China – zu einer konjunkturellen Abkühlung gekommen. Zuversicht verbreiteten dagegen die Maßnahmen der Zentralbanken. Das „Quantitative Easing“-Programm der US-Notenbank Fed und die massiven langfristigen Liquiditätsspritzen für Geschäftsbanken durch die Europäische Zentralbank (EZB) haben den Abwärtstrend der Rohstoffpreise beenden und für eine Belebung besonders bei den Edelmetallen sorgen können. „Die zwischenzeitliche Entspannung ist mittlerweile jedoch der noch immer nicht ausgestandenen Verschuldungskrise gewichen, was dazu führte, dass die Rohstoffnotierungen am aktuellen Rand wieder leicht nach unten tendieren“, erkennt Heidrich.

 

„Ölpreis wird 2013 moderat steigen“

Exemplarisch für das Auf und Ab vieler Rohstoffpreise im Jahr 2012 stehe der Ölpreis. Ende 2011 lag der Preis pro Barrel (ca. 159 Liter) der Nordseesorte Brent bei 107,58 US-Dollar. Nach einem Anstieg auf 130 US-Dollar binnen weniger Tage fiel er jedoch auf zeitweise weniger als 90 US-Dollar. Neben der Eurokrise macht Heidrich die schwache Konjunkturentwicklung in den USA – dem größten Ölnachfrageland der Welt – dafür verantwortlich. Der vorherige Preisanstieg sei auf die Liquiditätsmaßnahmen der EZB und die Drohung Irans, die Meerenge von Hormus zu blockieren – und damit einen Großteil der Öllieferungen nach Europa zu verhindern – zurückzuführen. Insgesamt habe sich der Ölpreis per Saldo mit aktuell 111 US-Dollar gegenüber dem Jahresultimo von 2011 leicht erhöht. Auf diesem Niveau erwartet ihn der Postbank-Experte auch in den kommenden Monaten: „Dafür spricht in erster Linie das schwache globale Konjunkturumfeld und die damit verbundene geringe Nachfrage.“ Erst wenn die Konjunktur im Verlauf des nächsten Jahres wieder an Fahrt gewinne, dürfte auch der Ölpreis steigen. „Allerdings sehen wir das Anstiegspotenzial für den Ölpreis auf absehbare Zeit aus diversen Gründen begrenzt“, so Heidrich. Kurzfristig dürften die nach wie vor hohen Lagerbestände in den USA sowie den OECD insgesamt einen allzu deutlichen Preisanstieg verhindern. Mittelfristig zeichne sich eine dauerhafte Entspannung auf der Angebotsseite ab. „Denn die USA werden laut des kürzlich veröffentlichten ‚World Energy Outlook‘ der International Energy Agency (IEA) bis spätestens Mitte der 2020er-Jahre Saudi-Arabien als größtes Ölförderland der Welt ablösen“, so Heidrich. Mittel- bis langfristig könnte die starke Ausweitung des Angebots den Ölpreis deckeln. Auf Sicht der nächsten Monate erwartet Heidrich angesichts einer leichten Konjunkturbelebung und einer steigenden Nachfrage einen moderaten Anstieg. „Ende 2013 sehen wir den Brent-Ölpreis bei 120 US-Dollar pro Fass.“

 

Der Run auf Gold wird weitergehen

„Die Edelmetalle gehörten bei den Rohstoffen eindeutig zu den Gewinnern des zu Ende gehenden Jahres“, resümiert Heidrich. „Gold, Silber und Platin liegen aktuell allesamt gegenüber ihren jeweiligen Vorjahresultimowerten im Plus.“ Von der Krise hätten insbesondere Gold und Silber profitieren können, da sie als sicherer Hafen und als Inflationsschutz gelten. Vor allem aus Angst vor der Geldentwertung stieg der Goldpreis im dritten Quartal 2012 sprunghaft an, was insbesondere an der expansiven Geldpolitik von Fed und EZB gelegen habe. „Wie stark dieser Effekt wirkt, zeigt sich vor allem beim Vergleich mit Platin, das aufgrund einer im Vergleich viel stärkeren Nutzung einen wesentlichen höheren Bezug zur Realwirtschaft hat“, so der Postbanker. „Seit 2011 befindet sich der Goldpreis konstant über dem Platinpreis, nachdem er zuvor jahrzehntelang darunter gelegen hatte.“ Dies untermauere die Rolle des Goldes als „Krisenwährung“. Für 2013 erkennt Heidrich weiteres Anstiegspotenzial für den Goldpreis. Das Zinsumfeld werde mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit weiterhin extrem niedrig bleiben. Dies mache Goldanlagen im Vergleich zu anderen Anlageformen attraktiver. „Wir erwarten, dass der Goldpreis von derzeit etwa 1.730 US-Dollar bis Ende 2013 auf 1.900 US-Dollar je Feinunze (ca. 31 Gramm) steigen wird“, so der Experte. Das begünstige auch die Chancen für den Silberpreis, da dieser die Bewegungen des Goldpreises in den vergangenen Monaten nahezu exakt nachgezogen habe. „Vor allem zu Investitionszwecken wurde Silber in den vergangenen Jahren verstärkt nachgefragt“, sagt Heidrich. „Denn der von Rekord zu Rekord eilende Goldpreis hat die Suche nach Alternativen verschärft.“ Diese Koppelung an den Goldpreis dürfte Silber in den nächsten Monaten weitere Anstiege bescheren.

 

Ausblick bei Industriemetallen ist gespalten

Im Sektor der Industriemetalle hinterließen die zuletzt größer werdenden Konjunktursorgen ihre Spuren. So habe der Aluminiumpreis seit Mitte September binnen zwei Monaten um gut elf Prozent nachgegeben. Der Abwärtstrend halte bereits seit Mitte 2011 an. Als Treiber des jüngsten Rückgangs macht Heidrich hauptsächlich die chinesische Konjunktur verantwortlich: „Chinas Anteil am weltweiten Aluminiumverbrauch beträgt etwa 40 Prozent und da sich das Wachstum im Reich der Mitte bereits seit einiger Zeit verlangsamt, sank auch die Aluminiumnachfrage.“ Für das kommende Jahr zeichne sich bisher kein klarer Trend für den Aluminiumpreis ab. „Einem deutlichen Anstieg stehen vor allem die hohen Lagerbestände sowie das insgesamt schwache konjunkturelle Umfeld entgegen“, meint Heidrich. „Gleichzeitig erwarten wir jedoch eine gewisse konjunkturelle Erholung im Verlauf von 2013, die wiederum gegen einen anhaltenden Abwärtstrend spricht.“ Am ehesten werde sich der Aluminiumpreis in diesem Spannungsfeld seitwärts bewegen. Kupfer habe – wie viele andere Rohstoffe – zu Beginn des Jahres einen kräftigen Preisanstieg verzeichnen können. „Binnen eines Monats kletterte er um gut 1.000 auf etwa 8.500 US-Dollar je Tonne und hielt sich für einige Monate auf diesem Niveau.“ Gründe für das hohe Preisniveau erkennt Heidrich in technischen Förderproblemen, schlechtem Wetter und den Aufständen von Minenarbeitern. Im weiteren Jahresverlauf habe aber auch der Kupferpreis unter der Schuldenkrise und der globalen Konjunkturverlangsamung leiden müssen. Für das kommende Jahr zeichne sich hier aber eine umgekehrte Entwicklung ab: „Die International Copper Study Group (ICSG) rechnet mit vergleichsweise deutlichen Anstiegen der Minenförderung sowie der Herstellung von raffiniertem Kupfer“, sagt Heidrich. „Dagegen wird lediglich mit einem geringen Anstieg der weltweiten Nachfrage gerechnet.“ Den Angebotsüberhang beziffere die ICSG mit 458.000 Tonnen. Unter dem Strich dürfte sich der Kupferpreis damit im Verlauf von 2013 verringern.

 

2013 wird schwierig

Insgesamt könnten sich die Rohstoffe 2013 ähnlich unbeständig präsentieren wie im auslaufenden Jahr. „Mit Blick auf die globale Konjunktur erwarten wir im Verlauf des kommenden Jahres eine allmähliche Erholung, von der tendenziell der Ölpreis und konjunktursensible Rohstoffe wie Industriemetalle profitieren sollten“, sagt Heidrich. Allgemeingültige Aussagen seien aber aufgrund unterschiedlicher fundamentaler Voraussetzungen nicht möglich. „Sicher ist nur, dass die Zeiten des Booms, in denen Preisanstiege in allen Rohstoffklassen verzeichnet werden, so schnell nicht wieder kommt“, ist der Experte überzeugt. Für Investoren sei eine kritische Betrachtung damit unumgänglich.

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