Rohstoffe: Kaufe im Januar, verkaufe im Mai

Eine aktuelle Studie zeigt: In den frühen Monaten eines Kalenderjahres findet oft eine Outperformance des Rohstoffsektors statt. In der Zeit von August bis November performen Rohstoffe dagegen schwächer.

15.12.2016 | 15:07 Uhr von «Matthias von Arnim»

Steigt der Ölpreis, wenn es im Winter kalt wird? So einfach ist es leider nicht. Die Preisentwicklung von Rohstoffen unterliegt ganz eigenen Gesetzen. Angebot und Nachfrage gehorchen nicht nur saisonalen Effekten. Trotzdem lassen sich über längere Zeiträume bestimmte Muster erkennen.

So findet laut einer Studie von ETF Securities, einem Anbieter von Exchange Traded Products (ETPs), eine Outperformance des Rohstoffsektors vor allem in den frühen Monaten eines Kalenderjahres statt.

ETF Securities fand heraus, dass die Handelsstrategie „Kaufen im Januar und Verkaufen im Mai“ bei Rohstoffkörben über den Zeitraum einer 24-Monatsperiode überzeugende Erträge gebracht hat. Im Gegensatz dazu präsentiert sich die Zeit von August bis November für Rohstoffe schwächer.

James Butterfill, Head of Research and Investment Strategy bei ETF Securities, erklärte dazu, dass Rohstoffkörbe sowie die Agrar- und Industriemetallsektoren historisch gesehen die stärkste Überperformance am Anfang eines Jahres zeigten.

Rohstoffe sind von ähnlichen saisonalen Veränderungen betroffen wie Aktien

Der Zusatz „Verkaufe im Mai und kaufe erneut am St. Leger Day“ basiert auf einem bekannten saisonalen Effekt an den Aktienmärkten. Bestehen dieselben saisonalen Effekte auch an den Rohstoffmärkten? Und was noch wichtiger ist: Sind sie von Bedeutung? Aus historischer Sicht finden sich Belege ähnlicher saisonaler Trends bei Rohstoffen wie auch bei Aktien. Der nachfolgende Chart hebt die durchschnittliche Monatsperformance für Aktienund Rohstoffe hervor und zeigt dabei die Gemeinsamkeiten im saisonalen Verhalten auf.

Dabei entwickeln sich Rohstoffe von August bis November allerdings tendenziell besonders schwach. Aus der Analyse lässt sich schließen, dass sich Rohstoffe von Januar bis April in der Regel besonders gut, im Oktober und November hingegen am schlechtesten entwickeln.

Halten die saisonalen Effekte einer statistischen Prüfung stand?

„Unsere Forschung bestätigt, dass das Sprichwort ‚Sell in May and go away’ bei Aktien nicht stichhaltig ist. Jedoch bringt das Übernehmen der Strategie, im Januar zu kaufen und im Mai zu verkaufen, bei Rohstoffen statistisch betrachtet bessere Resultate als Strategien, die Rohstoffe nur einzelne Monate zu halten“, so Butterfill.

Zur Untermauerung seiner Ergebnisse unterzog Butterfill die saisonale Analyse der Prüfung mittels eines Regressions-Tools. Zu diesem Zweck seien p-Werte am besten geeignet, so Butterfill. P-Werte beurteilen, inwieweit die Daten das Argument stützen, dass eine zufällige Zahl ebenso gültig wäre. Je höher der p-Wert, desto höher die Wahrscheinlichkeit, dass dies zutrifft, und desto geringer die Signifikanz der Ergebnisse. Ein Wert unter 10% wird als statistisch signifikant erachtet.

ETF Securities fand heraus, dass sowohl Rohstoffkörbe als auch die Agrar- und Industriemetallsektoren die höchsten Anzeichen an Saisonalität aufweisen. Gold war immun gegen saisonale Effekte und die Performance von Erdöl war generell zu volatil.

„Die Gründe hierfür sind komplex, jedoch glauben wir, dass das kühlere Wetter in der nördlichen Hemisphäre sowie die Lagerbestände zu Jahresbeginn ausschlaggebende Faktoren sind. Es ist jedoch verblüffend, dass diese nicht eingepreist werden“, fasst Butterfill zusammen.

Die Analysten haben testweise eine Handelsstrategie erstellt, bei der ein Portfolio Anfang Januar nur mit Rohstoffen gefüllt ist, Ende April verkauft und dann für den Rest des Jahres durch Bargeld ersetzt wird. Das Ergebnis verblüfft: Diese Strategie brachte seit 1991 jährliche Renditen von 6,8 Prozent im Vergleich zu 6,6 Prozent Rendite von Aktien. 

Die komplette Analyse und der Marktausblick als pdf-Dokument.

(MvA)

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